Was zählt, ist Köpfchen, nicht Kopftuch.
Geschrieben von jnwwebmaster am February 23 2009 10:30:50
Mit guter Leistung gegen Vorurteile

Gebürtige Irakerin aus Bingen ist wissenschaftliche Meisterschülerin am George-Gymnasium


Mit ihrer Familie lebt Nada Aldabbag (3.v.l.) in Bingen. Mit ihr freuen sich Vater Ammar, Bruder Ahmed und Mutter Maha über den Besuch von Großmutter Zahra Al-Hasany aus Bagdad.Foto: hbz/Bahr




Vom 23.02.2009

BINGEN. Kopftuch tragen und ein Physik-Ass sein, den Koran lernen und sich auf einem jungengeprägten Gymnasium behaupten? Nada Aldabbag, 16, schafft anscheinend spielend den Spagat. Was zählt, ist Köpfchen, nicht Kopftuch.

 
Von

Christine Tscherner

Nada Aldabbag rollt bei den Schlagzeilen um Ehrenmorde und Moslem-Klischees die Augen. "Mich ärgert es, wenn Muslime nicht mit guten Leistungen gegen Vorurteile ankämpfen." Die 16-Jährige passt nicht in das klassische Bild eines Mädchens mit "Migrationshintergrund". Nada ist eine naturwissenschaftliche Meisterschülerin. Am Aschermittwoch nimmt die Elftklässlerin an "Jugend forscht" teil. "Bis dahin will ich mein Patent noch anmelden." Physikalisches Knowhow statt Chemiekeule im Kampf gegen Ölteppiche auf den Weltmeeren, das ist ihr Thema. Das Mädchen mit den irakischen Wurzeln gilt als Physik-Ass.

Kondensatoren und Schaltkreise gehören meist nicht zum Lieblingsfach Pubertierender. Nada jedoch fing Feuer an der Physik, wurde im vergangenen Jahr mit weitem Abstand Landessiegerin bei "Jugend forscht". Physikalischen Formeln rang sie Finesse ab, wo andere über Kräftefeile und Mechanik grübelten.

Ihre Physik-Lehrerin erkannte früh Talent und Ehrgeiz der Schülerin. Nada feilte in Hausarbeiten an kniffligen physikalischen Fragen, wurde an die Uni Kaiserslautern eingeladen, zeigte Beständigkeit. Schminktipps austauschen oder mit Jungs flirten ist nicht ihr Ding.

Sich als Exotin in den jungengeprägten Klassen des Binger Stefan George Gymnasiums zu behaupten, das würde kein Zuckerschlecken. Das wusste die Familie. Doch das katholische Mädchengymnasium nebenan nahm das Mädchen mit Kopftuch und Spitzennoten nicht auf. "Inzwischen hat sich aber die zweite Wahl als Glücksgriff erwiesen." Mit stänkernden Jungs hat Nada keine Probleme.

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