berliner infodienst vom 14.05.2007
Geschrieben von jnwwebmaster am May 14 2007 21:43:49

BIM 25/2007 - Berliner Infodienst Migration vom 14.05.2007


1. Noch drei Tage für Antrag auf Bleiberecht - am 17. Mai läuft die Frist ab

2. Länderminister verpflichten sich auf weitreichende Integrationsmaßnahmen

3. Berlin: Mehr Migranten im Polizeidienst

4. Verein südost Europa gründet Stiftung für Kriegsopfer aus der ganzen Welt

5. Schweiz: Volksabstimmung gegen den Bau von Minaretten

6. Belgische Zeitung: Rückkehr der Religion in Europa

7. Neu bei der Bundeszentrale für politische Bildung: Afrika verstehen lernen

8. Was anderswo ganz anders ist: Grosse Scheine wechseln in Argentinien

9. Berlin, 21.05.2007: Integrationskurse und Landesintegrationskonzepte

10. Gütersloh, 21.05.2007: Integrationskongress Ostwestfalen-Lippe

11. München, 19.05.2007: Ausstellungseröffnung „Der Delfin und der Vulkan“

12. Journal 360° zum Thema: "Migration - Entfesselung neuer Kräfte"

13. „Al-Maqam“ ab sofort auch im Zeitschriftenhandel erhältlich

14. Buch-Tipp: Islam - was stimmt? Die wichtigsten Antworten

15. Spiele-Tipp: Food Force - Helfen statt Ballern

16. Radio-Tipp: Religion und Toleranz in Istanbul

17. TV-Tipp

18. In eigener Sache: Nächster BIM erscheint am 21.05.2007!


1. Noch drei Tage für Antrag auf Bleiberecht - am 17. Mai läuft die Frist ab

Am 17. Mai 2007 läuft die Frist für Anträge auf ein Bleiberecht gemäß dem Beschluss der Innenministerkonferenz der Länder (IMK) ab. Die Staatsministerin für Integration Maria Böhmer appelliert daher erneut an alle Geduldeten mit Aussicht auf ein Bleibe-recht: "Nutzen Sie noch rechtzeitig Ihre Chance auf ein Bleiberecht und damit auf ei-ne gesicherte Perspektive für Ihren Aufenthalt in Deutschland. Stellen Sie in den nächsten Tagen einen schriftlichen Antrag bei der Ausländerbehörde!"

Aus einigen Regionen Deutschlands werde berichtet, dass noch nicht alle potenziell von der Bleiberechtsregelung Begünstigten einen Antrag eingereicht hätten, so die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung. Die wichtigste Voraussetzung für den Anspruch auf ein Bleiberecht ist, dass sich der Antragsteller bzw. die Antragstellerin seit acht Jahren (Erwachsene ohne Kinder) bzw. sechs Jahren (Eltern mit minderjäh-rigem Kind) in Deutschland aufhält.

Böhmer wies darauf hin, dass eine Aufenthaltserlaubnis nach der Bleiberechtsrege-lung bei der Ausländerbehörde beantragt werden muss. Erst dann könne ein vorlie-gendes Arbeitsangebot ohne Prüfung auf Vorrang eines deutschen oder aus der EU stammenden Bewerbers angenommen werden. "Der Antrag ist die Voraussetzung dafür, dass Geduldete einen Arbeitsplatz annehmen können. Damit öffnet sich ihnen eine gesicherte Perspektive in Deutschland. Die Integration in den Arbeitsmarkt ist der beste Weg für die Integration in unsere Gesellschaft", unterstrich Böhmer. "Es darf auf keinen Fall zu vermeidbaren Fristversäumnissen kommen. Die Berechtigten müssen jetzt - soweit noch nicht geschehen - ihre Chance ergreifen."

Die Staatsministerin begrüßte ferner, dass die Bundesagentur für Arbeit bei Arbeits-angeboten für Geduldete mit Aussicht auf ein Bleiberecht die bestehende Weisungs-lage geändert habe und die Beschäftigungsbedingungen künftig nicht weiter prüfen will: "Mit diesem Schritt stellt die Arbeitsverwaltung eine bundeseinheitliche und groß-zügige Praxis für den uneingeschränkten Arbeitsmarktzugang sicher. Das ist ein wichtiger integrationspolitischer Schritt. Reicht das Einkommen aus einer Beschäfti-gung aus, um den Lebensunterhalt zu sichern, braucht sich der Staat nicht für die Höhe des Stundenlohns zu interessieren." Dies werde mit Inkrafttreten der bundes-gesetzlichen Bleiberechtsregelung auch klargestellt.

Böhmer zeigte sich unabhängig vom Ablauf der Frist nach dem IMK-Beschluss zu-versichtlich, dass die bundesgesetzliche Regelung zum Bleiberecht bis zur Sommer-pause vom Deutschen Bundestag beschlossen wird. "Das gibt Geduldeten die Mög-lichkeit, sich bis Ende 2009 um einen Arbeitsplatz zu bemühen und damit ihre Chan-ce für einen gesicherten Aufenthalt in Deutschland zu ergreifen. Gleichzeitig ist es ein wichtiges integrationspolitisches Anliegen - denn Integration und Arbeit gehören zusammen." Die Staatsministerin betonte jedoch: "Wer Aussicht auf ein Bleiberecht hat, sollte nicht bis zum Gesetzesbeschluss des Bundestages warten, sondern jetzt seinen Antrag stellen, um schnellstmöglich eine Arbeit aufnehmen zu können."

