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info migration 29.01.2007

BIM 7/2007 - Berliner Infodienst Migration vom 29.01.2007

1. „Hamburger Appell“ fordert Stopp von Abschiebungen nach Afghanistan

Vier Hamburger Bundestagsabgeordnete, unter Ihnen Niels Annen von der SPD und Prof. Dr. Norman Paech von DIE LINKE haben gemeinsam mit Wolfgang Rose von ver.di und der Hamburger Pastorin Fanny Dethloff den "Hamburger Appell - Keine Abschiebungen von Familien nach Afghanistan" ins Leben gerufen.

Ole von Beust und der Hamburger Senat werden damit aufgefordert, die drohende Abschiebung von über hundert afghanischen Flüchtlingsfamilien aus humanitären Gründen sofort zu stoppen. Die Hamburger Bundestagsabgeordneten von SPD, GAL und DIE LINKE. sowie VER.DI Hamburg rufen alle Bürgerinnen und Bürger, Initiati-ven und Organisationen auf, den "Hamburger Appell - Keine Abschiebungen von Fa-milien nach Afghanistan" zu unterstützen.

Weitere Informationen zum Hamburger Appell über Annette Sawatzki, Wahlkreisbüro von Prof. Dr. Norman Paech MdB, Kreuzweg 7, 20099 Hamburg, Telefon +49-40 280 56546, Fax +49-40 280 56547, E-Mail: norman.paech@wk.bundestag.de

2. Hamburg: Verwaltungsgericht untersagt „Rückführung“ nach Afghanistan

Das Verwaltungsgericht Hamburg hat der Ausländerbehörde der Hansestadt jetzt un-tersagt, afghanische Familien mit Kleinkindern in die Heimat rückzuführen. In dieser Frage hatte der Hamburger Senat zuletzt immer auf Unbedenklichkeit verwiesen und sich auf deutsche Verbindungsbeamte in Kabul berufen. Der jetzt ergangene Kam-merbeschluss führt Lageberichte aus dem Auswärtigen Amt an und schließt eine hin-reichende Wahrscheinlichkeit für eine Gefährdung von Leib und Leben im Zielstaat nicht aus. Um diese Gefahrenlage zu erörtern, bedürfe es aber eines Beschlusses in einem Hauptsacheverfahren. Davor könne keine Familie abgeschoben werden, so das Gericht.

Im konkreten Fall geht es um eine Familie mit drei Kleinkindern, die gegen ihre ange-ordnete Rückführung geklagt hatten. Das Gericht befand, einer Familie mit minder-jährigen Kindern sei „eine tagtägliche Suche nach einer Unterkunft“, die ein Überle-ben möglich mache, nicht zuzumuten, zumal gleichzeitig auch die Suche nach Auf-nahme einer Arbeit erfolgen müsse.

aus: Der Tagesspiegel vom 26.01.2007

Link: www.tagesspiegel.de/politik/archiv/26.01.2007/3043831.asp

3. Flüchtlingsrat Berlin bietet Infoblatt zur aktuellen Bleiberechtsregelung

(BIM) Mit einem sechsseitigen Infoblatt gibt der Berliner Flüchtlingsrat einen detail-lierten Überblick über das aktuelle Bleiberecht nach dem Beschluss der Innenminis-terkonferenz vom vergangenen November.

Auf sechs Seiten werden Auskünfte zu den Fragen in Bezug auf die Beantragung ei-ner Aufenthaltserlaubnis und die dafür notwendigen Voraussetzungen gegeben. Die-se werden durch Beispiele erläutert. Einen Schwerpunkt bilden Informationen zur Verpflichtung, spätestens bis zum 01.10.2007 verbindliche Arbeitsangebote vorzule-gen.

