Während ihre minderjährigen Brüder Schule und Ausbildung für immer verloren und nun auf einer Müllhalde schuften mussten, um zu überleben, konnte Enisa das Leben eines deutschen Kindes aus dem Mittelstand weiterführen. Das deutsche Paar und Enisas Familie waren zehn Jahre lang fast so etwas wie eine Großfamilie - Heidi K. hatte die erst 23-jährige allein erziehende fünffache Mutter unterstützt und alle Kinder gefördert und gefordert. Das kinderlose Ehepaar nahm die fünf hübschen Roma-Kinder und die junge Mutter wie eigene Familienmitglieder an, die Kinder wuchsen mit zwei Müttern auf: der eigenen und Heidi.
Als der Balkankrieg zu Ende war, wurde die Abschiebungsbedrohung immer stärker - die junge Mutter zerbrach daran und musste in die Psychiatrie. Enisa, das kleinste Kind und einziges Mädchen, wurde vom Ehepaar K. rechtmäßig adoptiert. "Wenn wir jünger gewesen wären, hätten wir sie alle adoptiert: ALLE!" wiederholen Dieter, 60 Jahre, und Heidi K., 63Jahre, oft. Sie engagierten sich stark politisch und in der Flüchtlingsarbeit - doch alles war vergebens: Die Abschiebung wurde umgesetzt - ein Schock, der für alle immer noch tief sitzt. Fünf Jahre nach der Trennung sehen Heidi, Dieter und Enisa "ihre Familie" zum ersten Mal wieder.