Ende April 2007 hielten sich etwa 164.000 Geduldete in Deutschland auf. Davon leb-ten zu diesem Zeitpunkt knapp 65.000 seit mehr als acht Jahren, weitere 30.000 seit mehr als sechs Jahren in Deutschland. Insgesamt wurden bundesweit rund 58.000 Anträge auf ein Bleiberecht gestellt. Knapp die Hälfte davon ist bereits entschieden. Abgelehnt wurden bisher etwa 5,8 Prozent der Anträge, die meisten wegen vorsätzli-cher Täuschung der Ausländerbehörden über aufenthaltsrechtlich relevante Umstän-de.

aus: Pressemitteilung der Bundesregierung vom 09.05.2007

Link: www.bundesregierung.de/nn_1272/Content/DE/Pressemitteilungen/BPA/2007/

05/2007-05-09-boehmer-bleiberecht-nutzen.html

2. Länderminister verpflichten sich auf weitreichende Integrationsmaßnahmen

Integrationspolitiker aller Bundesländer haben sich am vergangenen Donnerstag auf weitreichende Maßnahmen zur besseren Eingliederung von Migranten geeinigt. Aus-gearbeitet wurde das Papier im Auftrag der vor zwei Wochen erstmals veranstalteten Integrationsministerkonferenz. Die zuständigen Politiker fordern vor allem mehr Per-sonal für Schulen mit einem hohen Anteil an Migrantenkindern. Hier sollen die Klas-senfrequenzen gesenkt, mehr Sozialarbeiter eingestellt und Pädagogen rekrutiert werden, die selbst Einwanderer sind. Außerdem setzen sich die Minister für frühe Sprachtests bereits in Kindergärten ein, um Defizite rechtzeitig ausgleichen zu kön-nen.

Auch die Kenntnis der Herkunftssprache soll an den Schulen gefördert werden. Die Länder wollen zudem stärker Migranten bei der Existenzgründung beraten und Al-tenpflege fördern, die Belange von Einwanderern berücksichtigt. Die unter Leitung des schleswig-holsteinischen Innenministers Ralf Stegner (SPD) und des nordrhein-westfälischen Integrationsministers Armin Laschet erstellten Selbstverpflichtungen sollen im Juni von den Ministerpräsidenten genehmigt werden und den Beitrag der Länder zu Bundeskanzlerin Angela Merkels Integrationsgipfel im Juli bilden.

aus: DER SPIEGEL vom 14.05.2007

Link: www.spiegel.de/spiegel/vorab/0,1518,482513,00.html

3. Berlin: Mehr Migranten im Polizeidienst

Bei der Berliner Polizei mit 16 000 Beschäftigten arbeiten nach Auskunft von Innen-senator Ehrhart Körting (SPD) rund hundert Polizisten mit Migrationshintergrund. Ei-ne Statistik wird bei der Polizei jedoch nicht geführt. Im Jahr 2006 waren unter den 150 neu eingestellten Polizisten insgesamt 18 mit Migrationshintergrund, Anfang die-ses Jahres von 60 nochmals acht mit ausländischer Herkunft. "Wir werden sukzessi-ve den Normalzustand gemessen am Anteil der Migranten an der Bevölkerung errei-chen", sagte Körting gestern im Abgeordnetenhaus.

aus: Berliner Zeitung vom 11.05.2007

Link: www.berlinonline.de/berliner-zeitung/print/berlin/652935.html

4. Verein südost Europa gründet Stiftung für Kriegsopfer aus der ganzen Welt

Der Berliner Verein südost Europa Kultur arbeitet seit Jahren mit traumatisierten Kriegsflüchtlingen aus dem ehemaligen Jugoslawien. Jetzt hat er eine Stiftung ge-gründet - für Kriegsopfer aus der ganzen Welt.

Giora Feidman ist ein Jude, der sich in Deutschland zu Hause fühlt. Sonny Thet ist ein Kambodschaner, dessen ganze Familie von den Rothen Khmer umgebracht wur-de, während er in Deutschland studierte. Beide, der Jude und der Kambodschaner, sind Musiker und gehören zu den Unterstützern der Stiftung "Überbrücken", die der Berliner Verein südost Europa Kultur ins Leben gerufen hat. Bis jetzt hat sich der Verein vor allem mit der Verarbeitung der Kriegstraumata von Flüchtlingen aus Exju-goslawien befasst. Nun wird die Zielgruppe erweitert - worauf schon die Schicksale beider Künstler hindeuten.

Bei der Gründungsveranstaltung, die am vergangenen Dienstag in der Kreuzberger Heilig-Kreuz-Kirche stattfand, sagte Kuratoriumsmitglied Joachim Henkel, die Stiftung wolle sich "Individuen jeglicher Herkunft mit Kriegstraumata widmen und ihnen hel-fen, wieder in die Gesellschaft zurückzukehren". Dabei wolle man nicht nur mit den Opfern sprechen, sondern auch die Täter zum Sprechen bewegen.

