Trauer um Jean-Claude Diallo
Geschrieben von jnwwebmaster am March 29 2008 11:06:00
PRO ASYL trauert um Jean-Claude Diallo


Die Bundesweite Arbeitsgemeinschaft PRO ASYL trauert um Jean-Claude Diallo. Wir haben einen Freund und Mitstreiter verloren. Jean-Claude war seit den Anfängen von PRO ASYL im Jahr 1986 Mitglied.

Jean-Claude Diallo trat konsequent und mit viel Herz für die Rechte von Flüchtlingen ein. Er war immer an den schwierigsten gesellschaftlichen Brennpunkten tätig. Er kämpfte gegen die Inhaftierung und Zurückweisung von Schutzsuchenden am Frankfurter Flughafen. Es war maßgeblich sein Verdienst, dass in Frankfurt ein von der Evangelischen Kirche getragenes Zentrum für Folteropfer aufgebaut wurde. Ein besonderes Anliegen war für ihn der Kampf gegen Rassismus und Diskriminierung – für PRO ASYL nahm er an der Weltkonferenz gegen Rassismus in Südafrika im Jahre 2001 teil.

Jean-Claude verlor trotz seiner extrem belastenden Tätigkeiten nie seinen unerschütterlichen Humor. Wir werden ihn schmerzlich vermissen. Unser Mitgefühl gilt seiner Ehefrau und seinen Kindern.

 

 

gez. Dr. Jürgen Micksch gez. Günter Burkhardt

Vorsitzender Geschäftsführer

Jean Claude Diallo ist tot

Kämpfer für den sozialen Frieden

Jean Claude Diallo (Aufnahme von 2007) (Bild:  picture-alliance/dpa)

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Jean Claude Diallo starb am Freitag.

Frankfurts Integrationsdezernent Jean Claude Diallo war selbst ein Migrant. Mehr als ein Jahr leitete er im Römer das Dezernat für multikulturelle Angelegenheiten. Am Freitag starb er im Alter von 62 Jahren.


 

Der Grünen-Politiker sei am Karfreitag an Herzversagen gestorben, teilte die Evangelische Kirche in Frankfurt am Montag mit. Diallo, der im afrikanischen Guinea geboren wurde, lebte und arbeitete mehr als zwanzig Jahre in Frankfurt. Zunächst als Psychologe, ab 1995 als Leiter des Fachbereichs Interkulturelle Arbeit des Evangelischen Regionalverbands (ERV). Diese Funktion übte er bis zuletzt hauptberuflich aus. Gleichzeitig war er seit 2007 Integrationsdezernent. In wenigen Monaten hätte die passive Phase seiner Alterteilzeit begonnen.


"Vermittler und Brückenbauer zwischen den Kulturen"


Die ERV-Vorstandsvorsitzende Esther Gebhardt würdigte Diallo am Montag als einen "Vermittler und Brückenbauer zwischen den Kulturen und Religionen". Er habe Projekte in der Flüchtlings- und Migrationsarbeit entwickelt, die für die ganze Bundesrepublik wegweisend gewesen seien. Die evangelische Kirche verliere mit Diallo einen Menschen, der mit seiner Lebensfreude, Klugheit, seinem Humor und seiner inneren Gelassenheit ein Vorbild und eine Bereicherung gewesen sei. Frankfurts Oberbürgermeisterin Petra Roth würdigte Diallo als einen "warmherzigen Menschen, der sich sein ganzes Leben für das friedliche Zusammenleben aller Völker und Religionen eingesetzt hat." "Sein unermüdliches Engagement für eine Welt ohne Intoleranz und Hass wird uns allen fehlen", sagte Roth.


Den sozialen Frieden in Frankfurt zu erhalten, sei sein Ziel, hatte Diallo immer betont. Immer noch hätten viele Migranten oder Statuslose nicht ihre vollen Rechte. Die Situation solcher Menschen zu verbessern, bemühte er sich daher vor allem. Dabei half ihm nach eigener Einschätzung auch sein persönlicher Lebensweg: "Ich bin selbst ein Migrant und habe sicher einen anderen Blick auf die Gesellschaft als andere."


Diallo stammte aus der westafrikanischen Republik Guinea. 1968 war er zum Studium nach Würzburg gekommen. Nachdem sein Heimatland sich in eine Diktatur verwandelt hatte, blieb er nach dem Studium zunächst in Deutschland. Er heiratete eine Deutsche und wurde Vater von vier Kindern: "Zwei wurden in Friedberg geboren, eines in Frankfurt und eines in Guinea."

 

Intermezzo als Kultusminister in Guinea

Anfang der 80er Jahre ging er nach Guinea zurück. Der Entschluss dazu fiel nach Dreharbeiten für den WDR. Diallo hatte zusammen mit dem Dokumentarfilmer Malte Rauch in West-Guinea den Präsidenten interviewt. Dieser war von seinem Landsmann so begeistert, dass er ihn in die Politik holte: als Minister für Information und Kultur sowie als Regierungssprecher. Nach zwei Jahren allerdings stellte Diallo fest: "Meine Vorstellungen und die des Präsidenten stimmten nicht überein."


Aber auch nach seiner Zeit als Minister blieb er der Politik treu: Zurück in Deutschland trat er den Grünen bei. Seit 1997 war der bekennende Eintracht-Fan Mitglied des Magistrats. Als Integrationsdezernent trat er dann ab dem 1. Januar 2007 in die Fußstapfen seines Parteifreundes Daniel Cohn-Bendit, der die Schaffung dieses Amtes 1989 durchgesetzt hatte.

 

Kritik an Kochs Wahlkampf

Zuletzt hatte sich Diallo im Vorfeld der Landtagswahl zu Wort gemeldet. Den Wahlkampf von Ministerpräsident Roland Koch (CDU), der die Kriminalität insbesondere ausländischer Jugendlicher thematisiert hatte, kritisierte Diallo scharf. Es sei "bedauerlich", dass Koch "wieder polarisiert und von Ursachen und Hintergründen der Gewaltbereitschaft ablenkt". Ein Wahlkampf dieser Art gefährde den sozialen Frieden, weil er Menschen mit Migrationshintergrund "pauschal diffamiert, sie ausgrenzt, statt sie zu integrieren".