Link zum Infoblatt: www.fluechtlingsinfo-berlin.de/fr/pdf/INFO_Bleiberecht_Berlin.pdf

Für eventuelle Anmerkungen, Korrekturhinweise und Kritik bittet Georg Classen vom Flüchtlingsrat um Nachricht an: georg.classen@gmx.de

Weitere Informationen unter: www.fluechtlingsrat-berlin.de

4. BA-Weisung: Bleibeberechtigte können sich Arbeit suchend melden

Die Bundesagentur für Arbeit (BA) hat mit Schreiben vom 28.12.2006 eine Weisung zur Umsetzung des Bleiberechtsbeschlusses der Innenministerkonferenz erlassen. Bei der Erteilung einer Zustimmung zur Beschäftigungsaufnahme nach § 9 Abs. 1 Beschäftigungsverfahrensverordnung (BeschVerV) kann den von der Bleiberechts-regelung Begünstigten eine Arbeitserlaubnis erteilt werden, wenn sie ein verbindli-ches Arbeitsangebot nachweisen, das den Lebensunterhalt der Familie durch eige-ne legale Erwerbstätigkeit erwarten lässt. Eine weitere Voraussetzung zur Erteilung der Arbeitserlaubnis betrifft, die Arbeitsbedingungen, die nicht ungünstiger sein dür-fen als bei vergleichbaren deutschen Arbeitnehmern. (§ 9 Abs. 1 BeschVerV i.V.m. § 39 Abs. 2 Satz 1 Nr. 2 AufenthG). Beschäftigungslose geduldete Ausländer, die vom

Bleiberechtsbeschluss begünstigt sind, können sich bei der zuständigen Agentur für Arbeit arbeitslos bzw. Arbeit suchend melden.

aus: Infobrief Flüchtlingsrat Berlin von Januar 2007

5. DER SPIEGEL: Zypries und Schäuble streiten ums Ausländerrecht

Die mühsam erzielte Grundsatzeinigung zwischen Union und SPD zur Änderung des Aufenthalts- und Asylrechts steht wieder auf der Kippe. In einer 39-seitigen Stellung-nahme weist das Bundesministerium der Justiz (BMJ) weite Teile eines von Innenmi-nister Wolfgang Schäuble (CDU) vorgelegten 190-seitigen Gesetzentwurfs unter an-derem wegen verfassungsrechtlicher Einwände zurück.

Das Haus von Ministerin Brigitte Zypries (SPD) kritisiert unter anderem, dass Auslän-der künftig nur dann ihre Ehepartner nach Deutschland holen dürfen, wenn diese schon in ihrem Herkunftsland Deutschkenntnisse erworben haben. Dies sei kaum mit dem grundgesetzlich gewährten Schutz der Ehe vereinbar. Rundweg lehnt das BMJ den Plan ab, künftig Bußgelder zu erheben gegen Ausländer, die sich weigern, einen Integrationskurs zu besuchen. Außerdem verlangt das Justizministerium aus humani-tären Gründen, dass Opfer von bestimmten Straftaten künftig eine Aufenthaltserlaub-nis erteilt bekommen können. Die ungewöhnlich harsche Stellungnahme nährt bei den Innenexperten der Union den Verdacht, die SPD wolle den in knapp einjährigen Verhandlungen erreichten Grundsatzkompromiss zum Ausländerrecht wieder auf-schnüren.

"Ich glaube, dass man verfassungsrechtliche Argumente vorschiebt, um die politi-sche Einigung wieder aufzuweichen", sagt Unionsfraktionsvize Wolfgang Bosbach. Offen zwischen Union und SPD ist nach wie vor, wie die Neuregelung des Bleibe-rechts für Geduldete aussehen soll. Bei einem Spitzentreffen mit Arbeitsminister Franz Müntefering will Schäuble am Montag dazu einen Kompromissvorschlag prä-sentieren. Demnach sol-len zumindest gut integrierte Kinder von Geduldeten im Alter von 14 bis 17 Jahren ein eigenständiges Bleiberecht bekommen, auch wenn deren Eltern sich nicht selbst versorgen können. Die Union wollte ursprünglich, dass alle geduldeten Ausländer nur dann ein dauerhaftes Bleiberecht erhalten, wenn sie bin-nen zwei Jahren Arbeit fin-den. Die SPD lehnt das ab.

aus: www.spiegel.de/spiegel/vorab/0,1518,462610,00.html

6. Migrantenanteil in Schulen, Ausbildung und Studium sehr unterschiedlich

Jugendliche aus Migrantenfamilien kommen im deutschen Bildungssystem nur müh-sam voran. An Gymnasien sind sie kaum zu finden, in der Berufsausbildung hat sich ihr Anteil seit 1995 fast halbiert.

