Neue Studie facht die Atom-Debatte an

Eine neue Studie belegt ein deutlich erhöhtes Krebsrisiko für Kinder und Jugendliche im Umfeld von Atomkraftwerken.

Trecker-Protest

Trecker-Protest gegen die Atomenergie.
Foto: dpa/DPA

Berlin/Hannover. Kaum mehr als drei Wochen vor der Bundestagswahl wird damit die Diskussion über den künftigen Umgang mit Kernkraft noch einmal angeheizt.

Mehr zum Thema

Hamburger Abendblatt

Der Epidemiologe Eberhard Greiser hat im Auftrag der Grünen Zahlen zu Leukämieerkrankungen im Umfeld von über 80 Atommeilern in fünf Ländern gesammelt. Resultat: Bei Säuglingen und Kleinkindern bis zu fünf Jahren liegt im Umkreis von 20 bis 50 Kilometern die Zahl der Erkrankungen um 19 Prozent über dem Durchschnitt, bei Kindern bis 15 Jahren um 13 Prozent. In Deutschland wird diese Frage vor allem wegen der auffällig großen Zahl von Leukämie-Erkrankungen im Umfeld des Reaktors Krümmel kontrovers diskutiert.

Die Forderung, diesen Reaktor nicht wieder ans Netz zu lassen, wurde durch die Pannenserie der vergangenen Jahre noch lauter.

Thema wird die Studie über die Leukämiefälle auch an diesem Sonnabend bei der Großdemonstration der Kernkraftkritiker in Berlin sein. Slogan dabei: "Mal richtig abschalten". Zu der Kundgebung sind Gegner des geplanten Endlagers für hoch radioaktiven Müll in Gorleben im Wendland mit rund 300 Traktoren Anfang der Woche bereits aufgebrochen und nach Besuchen der Endlager Asse und Morsleben inzwischen in Berlin eingetroffen. Insgesamt rufen rund 100 Organisationen zur Teilnahme auf.

SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier attackierte bereits am Freitag CDU und FDP. Deren Pläne für längere Laufzeiten der Atomreaktoren und ihr Festhalten an einem Endlager Gorleben führten das Land "in eine energiepolitische Sackgasse und gefährden die innere Sicherheit". Steinmeier warnte, ein Zurück zur Atomkraft verlangsame den notwendigen Umstieg auf erneuerbare Energie und provoziere einen "gesellschaftlichen Großkonflikt".

In Niedersachsen haben sich führende Gewerkschaftler von IG Metall und Ver.di einer neuen Allianz gegen Atomkraft mit Politikern wie dem SPD-Fraktionschef im Landtag, Wolfgang Jüttner, und der grünen Bundestagsabgeordneten Brigitte Pothmer angeschlossen. Mit Blick auf Gorleben, das marode Endlager Asse und das fast fertige Endlager Schacht Konrad sagte IG-Metall-Chef Hartmut Meine: "Wir wollen nicht länger das Atomklo der Republik sein." Nicht dabei ist die IG Bergbau, Chemie und Energie, deren Mitglieder die Mitarbeiter der Energiekonzerne sind.