Gerade ein solcher Dialog zwischen Opfern und Tätern, davon ist Henkel überzeugt, könne dabei helfen, das schwere Erbe früherer Kriege abzubauen, und dadurch ei-nen Beitrag leisten, den Kindern heute und nachfolgenden Generationen ein ähnli-ches Schicksal zu ersparen. "Schließlich können unverarbeitete Konflikte jederzeit aufs Neue ausbrechen, so wie wir das auch in Jugoslawien erlebt haben", meint die Gründerin von südost Europa Kultur, Bosiljka Schedlich.

Für unverarbeitete und latent schlummernde Konflikte hat die neue Stiftung auch ei-nen Begriff gefunden: "außen Frieden, innen Krieg". Was damit gemeint ist, sollen vor allem Zeitzeugen vermitteln. Bei den künftigen Veranstaltungen werden sich Deutsche, Exjugoslawen und Menschen aus verschiedenen Ländern gemeinsam über den Krieg und seine Ursprünge sowie ihre persönlichen Erfahrungen austau-schen. Auch ein Jugendtheater mit Flüchtlingen soll bald die Kulturszene der Stadt bereichern.

Unterstützung erhält die neue Stiftung von der Politik. Sozialsenatorin Heidi Knake-Werner (Linkspartei) zitiert auf der Gründungsveranstaltung eine Frage, die viele immer wieder stellen: Warum sollten die Flüchtlinge nicht in ihr Heimatland zurück-kehren, wenn dort wieder Frieden herrscht? Ihre Gegenfrage: "Soll man dorthin ge-hen, wo man gedemütigt wurde und brutaler Gewalt ausgesetzt war?" Ihrer Meinung nach sollten dies ausschließlich jene tun, "die dieses Trauma schon verarbeitet ha-ben". Ein Beweis dafür, dass sie es ernst meint, seien die Aufenthaltsgenehmigun-gen für Flüchtlinge aus dem Kosovo, die der Senat im Jahr 2005 erteilt hat.

Mit Flüchtlingen aus Exjugoslawien arbeitet der Verein südost Europa Kultur schon seit 15 Jahren. In den Räumen des Kulturzentrums an der Kreuzberger Großbee-renstraße finden Begegnungen, Therapien, Beratungen, Lehrangebote und Kreativ-werkstätten statt. All das soll nun auch die Stiftung Überbrücken fördern - für Kriegs-traumatisierte aus aller Welt. Die Nachfrage ist - leider - groß. "Derzeit werden 28 Kriege auf der Erde geführt", sagt Giora Feidmann.

Die deutsche Hauptstadt, wo die Nachwirkungen des Krieges noch immer sichtbar sind, sei eine gute Wahl für den Sitz der neuen Stiftung, sagte Landesbischof Wolf-gang Huber. "Vergebung statt Vergeltung! Wir Deutschen wissen, was das heißt, da uns auch eine zweite Chance gegeben wurde, einen Platz in Europa zu haben." Im Verein südost Europa Kultur begleitet Huber die Flüchtlingsarbeit seit Jahren. Doch der Balkan ist nicht nur ein Ort der Konflikte, sondern auch - wie Deutschland, Israel oder Kambodscha - des Friedens. Giora Feidmann, der Klarinettist, fragte sich jeden-falls, wann er auch zu seinen palästinensischen Nachbarn ein solches Verhältnis auf-bauen könne wie zu den Deutschen. Fragte es und spielte sogleich ein Lied, zusam-mengesetzt aus der deutschen, israelischen und palästinensischen Hymne.

aus: tageszeitung vom 12.05.2007 (von Iztok Sori)

Link: www.taz.de/dx/2007/05/12/a0264.1/text

5. Schweiz: Volksabstimmung gegen den Bau von Minaretten

In der Schweiz wurde vorige Woche die Initiative "Gegen den Bau von Minaretten" gestartet. Ziel der Kampagne ist eine Volksabstimmung, mit der auch der "religiös-politische Machtanspruch" des Islam zurückgewiesen werden soll.

Ein Initiativkomitee will bis 1. November 2008 100.000 Unterschriften sammeln. An-geführt wird es vom Züricher Nationalrat Ulrich Schlüer von der Schweizerischen Volkspartei (SVP), dem Gretzenbacher Nationalrat Walter Wobmann, ebenfalls SVP, und dem Berner Nationalrat Christian Waber von der Eidgenössischen Demokrati-schen Union (EDU). Außerdem gehören dem Komitee 35 der 55 SVP-Nationalräte, die beiden Nationalräte der EDU und ein SVP-Ständerat an. Die Initiative soll ein zentrales Thema auf der SVP-Delegiertenversammlung am 30. Juni werden. Die Delegierten der EDU sprachen sich bereits am 5. Mai für die Unterstützung der Ini-tiative aus. Der Volksentscheid soll den Artikel 72 der Schweizer Bundesverfassung ergänzen, der das Verhältnis zwischen Kirche und Staat regelt. Dort soll ein neuer Absatz 3 hinzugefügt werden, der kurz und prägnant lautet: "Der Bau von Minaretten ist verboten." Ursprünglich wollten die Initiatoren des Begehrens weiter gehen und "sicherstellen, dass Zwangsehen, Anpassungen persönlicher Rachejustiz, Nicht-An-erkennung des staatlichen Gewaltmonopols sowie geschlechtsungleiche Auslegung der Schulpflicht von allem Anfang an unterbunden würden".

