Der Kampf gegen den Rechtsextremismus findet vor Ort statt. Es ist das zivilgesellschaftliche Engagement der ansässigen Bürgerinnen und Bürger, welches in vielfältiger Form den Rechtsradikalismus zurückzudrängen hilft. Die Amadeu Antonio Stiftung konnte 2007 mit Ihrer Hilfe 32 lokale Projekte und Initiativen gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus fördern. Ihre Spenden wurden direkt an die Projekte weitergegeben. Der Verwaltungskostenanteil der Ausgaben betrug dabei 4% für Bankgebühren, Porto und Antragsverwaltung. Wir danken für Ihre Hilfe, Beistand und die Spenden und würden uns sehr freuen, wenn wir auch 2008 mit Ihrer Unterstützung rechnen dürfen.
Mehr zum Thema:
www.amadeu-antonio-stiftung.de/spenden-und-stiften/
RECHTE ÜBERGRIFFE IN FRANKFURT SKANDALISIEREN!
März 2007: Ein iranischer Student wird von vier Männern angepöbelt: Sie rufen unter anderem "Ausländer raus" und "Sieg Heil". Mai 2007: Ein alternativ aussehender junger Mann wird von einem Neonazi niedergeschlagen. August 2007: Eine Gruppe von zehn Jugendlichen hisst unter den Klängen volksverhetzender Musik die Reichskriegsflagge - das sind nur ein paar Beispiele für eine Vielzahl an Straftaten mit rechtsextremem Hintergrund aus Frankfurt/Oder. In Frankfurt gibt es ein massives Problem mit Rechtsradikalismus, das die Stadt bundesweit bekannt gemacht hat. Damit der Kampf gegen den Rechtsextremismus von einer möglichst großen Zahl von Bürgern aktiv unterstützt wird, bedarf es eines entsprechenden Problembewusstseins. Dafür unterstützt die Amadeu Antonio Stiftung die Jugendlichen vom Verein Utopia e.V., der die Aktivitäten von Rechtsradikalen in Frankfurt und rechte Übergriffe dokumentiert und öffentlich thematisiert. Im Zentrum der Beobachtung stehen die Frankfurter Fußballfans "Ultras" des FC Vorwärts Frankfurt, den nicht zufällig eine Nähe zum Rechtsextremismus unterstellt wird. Ihre Abgrenzungen klingen mehr als scheinheilig. Das Umfeld der Ultras wird weiterhin durch rechtsextrem motivierte Gewalttaten auffällig. Die Amadeu Antonio Stiftung fördert die Beobachtung und Berichterstattung über rechtsradikale Aktivitäten und Gewalttaten, damit das Problem nicht weiter verschwiegen werden kann.
AUSSTEIGEN 2007: WAS EXIT ERREICHT HAT
Zurzeit berät EXIT-Deutschland 31 Menschen, die mit Ihrer Hilfe aus der rechtsradikalen Szene aussteigen wollen. Bereits seit seiner Gründung im Jahr 2000 ist EXIT-Deutschland ein Förderschwerpunkt der Amadeu Antonio Stiftung und der stern-Aktion "Mut gegen rechte Gewalt". Bisher hat die Initiative insgesamt 274 Neonazis bei ihrem Ausstieg aus der rechtsextremen Szene erfolgreich begleitet, davon sind nur sieben gescheitert. Da ein Ausstieg für die betroffenen Personen in der Regel mit dem Verlust ihres sozialen Umfeldes einhergeht, unterstützt EXIT die Aussteiger in der Entwicklung neuer Lebensperspektiven, hilft bei der Aufarbeitung der individuellen Biographien und geht auf Fragen der persönlichen Sicherheit der Aussteiger ein. Die Arbeit von EXIT wird maßgeblich durch ehemalige Mitglieder der rechten Szene unterstützt. Neben Beratung und Hilfe für Angehörige rechtsextremer Personen arbeitet EXIT daran, weitere Neonazis zum Aussteigen aus dem rechten Umfeld zu bewegen. Mit der aktuellen Kampagne "Alles Aussteigen!" richten sich 12 ehemalige Nazikader gezielt an rechtsextreme Personen, ihre Ideologie zu hinterfragen und die Szene zu verlassen. Wir danken für die bisherige Unterstützung und freuen uns, wenn Sie EXIT weiter unterstützen können.
Mehr Informationen zur Förderung von EXIT:
http://www.amadeu-antonio-stiftung.de/projektfoerderung/gefoerderte-projekte/exit/
GROSSE FREUDE IN WURZEN, MITTWEIDA UND LEIPZIG!
