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Interview mit Ernesto Cardenal

„Ich bin gegen Mission“

Interview mit Ernesto Cardenal

in kontinente

Für die einen ist Ernesto Cardenal der Held eines radikal gelebten Christentums. Für die anderen ist er ein gefährlicher Marxist. Im kontinente-Interview zeigt sich der 82-Jährige als ungebeugter Befreiungstheologe, der gegen Mission und für die Vielfalt der Religionen ist.

Von Altersmilde keine Spur: Ernesto Cardenal hält so unverrückbar an seinen Überzeugungen fest wie eh und je. Stark ist sein Selbstbewusstsein. Aussöhnung mit dem Vatikan? Hat er nicht nötig, findet der 82-Jährige. Es ist zwar stiller geworden um den Priesterdichter und Befreiungstheologen aus Nicaragua, doch immer noch meldet sich Cardenal kräftig zu Wort, wenn es um Gegenwart und Zukunft Lateinamerikas geht. Auch seine Kritik am reichen Norden, vor allem an den USA, ist immer noch scharf. Die Vereinigten Staaten nennt er eine „Weltdiktatur“, die sich zu einem „faschistischen Regime“ entwickelt habe. Den großen US-Medienkonzernen unterstellte Cardenal vor einiger Zeit Nachrichtenmanipulation, die für „die Teilung und Desinformation Lateinamerikas verantwortlich“ sei. Seit in Bolivien und Venezuela die Präsidenten Evo Morales und Hugo Chavez regieren, schöpft Cardenal wieder Hoffnung für seinen Kontinent.

Einige südamerikanische Länder wie Venezuela und Bolivien haben einen Linksruck vollzogen. Wie beurteilen Sie das? Hoffen Sie, dass die Kirche im Wandel eine wichtige Rolle spielen kann?

Ich bin begeistert von dem Linksrutsch in Lateinamerika. In Venezuela ist eine neue Revolution im Gange, und Präsident Hugo Chavez ist von Simon Bolivar inspiriert, von dessen Traum von einem vereinigten Lateinamerika, das sich gegen den des Nordens wehren kann. Mit diesem Traum kann ich mich gut identifizieren. Und in Bolivien ist es Fakt, dass ein bitterarmer Indio, der als Kind nicht einmal Spanisch konnte, heute Präsident ist. Das ist an sich schon eine gewaltige Revolution, ganz unabhängig davon, wie er das Land regiert. Aber mir scheint, er macht es gut. Ich hoffe, dass die Christen diese Bewegungen zum Wohl der Armen unterstützen. Auch wenn die Hierarchien das nicht zu tun scheinen, ja, sich diesen Veränderungen entgegensetzen — zum Wohle der Reichen. Doch das muss uns nicht befremden. Die Bischöfe und Kardinäle sind vom Papst ernannt und die jüngsten beiden Pontifikate standen gegen jeden sozialen und politischen Fortschritt.

Was ist denn die größte Herausforderung für die Kirche von Lateinamerika?

Der absolut größte Skandal unserer Zeit ist die immer weiter wachsende Kluft zwischen Reich und Arm. Auf der einen Seite steht exzessiver Reichtum, auf der anderen ein immer extremer werdendes Elend. Armut wäre ganz schnell kein Thema mehr, wenn sich alle Religionen dieser Erde darin einig wären, sie zu beenden. Die ökonomische Ungleichheit muss zusammen mit der Vernichtung unseres Planeten bekämpft werden, deren Ursache ja in dem derzeit herrschenden ökonomischen System liegt. Der italienische Naturwissenschaftler Enzo Tiezzi sagt: Die Bewahrung des Ökosystems geht nicht ohne soziale Gerechtigkeit.

Die Kirche plant eine Kontinentalmission für Lateinamerika. Ihre Meinung dazu?

Ich bin gegen jeden religiös-missionarischen Plan. Denn ich bin ein Anhänger eines religiösen Pluralismus, nach dem unsere Zeit dringend verlangt und in dem keine Religion danach trachtet, über anderen zu stehen oder anderen Völkern ihre Religionen zu nehmen. Denn alle Religionen tragen eine Wahrheit in sich, wenn auch in unterschiedlichem Maß, und die eine mehr als die andere. In diesem Sinn sind alle Religionen Wege zu Gott.

Papst Johannes Paul II. hat Lateinamerika „Kontinent der Hoffnung“ genannt. Warum ist diese Meinung richtig — oder falsch?

Auch für mich ist dies der Kontinent der Hoffnung. Doch möglicherweise in einem anderen Sinn als für Johannes Paul II. Ich meine die Hoffnung auf Befreiung und auf ein neues System sozialer Gerechtigkeit, auf einen religiösen Pluralismus, nicht aber, anderen Religionen den Katholizismus aufzwingen.

Glauben Sie noch an ein künftiges Jahrhundert eines marxistischen Christentums?

Ich habe niemals von einem marxistischen Christentum gesprochen, das es in Zukunft geben könnte. Ich habe nur gesagt, dass es nicht unmöglich ist, Vergleiche zwischen dem Christentum und dem Marxismus anzustellen, was ja auch für das Christentum und die Demokratie gilt, auch wenn das nicht dasselbe ist.. Außerdem habe ich gesagt, dass die Kirche der Zukunft eine Kirche der Revolutionäre sein muss. Da könnte einer herauslesen, dass alle Christen Marxisten werden, sobald sie eine klassenlose Gesellschaft fordern ohne Ausbeutung des Menschen durch den Menschen. Von dieser perfekten Gesellschaft der Zukunft träumte eben auch ein Deutscher namens Karl Marx.

Wie steht es denn um die Befreiungstheologie? Ist sie noch lebendig und kraftvoll?