Auslöser der Initiative waren mehrere Bauanträge für Minarette, die letztes Jahr unter anderem in Wangen im Kanton Solothurn, Langenthal im Kanton Bern und Wil im Kanton St. Gallen eingingen. Auch die umstrittenen Pläne für ein muslimisches Zen-trum in Bern-Wankdorf spielen in der Debatte eine Rolle. Das Berner Bauprojekt soll das größte Zentrum für die Muslime in Europa werden. In der Schweiz gibt es bis jetzt etwa 160 Moscheen, davon haben aber nur zwei Minarette: Eine in Zürich und eine in Genf. Schlüer forderte nun, dass es bis zur Volksabstimmung ein Moratorium für die Genehmigung solcher Bauvorhaben geben müsse.


Munition lieferte dem Komitee der türkischen Ministerpräsidenten Erdogan, der 1997 öffentlichkeitswirksam ein Gedicht zitiert hatte, das übersetzt lautet: "Die Moscheen sind unsere Kasernen, die Minarette unsere Bajonette, die Kuppeln unsere Helme und die Gläubigen unsere Soldaten". Dieses Zitat für einen politischen Islam zitieren nun auch die Initiatoren der Volksabstimmung als wichtigstes Argument gegen den Bau von Minaretten. Tatsächlich können hohe Türme ohne Schwierigkeiten als Sym-bole einer kulturellen Unterwerfung wahrgenommen werden - das gilt für Kirch- eben-so wie für Fernsehtürme. Mit Wehrtürmen wurden Landnahmen abgesichert und ero-berte Gebiete kontrolliert - und auch die Attentäter des 11. September suchten sich mit den Twin Towers nicht nur einfach zu treffende Ziele, sondern auch Gebäude mit Symbolwert. Für Wobmann haben Minarette deshalb eindeutig politischen Charakter und sind somit baurechtlich gesehen "ideelle Immissionen". Auch Schlüer sieht sie als "Symbole des religiös-politischen Machtanspruchs".

Im Schweizer Nationalrat gibt es Bestrebungen, die Initiative für ungültig zu erklären und damit eine Abstimmung zu vermeiden. Als Begründung für ein solches Vorgehen wird unter anderem eine mögliche Verletzung der Religionsfreiheit in der Europäi-schen Menschenrechtskonvention herangezogen. Diese Pläne stießen unter ande-rem in der Neuen Züricher Zeitung auf scharfe Kritik, weil darin im Zusammenhang mit der Behandlung anderer Volksbegehren wie der Verwahrungs- und der Einbürge-rungsinitiative eine Tendenz erkannt wurde, "sich unerwünschte Volksbegehren von vorneherein vom Hals zu schaffen und die direkte Demokratie generell hintanzustel-len."

Die Initiatoren des Volksbegehrens weisen einen Eingriff in die Religionsfreiheit weit von sich, weil Gebetshäuser ohne Turmbauten nicht von einem Verbot betroffen sei-en. Tatsächlich ist das Minarett nirgendwo im Koran vorgeschrieben - und nicht nur in europäischen, sondern auch in islamischen Ländern gibt es zahlreiche Moscheen ohne solche Türme. "Wir wenden uns nicht gegen die Glaubensfreiheit. Diese muss für alle gelten. Wir bekämpfen mit dem Minarett den Machtanspruch einer Religion über den Staat", bekräftigte Schlüer diesen Anspruch. Der Schriftsteller und Walliser SVP-Nationalrat Oskar Freysinger führte als Argument ins Feld, dass Moscheen we-niger mit Kirchen vergleichbar seien, als mit den eidgenössischen Standesämtern, weil der im Islam fünfmal täglich geforderte Gebetsakt nur richtungs- aber nicht orts-gebunden sei und in den Moscheen überwiegend Rechtsakte vorgenommen würden.


Ein mit der Initiative und ihren Erfolgsaussichten eng verbundenes Problem ist, dass ein Großteil der Schweizer Muslime ethnische Albaner sind, und diese Volksgruppe im Bild der Schweizer Öffentlichkeit auch das organisierte Verbrechen dominiert. Da-durch erfolgt in der Wahrnehmung auch eine Verbindung von Islam und Kriminalität. Vor allem in der Kritik der St. Galler SVP-Nationalrätin Jasmin Hutter, die im Zusam-menhang mit der Initiative neben Kinderverlöbnissen und Zwangsehen auch Blutra-che anprangerte, wurde eine Verbindung der Bedenken vor kulturbeeinflussten Ge-walttaten und dem Islam deutlich. Wobei die von Hutter kritisierten Praktiken weniger mit der von ihr genannten Scharia zu tun haben, als mit dem albanischen Kanun, der kein archaisches Recht ist, sondern erst zu Beginn der osmanischen Besatzungszeit entstand. Dort bildete er ein Gegen- bzw. ein Parallelrecht zum offiziellen osmani-schen Recht - inklusive der Scharia. Dieses 500jährige Gedeihen im Schatten einer anderen Rechtsordnung lässt allerdings auch Vorstellungen fragwürdig erscheinen, dass alle ethnischen Albaner ohne weiteres Zutun die Schweizer Rechtsordnung übernehmen würden.

aus: telepolis vom 11.05.2007 (von Peter Mühlbauer)

