Verbrechen Saddam Husseins nach wie vor ungesühnt
Geschrieben von jnwwebmaster am March 16 2007 17:45:58

Halabja-Gedenktag vom 16. März:

Verbrechen Saddam Husseins nach wie vor ungesühnt

Bern, 15. März 2007

Anlässlich des 19. Jahrestages des Giftgasangriffs auf die irakische Stadt Halabja ruft die Gesellschaft für bedrohte Völker Schweiz die Gräueltaten des irakischen Regimes gegen die Kurden und andere Minderheiten im Nordirak in Erinnerung. Eine Aufarbeitung der Vergangenheit ist unerlässlich, um den Opfern Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.

Unter dem Code-Namen Al-Anfal – was soviel bedeutet wie „legitime Beute“ – wurde unter der Führung von Ali Hassan Al-Majid, einem Cousin des ehemaligen Diktators Saddam Hussein, von März 1987 bis September 1988 eine militärische Offensive von unbeschreiblicher Grausamkeit gegen Tausende kurdische und assyrisch-aramäische Dörfer im Nordirak ausgeführt. Der verheerendste darunter war der Giftgasanschlag auf die kurdische Stadt Halabja am 16. März 1988, wo allein rund 5’000 Menschen umkamen. Begleitet wurden die Gasangriffe von Massendeportationen, der Zerstörung von Dörfern, Massenerschiessungen und Vergewaltigungen. Der Anfal-Offensive und ihren Folgen fielen insgesamt gemäss heutigen Schätzungen rund 182’000 Menschen zum Opfer.

Al-Anfal war jedoch nur ein Teil der systematischen Unterdrückung ethnischer und religiöser Minderheiten durch das Regime von Saddam Hussein. Während der 35 Jahre seiner Herrschaft gab es immer wieder Vertreibungen, Massaker und Deportationen in Konzentrationslager; unter der Verfolgung litten unter anderem die Schiiten, die Yeziden, die Assyro-Chaldäer, die Mandäer, die Juden, die Marscharaber und die Turkmenen.

Wie der Dokumentarfilm „Al-Anfal – im Namen von Allah, Baath und Saddam“ des kurdischen Regisseurs Mano Khalil, der von der GfbV kürzlich im Kino Kunstmuseum Bern gezeigt wurde, eindrücklich belegt, sind die vergangenen Gräuel bei Opfern und deren Angehörigen noch heute sehr präsent. Rund 20 Jahre später sind die Verbrechen grösstenteils ungesühnt. Die Verantwortung des ehemaligen irakischen Diktators im Falle der Anfal-Operationen steht nach Ansicht vieler Menschenrechtsorganisationen fest – Dokumente belegen, dass Saddam seinen Cousin Ali Hassan Al-Majid zum „totalen Krieg“ gegen die Kurden ermächtigt hat. Die juristische Aufarbeitung der Geschehnisse wurde jedoch durch die vorzeitige Vollstreckung des Todesurteils von Saddam Hussein gestoppt. Für viele Überlebende des Schreckensregimes ist dies ein herber Schlag, da der ehemalige Diktator lediglich für ein Massaker an 148 Schiiten, nicht aber für alle anderen Verbrechen zur Rechenschaft gezogen werden konnte.

Hintergrund
Die GfbV setzt sich seit 1970 für die Opfer des Regimes von Saddam Hussein ein. Seit dem Sommer 2006 gibt es in Erbil/Nordirak eine Sektion der GfbV. Sie unterstützt unter anderem die Opfer der Anfal-Operationen und Flüchtlinge, die im Norden des Landes Zuflucht gefunden haben.

 

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