Bootsunglück vor Malta
Geschrieben von jnwwebmaster am August 28 2008 10:28:43

"70 Flüchtlinge ertrinken in schwerer  See!"

Nach Angaben von ard.de sind vermutlich 70 Flüchtlinge, die aus Lybien nach Südeuropa flüchten wollten, ertrunken. Laut den Aussagen der 8 Überlebenden, gingen ihnen zuerst die Wasservorräte zu neige, dann lief ihr Schlauchboot voll mit Wasser. 70 der 78 Insassen wurden über Bord gespült, darunter auch mehrere Schwangere. Maltesischen Fischern gelang es schließlich die 8 Überlebenden zu retten. Zur Zeit befinden sich die Überlebenden in Haft auf Malta.
Laut dem UN-Flüchtlingshochkommissariats auf Malta, befinden sich die Überlebenden sowohl psychisch als auch gesundheitlich in einem sehr schlechten Zustand.

Wenn sich die Zahlen bestätigen, sagte die UNHCR-Sprecherin, dann wäre das Unglück vergleichbar mit einem Flugzeugabsturz. Überlebende so einer Katastrophe würden sofort bestmöglich psychologisch versorgt, doch den Flüchtlingen wird so etwas nicht angeboten.
Stattdessen werden sie inhaftiert und dann wieder ausgewiesen!

26.8.2008

„Wir brauchen mehr Menschlichkeit“

Jesuitendienst fordert nach Flüchtlingstragödien neue Asylpolitik

Täglich erreichen uns neue Meldungen über Flüchtlingstragödien aus dem Mittelmeerraum: Mehr als 2000 Afrikaner befinden sich gerade im Aufnahmelager auf der italienischen Insel Lampedusa, andere sind beim Versuch, Europa zu erreichen, ums Leben gekommen. Die betroffenen europäischen Länder sind mit der Situation „völlig überfordert“, sagt Pater Martin Stark. Der Direktor des Jesuitenflüchtlingsdienstes appelliert im domradio-Interview an alle EU-Staaten, ihre Asylpolitik zu ändern.

Audio Beitrag

domradio: In Italien hat sich die Zahl illegaler Einwanderer nach Angaben des Innenministeriums in den ersten sieben Monaten dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf mehr als 15.000 verdoppelt. Woher kommt dieser Ansturm?
Pater Martin Stark: Wir haben diese Situation jedes Jahr vor allem in den Sommermonaten. Wegen des passenden Wetter versuchen gerade dann viele Flüchtlinge aus den nordafrikanischen Ländern Europa zu erreichen. Wir haben in den letzten Jahren oft die Bilder aus den Kanaren gehabt. Im Moment haben wir sie eben von Lampedusa. Eine ganz ähnliche Situationen aber gibt es auch in Malta oder in Griechenland. Das sind die Länder, die am stärksten betroffen sind von dieser „Flüchtlingswelle“, wie sie gerne genannt wird.

Hintergrund: Italien und andere südliche EU-Staaten sind immer wieder das Ziel von Flüchtlingen aus verarmten afrikanischen Regionen. Sie wagen in meist viel zu kleinen und nicht hochseetauglichen Booten die gefährliche Überfahrt von Afrika nach Europa. In Italien hat sich die Zahl illegaler Einwanderer nach Angaben des Innenministeriums in den ersten sieben Monaten dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf mehr als 15.000 verdoppelt.

domradio: Besonders die südlichen Länder der EU wie Italien oder auch Spanien leiden unter dem Ansturm - gibt es Hilfe von den anderen Ländern wie zum Beispiel Deutschland?
Pater Martin Stark: Nein, hier gibt es vor allem ein Ungleichgewicht. Natürlich ist ein  kleines Land wie Malta oder ist eine Insel wie Lampedusa völlig überfordert mit der Situation. Und wenn wir beispielsweise Deutschland nehmen sehen wir: Hier haben wir unterm Strich fast keine Zuwanderung mehr. Im Gegenteil: Wir haben Abwanderung. Es gibt quasi überhaupt keine Möglichkeit mehr für Flüchtlinge nach Deutschland zu kommen und um Asyl zu bitten. Denn wir haben ein europäisches Asylsystem, nach dem immer der Staat zuständig ist, in dem ein Flüchtling zunächst gelandet ist. Wenn beispielsweise Iraker über Griechenland zu uns kommen wollen, würden wir sie - und das tun wir auch - nach Griechenland zurückschicken, weil wir sagen: Griechenland ist zuständig.

domradio: Aber das Problem ist ein europäisches - was tut Deutschland denn?
Pater Martin Stark: Deutschland würde sagen: Wir engagieren uns im Kampf gegen illegale Migration. Deutschland unterstützt auch Maßnahmen dieser Grenzschutzagentur FRONTEX, die im Mittelmeer aktiv ist mit dem Ziel, diese illegale Migration zu verhindern.  

domradio: Im Juni hatte sich die EU auf die Abschiebungslinie geeinigt, die sie eben ansprachen. Der richtige Weg?
Pater Martin Stark: Diese Probleme können damit nicht gelöst werden. Die Rückführungsrichtlinie ist der Versuch der Länder, sich auf einen gemeinsamen Standard zu einigen im Bereich Abschiebungen und Abschiebehaft. Das ist aber nur der kleinste gemeinsame Nenner.

domradio: Müsste sich etwas vor Ort ändern - in Afrika selber etwas?
Pater Martin Stark: Vor allem müsste Europa ihre „Dublin-Verordnung“ überarbeiten - nach vernünftigen und humanitären Maßstäben, wo Kriterien wie Familie und Gesundheit zählen. Und es müsste ein vernünftiger, humanitärer Schlüssel gefunden werden, nach dem alle europäischen Länder bereit sind, Flüchtlinge aufzunehmen. Etwa bei der Frage der Irak-Flüchtlinge.
(dr)