Link: www.heise.de/tp/r4/artikel/25/25259/1.html

6. Belgische Zeitung: Rückkehr der Religion in Europa

Nach der katholischen Demonstration am Samstag in Rom und einer großen Ver-sammlung von Moslems am Wochenende in Brüssel stellt Jurek Kuczkiewicz in der heutigen Ausgabe der belgischen Tageszeitung LE SOIR fest, dass "überall auf der Welt die Religiosität zunimmt... Wir fangen gerade erst an, das zu verstehen: Europa ist keine Ausnahme bei der Auferstehung der Religion, und der europäische Säkula-rismus, der eine Vielfalt von weltanschaulichen und religiösen Glaubensrichtungen nebeneinander bestehen lässt, steht am Beginn eines Scheidewegs. Die Gläubigen werden ihren Glauben und ihren Willen, an der öffentlichen Wertedebatte teilzuneh-men, immer stärker bekunden. Sie sind nicht weniger legitimiert dazu als nichtgläu-bige Menschen. Gott ist überall. Und die beunruhigendste Entdeckung dürfte - vor allem für die Nichtreligiösen - sein, dass wir lernen müssen, mit ihm zu leben."

aus: euro|topics-newsletter vom 14.05.2007

7. Neu bei der Bundeszentrale für politische Bildung: Afrika verstehen lernen

Der neu vorliegende Band „Afrika verstehen lernen“ bietet zwölf Bausteine zur Aus-einandersetzung mit aktuellen sowie historisch begründeten Problemen und Prozes-sen an. Obwohl bei der Konzeption die Schule im Vordergrund stand, empfiehlt sich auch die Nutzung in der außerschulischen politischen Jugend- und Erwachsenenbil-dung.

Die einzelnen Bausteine eignen sich zur Gestaltung sowohl von Unterrichtseinheiten verschiedener Fächer als auch von Projekttagen. Zusammen genommen können sie eine gesamte Projektwoche tragen. Außerdem ermöglicht ihr unterschiedliches An-spruchsniveau den gezielten Einsatz von der Haupt- und Berufsschule bis hin zum Leistungskurs in der Sekundarstufe II.

Bei der Auswahl standen neben der allgemeinen Bedeutung Anschaulichkeit, Ver-gleichbarkeit mit eigenen Lebenserfahrungen und die Möglichkeit, jugendgerechte Zugänge zu finden, im Vordergrund. Die Bausteine richten sich gleichermaßen an Lehrende wie Lernende. Jeder ist in sich abgeschlossen, liefert zunächst Orientie-rungswissen und Hintergrundinformationen für die Lehrkraft, dann didaktische und methodische Hinweise. Abschließend erhalten diejenigen, die sich in und außerhalb der Schule mit Afrika beschäftigen, Lernangebote oder konkrete Aufgabenstellungen.

Der Band „Afrika verstehen lernen“ kann für eine Bereitstellungspauschale in Höhe von 4,00 Euro in den Medien- und Kommunikationszentren Bonn und Berlin der Bun-deszentrale für politische Bildung erworben werden (Anschriften und Öffnungszeiten finden sich unter: www.bpb.de/kontakt) oder gegen zusätzliche Portokosten bestellt werden über: www.bpb.de/publikationen/TQM7EJ,0,Afrika_verstehen_lernen.html

8. Was anderswo ganz anders ist: Grosse Scheine wechseln in Argentinien

Seit Tagen habe ich hundert Pesos in der Tasche und es ist wie immer in Argentini-en: Der Geldautomat gibt nur große Scheine aus. Und niemand kann wechseln. Bei Osvaldo am Zeitungskiosk habe ich anschreiben lassen. Der Gemüsehändler ver-schenkt lieber ein paar Bananen, als auf hundert Pesos, das sind 25 Euro, rauszuge-ben. Nachhausekommen kann ein echtes Problem sein: Busfahren geht nur mit Mün-zen, Taxifahrer winken oft schon bei Fünfzigern ab. Vielleicht haben sie Angst vor großen Scheinen, fünf Millionen Falschgeld-Pesos sollen in Umlauf sein. Und in den Geschäften leeren die Besitzer die Kassen regelmäßig, weil sie ihren Angestellten nicht vertrauen. Die Rettung sind asiatische Supermärkte, "Chinos" genannt, in de-nen Chinesen oder Koreaner an der Kasse sitzen. Die haben immer Wechselgeld. Und zwar sofort. Nicht wie die großen Supermarktketten: Da muss man oft lange warten, die anderen in der Schlange schauen, als hätte man das Gemüse nicht gewogen. Irgendwann kommt der Filialleiter, prüft den Hunderter und händigt mit mahnendem Blick das Wechselgeld aus.

Die Autorin, Karen Naundorf, geboren 1975, hat immer schon am liebsten in Städten mit "B" gewohnt: Bad Kissingen, Berlin, Barcelona, derzeit: Buenos Aires. Seit zwei Jahren ist sie Korrespondentin des Weltreporter-Netzwerks in Südamerika.

aus: Kulturaustausch 2/2007

9. Berlin, 21.05.2007: Integrationskurse und Landesintegrationskonzepte

Mit dem Zuwanderungsgesetz, das seit Januar 2005 in Kraft ist, hat die Politik aner-kannt, dass Deutschland ein Einwanderungsland ist. Eine nachhaltige und umfassen-de Integrationspolitik ist eine der zentralen Zukunftsaufgaben unserer Gesellschaft.

