Irak: Neuer Konflikt wegen "Kurdistan"?
Geschrieben von jnwwebmaster am February 09 2007 11:42:54
„Shlomo!

Ich möchte euch auf einen aktuellen Bericht von Radio Vatikan hinweisen, in dem über die tatsächliche Situation im Nordirak berichtet wird. Demokratie sieht anders aus.

Shlome“


Eine Richtigstellung:
In dieser Meldung geht es um eine Entscheidung der „Irakischen Kommission für Normalisierung“. Herr Shlemun Shushe will offensichtlich mit seiner Bemerkung über die „anders aussehende Demokratie“ den Unterschied zwischen dem Irakischen Bundesstaat Kurdistan und den Provinzen Mosul und Kirkuk verwischen. Dass im Bundesstaat Kurdistan eine wachsende demokratische Kultur existiert, werden dort 5 verschiedene assyrochaldäische Parteien bestätigen. Dass in Kirkuk und Mosul aber bis heute islamistische und baathistische Terroristen Anschläge ausüben ist bekannt. Aus Mosul wurden die meisten Christen von diesen Fanatikern vertrieben. In der Niniveebene, die noch zu Provinz Mosul gehört, garantieren assyrochaldäische und kurdische Polizisten und Freiwillige weitgehende Sicherheit.
Zurück zu der „Irakischen Kommission für Normalisierung“. Bei diesem Gremium handelt es sich nicht um ein kurdisches, sondern um ein irakisches staatliches Gremium, in dem Araber, Kurden, Turkmenen und Assyro- Chaldäer vertreten sind. Es wird vom irakischen Justizminister Hashem al- Shubly, einem Araber, geleitet.
Diese Kommission hat die Aufgabe, den Artikel 140 der irakischen Verfassung zur Normalisierung der Lage in den Regionen, die unter der Politik der Baath- Partei gelitten haben, umzusetzen. Am 04. 02. 2007 hatte sie der Regierung den Entwurf einer Verordnung vorgelegt. Darin wird nur jenen Arabern, die von Saddam Hussein in Kirkuk zwischen dem 17. Juli 1968 und dem 9. April 2003 zwangsangesiedelt worden sind, vorgeschlagen, freiwillig in ihre ursprünglichen Siedlungsgebiete zurückzukehren. Jede Familie soll als Umzugshilfe 20 Mio. Irakische Dinar (ca. 12 000 Dollar) und ein Grundstück vom, Staat erhalten. Bei den Zwangsangesiedelten handelt es sich um Menschen arabischer Herkunft aus dem Süden des Irak. Es sind keine Christen unter ihnen. Es ist auch nicht die alteingesessene arabische Bevölkerung der Provinz Kirkuk gemeint. Es handelt sich also ausschließlich um jene Menschen aus anderen Teilen des Irak, die nach der Vertreibung von Kurden, Turkmenen und Assyrochaldäern in der Provinz Kirkuk angesiedelt wurden. Die kurdischen Parteien in der Provinz Kirkuk haben nicht die kleinste Initiative unternommen, um die christlichen Assyrochaldäearinnen zu islamisieren.

Herr Shlemun Shushe / bethnahrin.de und Radio Vatikan hätten sich besser auf die Primärquelle beziehen sollen. Der vollständige Text des Interviews mit dem irakischen Justizminister Hashem al-Shubly ist in der arabischen Tageszeitung „Asharqalawsat“ schwarz auf weiß zu lesen.

 http://www.asharqalawsat.com/details.asp

Arabisch-nationalistische und islamisch-fundamentalistische Medien, darunter auch Aljazeera, die tagtäglich den Westen, das Christentum, die Juden und seit 1961 (Beginn des kurdischen Aufstandes unter Mustafa Barzani) auch die Kurden angreifen und schlecht machen, haben die Information, das Interview, in dem der „Entwurf einer Verordnung“ vorgestellt wird, aufgegriffen, verfälscht und in die Welt gesetzt. Aljazeera hat sich dabei auf die Überschrift beschränkt (und dafür ein passendes Bild erfunden)  musste aber den Text des Interviews mit dem irakischen Justizminister Hashem al-Shubly weitgehend ordnungsgemäß wiedergeben.
 http://www.aljazeera.net/NR/exeres/

Es kann nur vermutet werden, wie Radio Vatikan auf die „verschiedenen arabischen Medien“ gekommen ist. Einige arabische Christen, deren Herz immer noch für Saddam Hussein und Hafis al-Assad schlägt, sind weiterhin von den Ideen des arabischen Nationalismus des Baath-Gründers Michel Aflaq begeistert. Vielleicht beliefern ja sie Radio Vatikan mit solchen Nachrichten aus der arabischen Welt. 

Tilman Zülch,
Generalsekretär der Gesellschaft für bedrohte Völker


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