"Das Jugendamt wies mich 1966 ins staatliche Erziehungsheim Guxhagen-Breitenau nahe Kassel ein. Es war die Hölle. Riesige Mauern mit Stacheldraht, vergitterte Fenster. Als wir vorfuhren, fragte ich, ob ich ins Gefängnis käme. Ich musste mich völlig nackt ausziehen und bekam Nachthemd und Kittel. Strümpfe gab es nicht. Ich musste für die Industrie arbeiten. Zum Essen gab es nur drei Suppen. Viele Mädchen haben sich selbst verletzt oder wollten flüchten. Es gab keinerlei Freiheit, nur Kontrolle. Nachts wurden die Schlafsäle abgesperrt. Da es nur einen Nachttopf gab, trauten wir uns oft nicht, die Notdurft zu verrichten, weil der schon überfüllt war."
Renate Schmidt, 59 Jahre