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Oft eine Rückkehr in die blanke Not

AWO berät Heimatrückkehrer im Kosovo

Oft eine Rückkehr in die blanke Not
 AWO berät Heimatrückkehrer im Kosovo
Foto: Michael Kasparowitsch
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NÜRNBERG - Das sogenannte Rückübernahme-Abkommen ist bereits verhandelt, demnächst wird es unterzeichnet. Aus der Bundesrepublik sollen danach in den kommenden Jahren 18500 ausreisepflichtige Bürger des Kosovo in ihre Heimat gebracht werden. Die Mehrzahl davon sind Roma. Es wird meist eine Reise in die blanke Not. Die Arbeiterwohlfahrt (Awo) Nürnberg berät in der Hauptstadt Priština seit etwa einem Jahr solche Rückkehrer. Etliche lebten zuvor auch in Nürnberg.

Der sechsjährige Emi weiß sehr genau, wie angenehm das Leben für einen Jungen wie ihn sein kann. Bei seiner Oma in Nürnberg, wo er auf die Welt kam, gab es Fernsehen, Heizung und ein eigenes Bett. Im kosovarischen Gjakova, wo er mit seinen Eltern seit März lebt, gibt es weder das eine, noch das andere. Emi weint in der fremden Heimat deshalb oft. Das sind die kleinen Sorgen der inneren Zerrissenheit eines Kindes. Seine Eltern plagen weitaus größere.

Der Vater, der 24-jährige Sead Thaqi, ist im vergangenen Frühjahr aus Nürnberg abgeschoben worden, seine um ein Jahr jüngere Ehefrau Severgjan Damjani folgte ihm freiwillig. Sie ist Analphabetin. Das Paar ist im jugendlichen Alter von den Eltern verheiratet worden. Mittlerweile hat Emi noch eine kleine Schwester.

Waren aus Nürnberg

Das frühere Haus der Familie ist im Krieg vor zehn Jahren zerstört worden, aber ein Dach über dem Kopf haben sie. In der Mietwohnung fehlt es aber immer noch am Nötigsten. Es ist kalt, es gibt keinen Tisch, nachts schieben die Eltern Sofa-Elemente für alle vier zu einem Bett zusammen.

Das Paar versucht von einem Klamotten-Laden an der Hauptstraße zu leben, wie es viele andere auch tun. Am Schaufenster prangt die Aufschrift «Emi Nyrnberg« über einer großen deutschen Flagge. Es ist ein Sehnsuchts-Schriftzug mit dem Namen des Sohnes und Werbung für die Waren zugleich. Es sind gut erhaltene Secondhand-Jacken, -Hemden oder -Schuhe, die einst im Raum Nürnberg spazieren geführt wurden und jetzt auf dem Balkan eine zweite Verwendung finden sollen. Der Vater des jungen Geschäftsmannes bringt sie in einem Lieferwagen regelmäßig von Nürnberg dorthin.

Hilfe läuft aus

«Die Leute hier kaufen aber wenig«, klagt Sead Thaqi, «die haben ja kaum Geld.« Für die Zukunft sieht er schwarz. Er könnte vielleicht die Preise senken, wechselnde Sonderangebote machen. Gelernt hat er es nie, wie man einen solchen Laden zur Sicherung der eigenen Existenz führt.

Momentan kommt er über die Runden, aber nur wegen der Hilfe, die sie nur noch kurze Zeit bekommen. Von der International Organisation for Migration (IOM), einer zwischenstaatlichen Einrichtung, gab es eine kleine Starthilfe, die Zentrale Rückkehrerberatung (ZRB) mit Sitz in Nürnberg zahlt einen Mietzuschuss und die Awo Nürnberg unterstützt die junge Mutter mit einem Lohnkostenzuschuss für die Arbeit im eigenen Laden in Höhe von monatlich 150 Euro. Wenn diese Quellen in etwa zwei Monaten versiegen, sieht es duster aus.

Aussichtslose Arbeitsplatzsuche

Martina Sommer, Awo-Bereichsleiterin im Referat für Migration und Integration, schaut sich bei der Familie um, und überlegt mit ihren Kollegen, wie sie weiterhelfen können. Eine Schulung für den Vater? Ist ein Bett für Emi noch im Etat drin? Zusätzlich ein Tisch geht dann aber sicher nicht mehr. Andere warten auch.

Über 300 Rückkehrer haben in dem kleinen Awo-Büro in der Perandori Dioklician 14 im Zentrum von Priština, der Hauptstadt des Kosovo, in den vergangenen zwölf Monaten angeklopft. Die meisten sind offiziell freiwillige Rückkehrer, aber was heißt schon freiwillig, wenn das Ende des erlaubten Aufenthalts in Deutschland bevorsteht.

Nezir Kolgeci leitet die Stelle mit vier Mitarbeitern. Er könnte in Deutschland leben, will aber in seinem Land helfen. Meist geht es um die ziemlich aussichtslose Arbeitsplatzsuche, Medikamente werden beschafft, eine Lkw-Ladung Sand für den Hausbau, ein Sack Kartoffeln und Mehl für Roma-Frauen, orthopädische Schuhe für einen jungen Mann, der im Krieg angeschossen wurde - das Fass der Bedürftigkeit ist bodenlos. Neuerdings kommen Kurse von Psychologinnen für Schüler hinzu, in denen die Kinder ihre Probleme ansprechen können. Auch Sprache wird unterrichtet, weil manche nach einem jahrelangen Aufenthalt in Deutschland nur noch schlecht Albanisch können.

