Rede zur vierten Montagsmahnwache in Wetzlar
Geschrieben von jnwwebmaster am April 05 2011 07:22:12

Rede zur vierten Montagsmahnwache in Wetzlar


(die Rede in Bild und Ton=Video hier...)

Wer in den vergangenen Wochen 
die Aussagen unserer Bundesregierung
gehört hat, könnte meinen, dass
einzige Problem der Atomenergie
sei das "Restrisiko" eines Unfalls
in einem Kernkraftwerk.

Doch wer genauer Hinschaut erkennt schnell,
dass die Probleme viel früher anfangen.
Es ist nicht nur das Risiko eines Unfalls.
In einem Kernkraftwerk, das die Atomkraft
für jeden vernünftigen Menschen
unverantwortlich macht.

Es ist auch nicht nur die noch immer
ungelöste Frage nach einem Endlager.
Das Problem beginnt ganz am Anfang der
Stromgewinnung durch Kernspaltung.



Dieses Problem nennt man Yellow Cake


Yellow Cake ist nicht etwa
ein Tassenkuchen aus der Rezeptsammlung von Dr. Oetker.
Yellow Cake ist der Rohstoff aus dem die Brennstäbe
für Atommeiler gefertigt werden.
Yellow Cake ist konzentriertes Uran.
Yellow Cake wir zum teuersten Rohstoff unserer Zeit werden.


Deutschland förderte von 1946 bis 1990 Uran.
Deutschland war ganz vorne dabei, unter den drei größten Uranlieferanten.
Kaum jemand weiß dies.
Aber eins wissen wir: in Sachsen und Thüringen kämpft man noch
heute mit den Folgen dieses Geschäfts.
1946 begann die sowjetisch-deutsche Aktiengesellschaft Wismut Uran zu fördern.
In natürlichem Gestein kommt das benötigte Uran Isotop 235 zu 0,7% vor. Dennoch
lassen sich mit diesem Rohstoff Geschäfte machen. Aber genau dieser Rohstoff
verstrahlt alles Leben in seiner Umgebung.

Hunderte Bergarbeiter erlagen den Spätfolgen.
Das Uran wird mit Wasser aus dem tauben Gestein ausgewaschen. Dabei fallen pro einem
Kilogramm Uran mehrere tausend Liter kontaminiertes Trinkwasser und ungefähr
zwei Tonnen radioaktives Gestein an. Diese strahlenden „Abfallprodukte“ werden
achtlos zu riesigen Türmen aufgetürmt oder in ehemalige Bergbauanlagen transportiert.
Selbst das Wasser wird weder aufbereitet noch wird verhindert, dass es mit dem
Grundwasser in Berührung kommt. Es wird in Becken gestaut, die weder die
Verdunstung oder das Einsickern in das Erdreich verhindern.
Die Wismut GmbH ist seit 1990 mit der Beseitigung der Hinterlassenschaften beauftragt.

Bis zum heutigen Tag ist nahezu nichts passiert. Man weiß nicht wo man beginnen soll,
man weiß nicht wo man die unzähligen Tonnen an radioaktivem Gestein lagern soll.
Man weiß auch nicht, wie man das verseuchte Wasser wieder aufbereiten kann. Bereits
6,5 Milliarden Euro stecken in der Beseitigung dieser Abfälle und eine Ende der Kosten
ist nicht in Sicht. Diese Kosten zahlen die Steuerzahler in diesem Land - müssten sie
von der Atomindustrie getragen werden, wäre Atomstrom kein lukratives Geschäft.

Eine Technologieland wie Deutschland wird nicht einmal annähernd mit den Folgen des
Uranabbaus fertig. Wie wird es dann in ein paar Jahrzehnten in Niger, Kongo, Namibia,
Usbekistan, Kasachstan, Kanada oder Australien aussehen? Auch dort wird man sich die
Frage nach der Endlagerung stellen müssen. Und wird sind auch noch abhängig
von diesen Uranlieferanten. Nach gut 40 Jahren hat man leider zu spät verstanden,
dass die Folgen der Uranförderung untragbar sind.

In Deutschland wurde Uran in Bergwerken abgebaut und tausende von Arbeitern
atmeten den radioaktiven Staub ein. Viele von ihnen leiden heute unter den schweren
gesundheitlichen Folgen. In Afrika wird Uran im Tagebau abgebaut.
Ganze Landstriche sind voll von strahlendem Uranstaub.
Was soll aus den Menschen dort werden?

Der Uranabbau in den Entwicklungsländern missbraucht die Menschen dort nicht
nur als die billigst möglichen Arbeiter. Er nimmt ihnen auch ihr Land und damit
die Möglichkeit auf ein besseres Leben in einer entfernten Zukunft

Zu 100% beziehen wir also unser Uran aus dem Ausland - von der versprochenen
Unabhängigkeit von ausländischen Ressourcen kann also keine Rede sein.
Wir könnten einen Schritt nach vorne gehen und den Einkauf von Uran unterbinden,
zumindest in unsere Land. Zumal in einem Kilogramm Yellow Cake für die meisten
Meiler so oder so zu wenig von dem begehrten Uran Isotop 235 enthalten ist.
Es enthält 40-60%, ideal währen 60-80%.
Also wird es meist angereichert oder weiter konzentriert. Es entsehen also
weitaus mehr Abfallprodukte, wie manch einer denken würde.
Nicht nur Brennstäbe sondern ganze Seen und
Berge belasten unsere Natur. Warum erzählen uns also RWE, Vattenvall, ENBW und Eon,
dass Atomkraft sauber sei?

Nur weil kaum C02 bei der Energiegwinnung ensteht?
Was ist mit den strahlenden Seen und den radioaktiven Müllhalden?
Solange die Atomkraftwerke laufen, werden diese weiter wachsen und ein
bisher ungelöstes Problem für alle Menschen auf diesem Planeten weiter vergrößern.

Wir haben nur eine Erde.
Wir sollten sie nicht für die Profite der Atomkonzerne opfern.


M. Bähr

Film-Trailer
http://www.youtube.com/watch?v=1AZnb2Rb0Fk