Etwa ein Fünftel der Bevölkerung hat einen Migrationshintergrund. Integrationspolitik

darf deshalb nicht länger Nischenpolitik bleiben. Alle Politikfelder und alle gesell-schaftlichen Institutionen und Organisationen müssen sich der Aufgabe der Integra-tion von Einwanderern stellen.

Zentrales Element dieser neuen Integrationspolitik sind die Integrationskurse. Ihr Ziel ist, ausreichende Kenntnisse der deutschen Sprache zu vermitteln und eine erste Orientierung hinsichtlich der Geschichte, der Rechtsordnung und der Kultur unserer Gesellschaft zu geben. Ein Auswertungsbericht hat auf Stärken, aber auch Schwä-chen der Integrationskurse hingewiesen. Das Kurskonzept und die politischen Rah-menbedingungen stehen auf dem Prüfstand. Reformen werden diskutiert.

Das Zuwanderungsgesetz formuliert das Ziel, die bestehenden Integrationsangebote von Bund, Ländern, Kommunen und privaten Trägern zu einem bundesweiten Inte-grationsprogramm zu vernetzen. Nötig sind aufeinander abgestimmte Konzepte und

die Klärung der Zuständigkeiten. Eine besondere Rolle spielen hierbei die Bundes-länder. Zum einen initiieren sie eigene Integrationsangebote. Zum anderen sind sie die vermittelnde Instanz zwischen den Aktivitäten des Bundes und der Kommunen.

Wie das Einwanderungsland Deutschland die Integrationspolitik optimieren kann, ist die zentrale Fragestellung der Fachkonferenz des Gesprächskreises Migration und Integration der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES). Darüber hinaus soll erörtert werden, wie durch ein Klima der gegenseitigen Akzeptanz und Toleranz Integrationsprozesse gefördert werden können.

Informationen zum Programm und zur Anmeldung: www.fes.de/wiso/sets/s_vera.htm

>>> Mo, 21.05.2007, 10.00 Uhr, Willy-Brandt-Haus, Wilhelmstraße 140, 10369 Berlin

10. Gütersloh, 21.05.2007: Integrationskongress Ostwestfalen-Lippe

(BIM) Sieben Workshops stehen im Zentrum des 1. Integrationskongresses Ostwest-falen-Lippe am kommenden Montag, 21.05.2007, in Gütersloh. Themen sind: Demo-grafie, Integration durch Bildung, Migranten und Wirtschaft, Politische Partizipation, Interkultureller Dialog, Mehrsprachigkeit und Arbeitsmarkt und Migration.

Umrahmt werden die Workshops von einer Grundsatzrede des nordrhein-westfäli-schen Integrationsministers Armin Laschet und einer interessant besetzten Podiums-diskussion.

Das Kongressprogramm und Informationen zur Anmeldung gibt es unter: www.pader born.de/microsite/integration/download/Flyer_IntegrKongr_210507_GT.pdf

>>> Mo, 21.05.2007, 15.00 Uhr, Stadthalle, Friedrichstraße 10, 33330 Gütersloh

11. München, 19.05.2007: Ausstellungseröffnung „Der Delfin und der Vulkan“

Die mittlerweile 12. Ausstellung der Kunstwerkstatt für Flüchtlingskinder wird am kommenden Samstag in der Münchner Seidlvilla eröffnet. Die Ausstellung, die bis einschließlich 10. Juni zu sehen sein wird, zeigt Bilder und Kunstobjekte, gefertigt von Flüchtlingskindern im Alter von sieben bis 15 Jahren.

Nach der letzten Ausstellung „Ich wünsche mir einen Wald mit Apfelbaum“ im Febru-ar 2005 steht die diesjährige Reihe unter dem Motto „Der Delfin im Vulkan“. Der Titel symbolisiert die Außenseiterrolle, die Flüchtlingskinder auf Grund ihres sozialen Hin-tergrunds oft einnehmen. Wie Vulkane nicht der richtige Lebensraum für Delfine sind, so fühlen sich auch Flüchtlingskinder nicht immer vollständig integriert in ihr neues Lebensumfeld und ihre Lebenssituation.

Die Ausstellung wird im Rahmen einer Vernissage am Samstag, dem 19. Mai um 16.00 Uhr durch Kabarettist und „Quer“-Moderator Christoph Süß eröffnet. Anschlies-send wird das Lied „Delfin im Vulkan“ vorgetragen, und es treten die Bollywood-Tanzgruppe und die Breakdancegruppe - ebenfalls kulturelle Projekte im Rahmen der Refugio Kunstwerkstatt - auf.

Der Eintritt zur Ausstellung sowie zur Vernissage ist kostenfrei. Die Ausstellungsräu-me der Seidlvilla sind täglich von 12:00 Uhr bis 19:00 Uhr für Besucher geöffnet.

Die Kunstwerkstatt „Refugio“ betreut seit 1993 Flüchtlingskinder im Alter von 3 bis 19 Jahren aus allen Kriegs- und Bürgerkriegsländern. Derzeit betreut die Kunstwerkstatt etwa 430 Kinder in 13 Münchner Asylunterkünften. Mit 35 Mitarbeiterinnen und Mitar-beitern werden jeweils einmal die Woche Kurse für bildnerisches Gestalten, Musik, Tanz und Theater in den Unterkünften für Flüchtlinge angeboten. Neben den kontinu-ierlichen Kursen für bildnerisches Gestalten werden Ausstellungen, Theater-, Musik, und Tanzaufführungen und gemeinsame Projekte mit anderen Kindern durchgeführt. Unter dem Titel „Ich besiege alle Drachen“ wurde zudem 1997 ein Buch über die künstlerische und therapeutische Arbeit mit Flüchtlingskindern veröffentlicht.