«Lieber für fünf Euro am Tag arbeiten, als gar nicht«

Rund 100000 Euro stehen der Awo für die Arbeit im Kosovo zur Verfügung. Etwa die Hälfte deckt der Europäische Rückkehrer-Fonds (ERF) ab, vom Auswärtigen Amt kommt ein Teil, Anträge bei Stiftungen werden gestellt, Spenden gesammelt. «Wenn jetzt weitere Tausende von Rückkehrern kommen, wird die Lage sehr schwer«, vermutet Kolgeci, «schon jetzt fragt unser Innenministerium gelegentlich, ob die Awo helfen kann.« Eigentlich sollte die Entwicklung in die andere Richtung gehen, die zuständigen Stellen im Kosovo sollten die bisherige Arbeit der Awo Schritt für Schritt übernehmen. Das kann lange dauern.

«Der Wunsch ist das eine, unsere Möglichkeiten was anderes«, bemerkt Bali Muharremaj lakonisch. Er ist der zuständige Abteilungsleiter im Innenministerium und war an der Aushandlung des Abkommens mit Deutschland beteiligt. Von dem ebenso jungen wie armen Staat Kosovo ist keine große Hilfe für die zurückkehrenden Landsleute zu erwarten. Muharremaj spricht von einer «moralischen Verpflichtung«, die eigenen Bürger zehn Jahre nach dem Krieg aufzunehmen, bemerkt aber gleichzeitig: «Dass es dem Land wirtschaftlich so schlecht geht, dafür kann keiner was.« Er rät den Ankömmlingen «lieber für fünf Euro am Tag zu arbeiten, als gar nicht«. Das ist das Konzept des Direktors für die lange Phase eines vagen Aufschwungs. «Ich verdiene selbst nur 330 Euro im Monat.«

Keine Arbeit und keine Unterkünfte für Menschen

Sozialhilfe gibt es auch im Kosovo. Sie liegt durchschnittlich bei rund 50 Euro im Monat. «Das reicht den Menschen für den monatlichen Zigarettenbedarf«, bemerkt der hohe Beamte mit einem Hauch Zynismus und lässt dabei eine Schachtel Malboro auf seinen Schreibtisch plumpsen. Eine Geste kontrollierter Verzweiflung. «Das ist die Realität.«

Besnik Avdosoji kennt diese Realität auch. Er koordiniert Kurse in einem mit internationaler Hilfe errichteten Roma-Zentrums in Prizren. «Dieser Rückführungsvertrag mit Deutschland ist ein großer Fehler«, sagt er, «niemand ist hier auf solche Menschenmassen vorbereitet.« Es gibt keine Arbeit, keine Unterkünfte, keine staatliche Hilfe. «Die machen Experimente mit uns.« Wie sie ausgehen, kann er sich vorstellen: Die sozialen Spannungen werden bis an die Grenze zu Unruhen wachsen.

Eine stille Wut kann der 21-jährige Granit Gjelaj schon heute kaum verbergen. Sie kocht nicht über, aber es brodelt. Er lebte 19 Jahre in Deutschland, hatte Arbeit, auch wenn es nur Hilfstätigkeiten waren. «Warum haben sie uns nach so langer Zeit abgeschoben?«, fragt er immer wieder.

Geistig schwerbehindert

Sein jüngerer Bruder Trim sitzt im Rollstuhl, der Dritte, der in Deutschland geborene 17-jährige Alban ist schwer geistig behindert und war jahrelang in einem deutschen Heim untergebracht. Die jungen Männer leben mit der Mutter in einer netten Wohnung in Peja. 400 Euro bekommen sie noch ein Zeit lang monatlich von der für sie zuständigen deutschen Ausländerbehörde. Die Miete verschlingt aber schon 350 Euro davon.

Martina Sommer und Nezir Kolgeci halfen schon bei der Suche der Bleibe, sie musste wegen des Rollstuhls ebenerdig sein. Jetzt geht es um einen Heimplatz für Alban. Er wird immer kräftiger, aggressiver und beißt seine Brüder. Eine Unterbringung gibt es in der Nähe von Priština. Es ist eher eine geschlossene Verwahranstalt als eine Fördereinrichtung. Aber die Familie braucht Entlastung. Und Granit muss aus seinem ewigen Jammertal geführt werden, damit er wenigstens versucht, Arbeit zu finden. Dazu braucht es den richtigen Druck, nicht zu groß, sonst wendet er sich von den Helfern aus Nürnberg ab, aber auch nicht zu klein, um ihm auf die Sprünge zu helfen. Das richtige Maß wird in der Perandori Dioklician 14 in Priština ausgetüftelt.

Spendenkonto der Awo, Sparkasse Nürnberg, BLZ 76050101, Konto 1004610, Stichwort: Kosovo.

Michael Kasparowitsch
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