gegen sexuellen Missbrauch im Chat
Geschrieben von jnwwebmaster am November 18 2007 16:53:06
Presseerklärung derf Stadt Wetzlar

Zartbitter gastierte in der Bebel-Schule

Präventionstheater gegen sexuellen Missbrauch im Chat

(--) Mit einem Theaterstück wurden kürzlich 400 Schüler der August-Bebel-Schule auf die Gefahr sexuellen Missbrauchs in Internet-Chatrooms hingewiesen. Das Stück „Click it!“ erzählt die Geschichte von Silvio, der sich für Modellbau interessiert und die Welt der Chats für sich entdeckt hat. Er macht die bittere Erfahrung, vermeintlichen Chat-Freunden gegenüber allzu vertrauensselig gewesen zu sein. Beinahe gerät er in die Fänge eines kriminellen Pärchens, das pornografische Bilder von Halbwüchsigen macht. Doch zum Glück erzählt er seiner Schulfreundin Billa von der geplanten Verabredung und schließlich wird doch noch alles gut. Wie es dazu kommt, ist amüsant und kurzweilig - was genau die Voraussetzung dafür ist, dass Kinder und Jugendliche 60 Minuten lang aufmerksam zuschauen. „Click it!“ enthält eine pädagogische Botschaft und diese wird unterhaltsam vermittelt: „Wer in Chatrooms geht, sollte vorsichtig sein und die Gefahren kennen“.

Auf Silvios Frage, wer von den anwesenden Schülern der sechsten bis achten Klasse schon mal gechattet habe, schnellten viele Finger hoch. Für den Schauspieler des Kölner Vereins Zartbitter war erkennbar: zwei Drittel haben Chat-Erfahrung. Im Anschluss an die Aufführung wollte er von den Zuschauern wissen, was man alles tun kann, um sich im Chatroom zu schützen. Unter den 11 bis 14-jährigen gab es erstaunlich viele Experten. „Man sollte sich nicht mit jemandem treffen, den man nicht kennt“, wurde gleich empfohlen. Ein anderer Junge riet, keine persönlichen Daten wie Name, Adresse oder Telefonnummer anzugeben - auch nicht im Benutzprofil, das bei vielen Chatrooms ausgefüllt werden muss“. Ein Mädchen steuerte bei: „Wenn jemand unangenehm wird, lässt sich der Kontakt über die Taste „ignorieren“ abbrechen“ und ergänzte: „Man kann auch ein neues erfundenes Profil anlegen, um für einen Belästiger nicht mehr erkennbar zu sein“. Hier gab Silvio zu bedenken, dass diese Möglichkeit jederzeit auch von der belästigenden Person genutzt werden kann.

Aus langjähriger Recherche im Internet und aus Beratungsgesprächen wissen die Mitarbeiter von Zartbitter e.V., dass Kinder und Jugendliche sich in der Regel an ihrem Computer zu Hause in trügerischer Sicherheit wiegen. Für sie sei oft nicht erkennbar, wann Täter sie umgarnen, verführen und für ihre Interessen vereinnahmen. Andere Heranwachsende neigen dazu, ihre Macht zu überschätzen. Sie glauben, alles im Griff zu haben und lassen sich auf den Nervenkitzel eines Dialogs mit mutmaßlichen Tätern ein, ahnen dabei jedoch nichts von dem Ausmaß der kriminellen Energie und der Raffinesse der Täter, mit denen sie es zu tun haben. Das Präventionsprogramm „Click it!“ wurde von Zartbitter e.V. entwickelt, um Mädchen und Jungen darin zu unterstützen, die Chancen des Internets für sich zu nutzen und die Gefahren des Mediums rechtzeitig zu erkennen. Begleitend zum Theaterstück wird für Schüler und Eltern jeweils eine eigene Broschüre herausgegeben. Das Informationsmaterial kann über www.zartbitter.de bestellt werden.

Die Theateraufführung in Wetzlar war das Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen Stadtjugendamt Wetzlar und August-Bebel-Schule. „Nach der ausgedehnten Vorlaufphase lief schließlich alles Hand in Hand“, berichtet Christine Eidenmüller, Mitarbeiterin des Städtischen Jugendbildungswerkes. „Das betrifft auch die aufwändigen Auf- und Abbauarbeiten im Veranstaltungssaal. Diese wäre ohne das hilfreiche Schülerteam und den sie begleitenden Lehrer gar nicht zu schaffen gewesen“. Ergänzend zu dem Gastspiel von Zartbitter Köln organisierte der Elternbeirat der August-Bebel-Schule ein Elternforum mit dem Titel „Gefahren aus dem Internet“. Im Rahmen dieser sehr gut besuchten Informationsveranstaltung sprach als Referentin Catarina Jörg von Wildwasser Marburg. Ihr fachlich fundierter Beitrag ermutigte die anwesenden Eltern und Pädagogen, sich mit der genannten Problematik künftig stärker auseinander zu setzen. Im Rückblick zeigen sich alle beteiligten Kooperationspartner sehr zufrieden; gerade das Zusammenspiel beider Veranstaltungen wird von ihnen als eine „runde Sache“ bewertet.