Weitere Informationen über Refugio unter: www.grenzenlos-frei.de

>>> Sa, 19.05.2007, 16.00 Uhr, Seidlvilla, Nikolaiplatz 1 b, 80802 München

12. Journal 360° zum Thema: "Migration - Entfesselung neuer Kräfte"

Journal 360° - das studentische Journal für Politik und Gesellschaft hat gerade seine zweite Printausgabe herausgebracht. Es handelt sich um ein Themenheft zum The-ma "Migration - Entfesselung neuer Kräfte". Auf 128 Seiten finden sich acht studenti-sche, interdisziplinäre wissenschaftliche Artikel, ein Gastartikel von Dr. Roland Ver-wiebe, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Soziologie der Uni Hamburg und ein Experteninterview mit Prof. Thomas Straubhaar, Leiter des Hamburgischen Welt-wirtschaftsarchivs.

Das Journal wird komplett ehrenamtlich von Studierenden herausgegeben und gibt Studierenden die Möglichkeit bereits während ihres Studiums wissenschaftliche Ar-tikel zu veröffentlichen.

Weitere Infos zum Journal, zum Inhaltsverzeichnis der aktuellen Ausgabe und über die Bestellmöglichkeit unter: www.journal360.de

13. „Al-Maqam“ ab sofort auch im Zeitschriftenhandel erhältlich

Das Ziel von Al-Maqam, der Zeitschrift für arabische Kunst und Kultur, ist es, die Kommunikation und Integration der deutschen und arabischen Kultur zu stärken und eine gegenseitige Öffnung für einen Dialog der Kulturen zu fördern. Dazu berichtet die Al-Maqam über Historisches und Gegenwärtiges zur arabischen Musik, Wissens-wertes über Musiktheorie, traditionelle wie moderne Musiker, die Vielfalt des Tanzes, Aktuelles aus Literatur, Theater und Film, Architektur, Kochkunst usw. Aber auch die diffizile Auseinandersetzung der Kulturschaffenden mit ihrem soziokulturellen Erbe, ihr schwieriger Balanceakt zwischen Zensur und Offenlegung von Missständen sollen thematisiert werden.

Al-Maqam heißt auf Deutsch die Stufe. Gemeint ist in erster Linie die Tonstufe. Eine arabische Tonleiter wird auch als Maqam bezeichnet. Ferner ist ein Heiligengrab ein Maqam. In früheren Zeiten konnte das Wort Maqam auch für eine Gedichtsammlung stehen. Heutzutage verbindet man damit auch das hohe Ansehen einer Person.

Die Titelzeile der aktuellen Ausgabe, von der nur noch eine Restmenge vorhanden ist und die an Bahnhofskiosken nachgefragt werden kann, ist „Frauen - Motor der arabischen Gesellschaft“. Die nächste Ausgabe erscheint im kommenden Monat.

Mehr Informationen unter: http://al-maqam.info

14. Buch-Tipp: Islam - was stimmt? Die wichtigsten Antworten

Hat der Islam die Weltherrschaft zum Ziel? Welche Rolle spielen bei ihm die Men-schenrechte? Kennt er Möglichkeiten demokratischer Entwicklung? Und wie sieht er das Verhältnis von Mann und Frau? Keine der Weltreligionen steht so sehr im Brenn-punkt aktueller Debatten wie der Islam. In knappen, leicht verständlichen Kapiteln bietet Ludwig Ammann die Basics zu Muhammad, seiner Botschaft und wie sie heute gelebt wird.

Der Autor, Ludwig Ammann, geboren 1961, Dr. phil., hat Islamwissenschaft, Litera-turwissenschaft und Völkerkunde hat in Freiburg im Breisgau studiert, wo er auch heute noch trotz seiner vielen Aktivitäten im Ausland seinen „Standort" hat. Neben seiner wissenschaftlich publizistischen Arbeit mit dem Schwerpunkt Islam, ist Ammann auch als freier Kunstkurator und Filmverleiher tätig.

Das Buch „Islam - was stimmt? Die wichtigsten Antworten“ (ISBN 3-451-05736-0,

ISBN 978-3-451-05736-6) ist in diesem Jahr in der Reihe „spektrum“ des Herder-Verlags erschienen. Es kostet 7,90 Euro und kann portofrei bezogen werden über die "vorwärts:buchhandlung + antiquariat" im Willy-Brandt-Haus, Stresemannstraße 28, 10963 Berlin (www.vorwaerts-ba.de), Telefon: 030/25299-871, Fax: 030/25299-872, E-Mail: info@vorwaerts-buchhandlung.de

15. Spiele-Tipp: Food Force - Helfen statt Ballern

Die EU-Kommission und das UN World Food Programme (WFP) haben die deutsche Version des Computerlernspiels "Food Force" präsentiert. Den Startschuss gab Fuß-ballnationalspieler Jan Schlaudraff in der Kölner Kunsthochschule für Medien.

