Limburgs Pressesprecher im domradio-Interview
Geschrieben von jnwwebmaster am August 23 2008 07:02:43

„Wirkung nicht ausreichend auf dem Radarschirm gehabt“

Im Wortlaut: Limburgs Pressesprecher im domradio-Interview zum Fall Kollas

Der Limburger katholische Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst hat einen Bezirksdekan abberufen, weil er im Wetzlarer Dom eine Segnungsfeier für ein homosexuelles Paar mitgestaltet hatte. Nach der Lehre der katholischen Kirche sei es unmöglich, eingetragene Lebenspartnerschaften zu segnen, erklärte der Öffentlichkeitsreferent des Bistums, Robert Eberle, am Mittwoch dem domradio. Lesen Sie hier das Interview im Wortlaut.

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domradio: Was hat der Dekan von Wetzlar nach Ansicht des Bischofs falsch gemacht?
Eberle: Es ist durch die Segnung eines homosexuellen Paares in Wetzlar der falsche Eindruck entstanden, die katholische Kirche stelle homosexuelle Lebensgemeinschaften der Ehe gleich. Und das ist eben nicht so, die katholische Kirche schützt und stärkt Ehe und Familie als Grundlage für die Zukunft unserer Gesellschaft. Und als katholische Kirche sehen wir uns natürlich auch verpflichtet für Homosexuelle angemessene Formen der Seelsorge zu suchen, aber nach der Lehre der Kirche kann das auf keinen Fall zur rechtlichen Anerkennung oder zur Segnung von homosexuellen Lebensgemeinschaften führen. Eine Segnung eingetragener Lebensgemeinschaften durch katholische Seelsorger ist nicht möglich und das hat das Bistum Limburg noch einmal klargestellt.

domradio: Nun hat der Dekan ja keine Eheschließung von Homosexuellen gefeiert, sondern sie ganz einfach gesegnet, nachdem sie standesamtlich geheiratet hatten. Was ist daran so schlimm? Dass sie im Dom gesegnet wurden? Der Segen an sich?
Eberle: Schlimm ist der Eindruck, da werde eine homosexuelle Lebensgemeinschaft behandelt wie eine Ehe: Also zuerst gehen zwei Menschen zum Standesamt und dann gibt es den Segen der Kirche. Wie wichtig es ist, dass wir noch mal klar stellen, dass dem nicht so ist, zeigt sich jetzt auch an den Zeitungsschlagzeileen, da ist jetzt u.a. von „Homosexuellentrauung“ die Rede. Viele können zwischen Segen und Ehesakrament nicht unterscheiden und der Segen der Kirche liegt eben auf den Ehen und den Familien. Und auch unser Grundgesetz verlangt ja die Bevorzugung der Ehe gegenüber allen anderen Formen der Partnerschaft, weil eben die Ehe für die Gesellschaft Unvergleichliches leistet, weil in Ehen Kinder aufwachsen und erzogen werden, die wichtig sind für die Zukunft unserer Gesellschaft.

domradio: Pfarrer Peter Kollas hat das homosexuelle Paar gesegnet und sah sich dabei offensichtlich auf dem Boden der katholischen Kirche. So meldete es zumindest die Wetzlarer Zeitung. Das sieht der Bischof offensichtlich anders.
Eberle: Pfarrer Kollas weiß, dass er da einen Fehler gemacht hat, er hat den Fehler inzwischen auch eingesehen, er hat die Wirkung, die da entstanden ist durch dieses Segenswort im Dom offenbar nicht ausreichend auf seinem Radarschirm gehabt. Es gab heftige Irritationen übrigens nicht nur bei Katholiken sondern auch bei evangelischen Christen. Bei diesen Feierlichleiten im Dom von Wetzlar war ja auch ein evangelischer Pfarrer dabei, der gepredigt hat. Die Irritationen, die es dann gab, hat Pfarrer Kollas nicht beabsichtigt, er hat den Fehler eingeräumt und dem Bischof versichert, sowas vorher noch nie getan zu haben und künftig nicht mehr zu tun.

domradio: Die Abberufung vom Amt des Bezirksdekans ist eine harte Strafe. War das die einzig mögliche Konsequenz?
Eberle: Wenn ein Pfarrer in der Kirche Schaden oder Verwirrung verursacht, dann muss ein Bischof handeln und das hat unser Bischof getan, sofort nach dem die Irritationen bekannt wurden, um weiterern Schaden von der Kirche und von der Seelsorge fern zu halten. Bezirksdekane sind die Vertreter des Bischofs in den Bezirken, da muss ein Bischof ein besonderes Vertrauen haben können, und wo dieses Vertrauen gestört ist, muss es Konsequenzen haben. Der Pfarrer ist deshalb vom Amt des Bezirksdekans abberufen worden, aber er bleibt Pfarrer vor Ort, wo er übrigens seit vielen Jahren in der Seelsorge eine gute Arbeit leistet. Der Bischof von LImburg wird in den nächsten Tagen für den Bezirk Wetzlar einen neuen kommissarischen Bezirksdekan ernennen.