Papst Johannes Paul II. hat einmal gesagt, die Theologie der Befreiung sei keine Gefahr mehr, weil der Kommunismus tot sei. Aber Bischof Pedro Casaldáliga aus Brasilien antwortete darauf, dass die Theologie der Befreiung weiterlebe, solange es Arme gebe. Zweifellos ist es wahr, dass in jüngster Zeit diese Theologie geschwächt wurde, weil die oberste Hierarchie sie nicht wollte und besonders, weil die letzten beiden Päpste etwas dagegen hatten.

Sie haben einmal von der Revolution gesprochen, die von Gott kommen muss. Kam von ihm nicht schon die größte Revolution überhaupt mit Leben, Tod und Auferstehung Jesu Christi? Und ist sie nicht gescheitert, weil der Mensch sie nicht begriffen hat? Was kann da noch kommen?

Es gibt moderne Theologen, die meinen, dass Christus mit seiner Rede vom Reich Gottes viel eher das ausdrücken wollte, was unser Wort „Revolution“ meint. Etwas, das ebenso subversiv ist und ihn das Leben gekostet hat. Reich Gottes und Revolution meinen ein anderes Regierungssystem oder eine andere Leitung der Welt, unterschieden von allen, die wir bisher hatten. Oder es meint die Ankunft einer besseren Welt oder dass eine andere möglich sei. Und diese bessere Welt ist mit Christus angebrochen, mit seinem Tod und seiner Auferstehung, mit seinem Scheitern und seinem Triumph.

Sie haben 1966 auf der Insel Solentiname eine radikal-christliche Genossenschaft gegründet. Glaube, Arbeit, Politik und Kunst sollten dort eins sein. Es war ein großes Experiment, das letztlich gescheitert ist — oder denken Sie anders?

Solentiname war kein großes Experiment. Es war klein, eher bescheiden. Es hat unverdient diese Aufmerksamkeit erlangt und wurde mystifiziert. Es ist auch nicht gescheitert. Ich habe diese kleine Gemeinschaft auf einer Insel im See von Nicaragua gegründet ohne die Absicht, irgendwas zu erreichen, außer dass wir ein kontemplatives Leben in aller Einfachheit führen. In den Jahren, die wir dort lebten, haben wir im Sozialen und Kulturellen manches wie durch ein Wunder erreicht, ohne es uns direkt vorgenommen zu haben. Als aber in Nicaragua die Revolution siegte, haben wir die Einsamkeit verlassen, um uns anderen, wichtigeren Aufgaben zuzuwenden. Ich glaube nicht, dass man sagen kann, die Gemeinschaft von Solentiname sei gescheitert.

Viele europäische Christen glauben, dass die Lösung für die Probleme der Kirche im Westen in den kleinen christlichen Gemeinschaften und spirituellen Bewegungen liegt, wie etwa der Charismatischen Erneuerungsbewegung. Sind diese Gemeinschaften eine Folge oder ein Erfolg der Basisgemeinden Ihres Kontinents?

In unseren Ländern sind viele charismatische Gemeinschaftes entstanden, die sich aber nicht für soziale und politische Probleme interessieren. Das unterscheidet sie total von den Basisgemeinschaften, von denen es in unseren Ländern unzählige gibt und die sich für eine bessere Welt engagieren.

Braucht die Menschheit eine globale spirituelle Revolution, um zu überleben?

Wenn sie zugleich global spirituell und materiell ist, ja! Nicht nur eine der beiden ohne die andere, sondern beide zugleich

Sie sind Priester, Poet und Politiker. Können Gebet und Poesie die Welt zum Besseren verändern — wo die Politik scheitert oder Politik und Macht die Menschen korrumpiert? Und sind Sie enttäuscht von der Politik?

Ich bin überzeugt, dass das Gebet die Welt verändert. Und ich bete. Die Poesie setze ich nicht auf die gleiche Ebene, obwohl ich meine, dass sie sehr oft zum Besseren verhilft.

Und ich glaube nicht, dass die ganze Politik korrupt ist. Eine Politik, die die Partei der Armen ergreift, ist nicht korrupt, und die wird die „Linke“ genannt. Für die stehe ich, wenn sie wirklich links ist.

Wollen Sie und hoffen Sie auf eine Versöhnung mit dem Papst und Rehabilitation durch Benedikt XVI. — um Ihretwillen oder um der Kirche willen?

Ich bin katholischer Priester und ich stehe in der Kirche. Mit einer kanonischen Sanktion zwar, aber mit der kann ich gut leben, weil sie mich nicht behindert.

Was würden Sie heute dem jungen Ernesto und angehenden Trappistenmönch sagen am Vorabend vor seinem Schritt über die Schwelle des Klosters Gethsemani? Und was hoffen Sie zu sagen, wenn Sie die Grenze zwischen Leben und Tod überschreiten?

Dein Wille geschehe.

Interview: Hildegard Mathies  

 

Zur Person
Priester, Poet, Politiker

Ernesto Cardenal, 82, ist einer der umstrittensten Theologen der Gegenwart. Der Befreiungstheologe gründete 1966 die Basisgemeinde Solentiname. Bauern und Künstler lebten dort nach den Idealen des Urchristentums. Cardenal selbst ist auch Dichter und Bildhauer. Als bekennender Linker unterstützte er in den 1970er-Jahren die Sandinisten im Kampf gegen die Diktatur in Nicaragua und wurde 1979 unter dem sandinistischen Präsidenten Daniel Ortega Kulturminister. Wegen seines politischen Engagements wurde Cardenal 1985 vom Vatikan suspendiert. Er darf sein Priesteramt nicht ausüben, etwa keine Messe feiern. Ernesto Cardenal lebt heute als Schriftsteller in Honduras.

 

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