Rassismus in Weilburger Zeitung
Geschrieben von jnwwebmaster am May 26 2010 09:36:25

Offener Brief

an die Verantwortlichen: Herausgeber, Redaktion und Autor.

Unterzeichnet ist der Offene Brief von Simon Lissner, Vorstandsmitglied von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Landkreis Limburg-Weilburg und Heinz-Jürgen Deuster, Vorsitzender der Kreistagsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Limburg – Weilburg.

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

unter der Überschrift „Neues aus dem Tower: ‚Vollassi‘ anstatt ‚Prinz‘“ lassen Sie ihren Kolumnisten Max Stillger (Printausgabe v. 21.5.2010, Auflage 67.500) sich in einer Weise verbreiten, die mich veranlasst, prüfen zu lassen, inwiefern der Beitrag den Tatbestand der Volksverhetzung erfüllt. Nahezu unverhohlen hetzt Max Stillger in einer Weise, die geeignet ist, gerade auch vor der Fußballweltmeisterschaft in Südafrika, progromartige Stimmungen zu schüren.

Sie als Redaktion haben, so meine Meinung, jegliche journalistische Verantwortung in den Wind geschlagen.

Ich bitte Sie, unverzüglich zu dem Vorgang Stellung zu nehmen.

Um Ihnen die Beurteilung zu erleichtern, einige Erläuterungen anbei:

 

1) Der Autor behauptet, Südafrika – Fan zu sein. Das mag Stimmen. Sein Herz schlägt vermutlich für das „weiße Herz“ der Apartheid.

„Im verhältnismäßig „sicheren“ südlichen Teil von Südafrika liegen mit Kapstadt (lägen) nur 3 von (…) 10 Spielorten“ so Stillger, die bessere Alternative zu einer Reise nach Südafrika sei es, sich per public viewing zu beteiligen, als „… in Johannesburg oder Nelspruit in einer Hotelbar zu sitzen (weil sich dort abends im Dunkeln kein Europäer auf die Straße traut“).

2) Nach dem der Autor sich in verächtlicher Weise über „das Vuvuzela-Getröte“ auslässt und überhaupt meint, Südafrika sei nun mal kein England, Frankreich und so weiter, findet der Beitrag seine Steigerung in rassistischer Hetze gegen den Fußballspieler Kevin Prince Boateng. Boateng wird als „Vollassi“ bezeichnet, als „Lümmel“, „prädestiniert für Hartz IV“ wenn das mit dem „Fußball mal vorbei“ ist. Ihr Autor Max Stillger, steigert sich und man sieht die Aggression förmlich aus der Feder tropfen: „Normalerweise wird nach so einem Foul“ (Stillger unterstellt, es sei ein absichtliches und suggeriert, die Absicht habe in einem besonders brutalen bestanden), wird „immer wieder die Diskussion geführt, den Verursacher so lange zu sperren, bis das ‚Opfer‘ wieder spielfähig ist. In diesem Fall habe ich einen besseren Vorschlag: „Ausbürgern!“ Der Kerl zieht es vor, für die Nationalmannschaft in Ghana (anstatt für Deutschland) zu spielen“ und weitere rassistische Klischess werden bedient – „kauft an einem Tag 3 Autos, hat ein Steueraufkommen von 0,0 in Deutschland“ und sei mit seiner Einstellung „Kandidat für eine Hartz IV Karriere wenn es mit dem Fußball nicht mehr klappt. Spätestens dann wird er sich nämlich erinnern, dass seine Wurzeln eigentlich in Deutschland sind“. Die sich darauf einstellenden Fragen des Herrn Max Stillger kann das „gesunde Volksempfinden“, natürlich beliebig weiter denken, und das ist vermutlich auch genau so gemeint. Stillger gibt sich bescheiden: „Und so einen dann noch mit unseren Steuergeldern füttern? Das braucht kein Mensch in diesem Land! Herr de Maizière übernehmen Sie …“.

3) Der von Stillger aufgebaute prosaische „Spannungsbogen“ von allgemeinen Rassismen und Vorurteilen gegen Afrikaner im allgemeinen und Südafrikaner im besonderen mit der Überleitung zum konkreten, schwarzen deutschen Boateng, der sich „spätestens …“ auf seine „Herkunft“ als Deutscher besinnen werde um Hartz IV zu kassieren, ist besonders perfide und geeignet sich gegen farbige Deutsche allgemein zu richten.

Als Anlage der Artikel.

Das Schreiben an Sie geht in CC an Herrn Theo Zwanziger für den Deutschen Fußball Bund.

Simon Lissner, Vorstandsmitglied BÜNDIS 90/DIE GRÜNEN im Landkreis Limburg-Weilburg
Heinz-Jürgen Deuster, Vorsitzender der Kreistagsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Limburg – Weilburg


 

Die Weilburger Nachrichten beschäftigen sich in einem “Nachgefragt” mit dem Vorfall.

Link zu der Kolumne: LimburgWeilburgerleben vom 21. Mai 2010