Während vielerorts über so genannte Killerspiele diskutiert wird, macht das kostenlo-se Computerlernspiel den Hunger in der Welt zum Thema. Das Spiel ist speziell für Kinder und Jugendliche zwischen acht und dreizehn Jahren entwickelt worden. Welt-weit hat es bereits mehr als fünf Millionen Spieler, die auf den aktionsgeladenen „Food Force" Missionen Menschen in Not helfen. Das deutschsprachige „Food For-ce" kann kostenlos aus dem Internet herunter geladen werden.

„Wir freuen uns sehr, dass wir so Kindern auf spielerische Weise ein ernstes Thema nahe bringen können: die Herausforderung, dass über 850 Millionen Menschen auf der Welt hungern“, sagte die Direktorin des Berliner WFP-Büros, Monika Midel. Die englischsprachige Version von „Food Force“ wurde 2005 von WFP vorgestellt und seither über fünf Millionen Mal aus dem Internet herunter geladen. Dank des Spon-sorings durch die Europäische Kommission und ihre Dienststelle für Humanitäre Hilfe (ECHO) kann das Computerlernspiel nun auch auf Deutsch gespielt werden.

„Food Force“ versetzt die Kinder und Jugendlichen in die Rolle humanitärer Helfer, die gegen eine drohende Hungersnot auf der fiktiven Insel „Sheylan" ankämpfen. Die Spieler werden mit einem Ernährungswissenschaftler und einer Logistikexpertin auf eine virtuelle Reise geschickt, bei der sechs spannende Missionen zu erfüllen sind, um die Hungersnot abzuwenden. Mit der deutschsprachigen Version ist das Spiel nun in zehn Sprachen verfügbar, unter anderem in Englisch, Französisch, Japanisch und Chinesisch.

>>> hier geht es zu „Food Force“: www.food-force.com/de

aus: EU-Aktuell, Pressedienst der Europäische Kommission, vom 14. Mai 2007

16. Radio-Tipp: Religion und Toleranz in Istanbul

"Wir lernen erst, wenn einer stirbt," sagt Murathan Mungan, Popstar, bekennender Homosexueller und anerkannter Schriftsteller, in einem Café des liberalen pittores-ken Istanbuler Stadtteiles Cihangir. Mit dem Mord an dem armenischen Journalisten Hrant Dink, den im Januar 2007 über hunderttausend Menschen betrauerten, mit den Anklagen gegen Orhan Pamuk wegen "Beleidigung der Türkentums" ist die Zer-brechlichkeit von Toleranz am Bosporus deutlich geworden.

Nach wie vor verbergen die meisten Aleviten in der Siebzehn-Millionen-Metropole ihre Religion. "Viel hat sich nicht verändert, seit Sivas ", sagt der Mazlum Cimen, dessen Vater bei dem Pogrom von 1993 in Sivas umgekommen ist.

Wie leben Juden, Christen und die Angehörigen anderer religiöser Minderheiten in dem nach außen demokratisch geführten Staat, dessen Ministerpräsident doch nicht bereit ist, den Türkentum-Paragraphen 301 abzuschaffen? Einen Staat im Staate stellt das Amt für religiöse Minderheiten dar, das seine Mittel fast ausschließlich zur Stärkung des sunnitischen Islam einsetzt. Ein Blick in das religiöse Nebeneinander, in das Pulverfass am Bosporus.

>>> Fr, 18.05.2007, Deutschlandfunk, 19.15 Uhr: Religion und Toleranz in Istanbul

17. TV-Tipp: Neue Chance in Antalya

"Ich ziehe das durch! Ich bleibe auf jeden Fall ein Jahr", ruft Hakan Özmen eupho-risch. Der 23jährige Deutschtürke aus Wuppertal ist schon lange auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Obwohl er einen Realschulabschluss hat, waren alle Bewer-bungen bisher erfolglos. Über 100 hat er geschrieben, sagt er. Jetzt sucht er in der Heimat seiner Eltern eine neue Chance.

Mit fünf weiteren jungen Deutschtürken aus Wuppertal nimmt er an einer außerge-wöhnlichen Qualifizierungsmaßnahme der Arbeitsverwaltung teil: ein touristisches Praktikum in der Türkei. Sechs Monate sollen die Hartz-IV-Empfänger in den Berei-chen Service und Rezeption fit gemacht werden. Danach winkt ein sicherer Arbeits-platz in einem Hotel an der Türkischen Riviera. Eine Saison lang ist ihnen mindes-tens garantiert. "Ich fühle mich schon ein bisschen wie ein Versuchskaninchen", sagt der 18jährige Erhan. Es ist das erste Mal bundesweit, dass man versucht junge Deutschtürken ohne Perspektive auf diese Weise von der Straße zu holen. In Wup-pertal ist jeder vierte Ausländer arbeitslos, darunter viele Türken. Das Praktikum könnte eine neue Chance sein, denn die meisten Hoteliers in der Türkei suchen mehr

sprachige Mitarbeiter.

Die Jugendlichen waren noch nie länger als ein paar Tage von Familie und Freunden getrennt. Sie sind in Wuppertal aufgewachsen. Da ist es schwer, wenn die eigene Heimat und deren Kultur unerwartet fremd sind. Ob es den Wuppertalern gelingt, hat Reporterin Anne Bielefeld beobachtet.

>>> Mi, 16.05.2007, WDR, 11.15 Uhr: Neue Chance in Antalya