Erstmals wurde am 9. November 2007 der Sächsische Förderpreis für Demokratie in der Frauenkirche Dresden verliehen. Die glücklichen Preisträger waren das Bündnis für Menschenwürde - gegen Rechtsextremismus im Landkreis Mittweida, das Netzwerk für Demokratische Kultur e.V. (Wurzen) und das Schulmuseum - Werkstatt für Schulgeschichte Leipzig. Am 9. November versammelten sich in der Frauenkirche die ausgezeichnetsten Vertreterinnen und Vertreter des demokratischen Sachsen: Die Mitglieder der 15 für den Sächsischen Förderpreis für Demokratie nominierten Projekte harrten gespannt der Vergabe der drei mit je 10.000 Euro dotierten Preise, die beim feierlichen Festakt von der Kulturstiftung Dresden der Dresdner Bank, der Stiftung Frauenkirche Dresden, der Freudenberg Stiftung und der Amadeu Antonio Stiftung vergeben wurden. Der aufgrund seiner Äußerungen zu den rassistischen Vorfällen in Mügeln nicht unumstrittene sächsische Ministerpräsident Georg Milbradt ist Schirmherr des Sächsischen Förderpreises für Demokratie und hat einen der drei Preise gestiftet. Er ehrte in seiner Rede die Initiativen: "Und heute zeigt dieser Preis das vielfältige Engagement einer starken Zivilgesellschaft. Hier sitzen Verteidiger der Demokratie, die ihre Gesellschaft selbst gestalten. Ich wünsche mir, dass ihr Beispiel Schule bei uns macht."
Mehr Informationen zum Sächsischen förderpreis finden Sie unter:
www.demokratiepreis-sachsen.de
GLEICHWERTIGKEIT ETABLIEREN
Seit Jahren belegt ein Wissenschaftsteam der Universität Bielefeld um Professor Wilhelm Heitmeyer, dass Feindseligkeiten gegen schwache Gruppen und Minderheiten wie Rassismus, Homophobie oder das Beharren auf Etabliertenvorrechten miteinander in Verbindung stehen und sich gegenseitig verstärken. Aber heißt das im Umkehrschluss auch, dass sich alle Aspekte der "Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit (GMF)" bekämpfen lassen, wenn Projekte eine Facette des Syndroms bearbeiten? Das will jetzt das Projektenetzwerk "Living Equality" herausfinden und hat dazu viele Ideen. Unter dem Motto "Interventionen gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit entwickeln" haben jetzt Praktiker der koordinierenden Amadeu Antonio Stiftung, der Bundesarbeitsgemeinschaft der RAA (Regionale Arbeitsstellen für interkulturelle Bildung, Jugendarbeit und Schule), des Zentrums Demokratische Kultur und des Landesverbands der Sinti und Roma in Baden-Württemberg mögliche Methoden gegen Facetten der GMF erdacht, die im kommenden Jahr erprobt werden sollen. Wissenschaftlich begleitet wird "Living Equality" von Dr. Andreas Zick und Dr. Beate Küpper vom Bielefelder Institut für Interdisziplinäre Gewaltforschung. Sie ermutigten bei einer Praxistagung der Stiftung im November die Projektpartner, sich genaue Ziele zu definieren und verschiedene Zugänge zu suchen. "Projekte, die Verhaltensänderungen erreichen wollen, können drei Ebenen ansprechen", führte Beate Küpper aus, "Affekte, Kognition und Verhaltensintentionen."
Zum Projekt erscheint ein eigener Newsletter:
http://www.amadeu-antonio-stiftung.de/newsletter/living-equality-newsletter-nr-1/
GRÜNDUNG DER BÜRGERSTIFTUNG CHEMNITZ
Am 6. Dezember ist es endlich soweit. Die Bürgerstiftung Chemnitz feiert im Spiegelsaal des Günnewig Hotel Chemnitzer Hof feierlich ihre Gründung. Die Arbeit des Initiativkreises, der seit 2004 verschiedene Projekte auf die Beine stellt, hat sich gelohnt. Ein Highlight war sicherlich die Ausstellung "Chemnitzer zeigen Engagement", die auch von der Amadeu Antonio Stiftung gefördert wurde. Die Ausstellung ist im Laufe des Jahres durch die verschiedenen Stadtteile gewandert. Die Projekte haben bewiesen, wie wichtig das zivilgesellschaftliche Engagement von Chemnitzer Bürgern für ihre Stadt ist, und sie sind auch die Grundlage für die Gründung der Bürgerstiftung Chemnitz. Besonders für die Gründung engagiert haben sich das Freiwilligenzentrum Chemnitz, die Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe, das Netzwerk für Kultur- und Jugendarbeit e.V., die Chemnitzer Tafel e.V., die Regionale Arbeitsgemeinschaft Hilfe für Behinderte, der Bürgerverein Für Chemnitz e.V. und die Freiwilligen Chemnitzerinnen und Chemnitzer. Die Amadeu Antonio Stiftung gratuliert allen Beteiligten und den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Chemnitz zu ihrer Stiftung.
Mehr Informationen zum Engagement von Bürgerstiftungen:
www.community-foundations.de
BÜRGERSTIFTUNGEN 2007 - FAKTEN UND TRENDS
Die Entwicklung der Bürgerstiftungen in Deutschland hat in diesem Jahr ihren bisherigen Höhepunkt erreicht. Insgesamt sind Bürgerstiftungen in mehr als 196 Städten, Gemeinden und Regionen aktiv (Stichtag 31.08.2007). Das sind fast doppelt so viele wie vor drei Jahren, fast viermal so viele wie noch vor fünf Jahren. Im letzten Jahr verzeichneten die Bürgerstiftungen insgesamt einen Vermögenszuwachs von fast 40%. Aus der Bilanz geht hervor, dass in Nordrhein-Westfalen (57), Baden-Württemberg (45) und Niedersachsen (33) die meisten Bürgerstiftungen gegründet wurden.
Zu diesen Ergebnissen kommt die Aktive Bürgerschaft in ihrem "Länderspiegel Bürgerstiftungen". 100 Mio. Euro werde das gesamte Stiftungsvermögen der Bürgerstiftungen bereits Ende 2007 betragen, so die Aktive Bürgerschaft. Für 2008 erwartet die Aktive Bürgerschaft, dass der Gründungsboom auf gleichbleibend hohem Niveau anhält und erneut über 40 Bürgerstiftungen gegründet werden. Der "Länderspiegel Bürgerstiftungen - Fakten und Trends 2007" steht zum kostenlosen Download im Internet unter:
http://www.aktive-buergerschaft.de/vab/informationen/ratgeber/#lae.
BERLEBECK - EIN DORF WEHRT SICH
Ein kleines Dorf in Nordrhein-Westfalen: Rechtsradikale Funktionäre versuchen Jugendliche für die in Tradition der Hitler-Jugend stehenden Heimattreuen Deutschen Jugend - HDJ zu gewinnen. Neonazis bedrohen Bürger, die sich gegen die braunen Umtriebe wehren und zünden Rauchbomben vor deren Türen. Bei Rechtsradikalen wird ein reichhaltiges Waffenarsenal gefunden, das zu "paramilitärischen" Übungen verwendet wurde: Totschläger, Gewehre, Bomben. Berlebeck ist zu einem Zentrum rechtsradikaler Aktivitäten geworden. Dagegen gehen die Bürgerinnen und Bürger jetzt vor. Der Antifaschistische Arbeitskreis Berlebeck veranstaltete eine Demonstration mit dem Motto "Braune Funktionäre Enttarnen". Der ortsansässige Fußballverein und speziell dessen männliche A-Jugend trägt Trikos mit den Aufschriften "Laut gegen Nazis" und "Amadeu Antonio Stiftung" bei allen Saisonspielen. Die Sportfreunde Stiller fanden das toll und luden die Jugendlichen zum Gespräch und Konzert ein. Sie wollen wiederkommen und vor Ort ein Konzert gegen Rechtsradikalismus geben. Die Amadeu Antonio Stiftung bedankt sich für das Engagement der Berlebecker, die sehr am Austausch mit anderen Initiativen interessiert ist.
Mehr zum mutigen Engagement in Berlebeck:
http://mut-gegen-rechte-gewalt.de/projekte/aktuelle-aktionen/sportfreunde-in-osnabrueck/
LIGHT ME AMADEU!
Am 6. Dezember 2007 finden in Eberswalde den ganzen Tag vielfältige Aktionen und Veranstaltungen statt, um an die Ermordung von Amadeu Antonio zu gedenken. Um 9 Uhr findet ein stilles Gedenken am Ort der Ermordung statt, um 10 Uhr eine Konferenz, um 15.30 Uhr eine Demonstration unter dem Motto "Light me Amadeu" gegen Rassismus und um 17.30 Uhr verschiedene Workshops für Schüler der Initiative "Schule ohne Rassismus". Zu diesen Veranstaltungen und auch zu den nächsten Treffen und Aktionen sind alle Bewohner der Stadt Eberswalde herzlich eingeladen. Veranstalter sind u.a. die Eberswalder Bürgerinitiative "Light me Amadeu". Sie wurde 2006 zur Erinnerung an Amadeu Antonio ins Leben gerufen. Das Ziel der Initiative ist es, so Kai Jahns vom Eberswalder Zentrum für demokratische Kultur, Jugendarbeit und Schule e.V., "Ideen für ein Zusammenleben in gegenseitiger Achtung zu sammeln".
Mehr zu den Veranstaltungen in Eberswalde:
http://www.ebwsa.org/lma/index.html