Schule: An den allgemeinbildenden Schulen der Sekundarstufe I hat jeder elfte Schüler einen fremden Pass. Dabei stellen die jungen Ausländer an den Haupt- so-wie den Förderschulen jeweils ein Fünftel der Schüler. Insgesamt verteilte sich im Schuljahr 2005/06 knapp die Hälfte der ausländischen Schüler auf diese beiden Schultypen – wie schon zehn Jahre zuvor. An Gymnasien und Realschulen sind Aus-länder kaum vertreten.


Berufsbildung: Im Jahr 2005 gab es nur knapp 68.000 ausländische Auszubildende. Damit ist ihr Anteil an allen Azubis seit 1995 von 7,7 auf 4,4 Prozent geschrumpft, obwohl jeder zehnte Jugendliche in der entsprechenden Altersgruppe aus Familien türkischer, italienischer oder osteuropäischer Herkunft stammt. In den freien Berufen hat jeder vierzehnte angehende Arzthelfer und zahnmedizinische Fachangestellte ei-nen ausländischen Pass. Aber auch im Handwerk lernen viele junge Ausländer das Rüstzeug für den späteren Beruf – am häufigsten als Friseur oder Kaufmann im Ein-zelhandel. Kaum anzutreffen sind junge Leute ausländischer Herkunft im öffentlichen Dienst.

Hochschule: An Universitäten und Fachhochschulen kommt die Welt zusammen: Je-der achte Student stammt mittlerweile aus dem Ausland. Vor zehn Jahren war es erst gut jeder Zwölfte. Am stärksten international gemischt sind nach wie vor die kunst- und musikwissenschaftlichen Studiengänge sowie die technischen Fächer. Ein Vier-tel der Studenten mit ausländischem Pass ist allerdings Kind von Einwanderern und hat in Deutschland Abitur gemacht. Zwar kommt jeder zweite ausländische Student aus Europa, die größte Gruppe unter den Gästen stellen aber mittlerweile mit 11 Pro-zent die Chinesen.


aus: Mitteilung des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln vom 29.01.2007

7 „Älter werden in der Fremde“ - Fachgespräch in Berlin und neue Broschüre

In den nächsten Jahren wird auch der Anteil älterer Menschen, die aus anderen Kul-turkreisen stammen, an der Bevölkerung deutlich zunehmen. So wird sich bis zum Jahr 2010 die Zahl der in Berlin lebenden Migrantinnen und Migranten über 65 Jahre verdoppeln. Für diese Menschen ist das älter werden besonders schwer. Sie haben das alt werden in der Fremde meist nicht geplant und finden nur sehr schwer Zugang zu den hiesigen Einrichtungen und Diensten der Altenhilfe, obgleich sie oftmals in ihrer Familie nicht mehr aufgehoben sind und dringend Hilfe brauchen.

Deshalb ist es nötig, die Altenhilfe für die hier lebenden älteren Menschen mit Migra-tionshintergrund interkulturell zu öffnen. Die Institutionen der Altenhilfe und die Ein-richtungen sind noch nicht auf die besonderen Bedürfnisse der älteren Migrantinnen und Migranten ausgerichtet. Erste wichtige Schritte zur interkulturellen Öffnung sind gleichwohl gegangen. So wurde 1999 das von der Senatsverwaltung geförderte Ko-operationsprojekt „Interkulturelle Öffnung der Altenhilfe“ des Caritasverbandes für das Erzbistum Berlin e.V. und der Arbeiterwohlfahrt Friedrichshain-Kreuzberg e.V. ins Leben gerufen. Hier ist eine Broschüre zur interkulturellen Öffnung in der Alten-hilfe entwickelt worden.

Jetzt liegt der 2. Teil vor. „Barrieren des Zugangs und der Inanspruchnahme der Al-tenhilfe“ ist eine Handreichung, die sich sowohl an die Mitarbeiterinnen und Mitarbei-ter im Sozial- und Gesundheitswesen als auch an die Betroffenen und deren Selbst-hilfeorganisationen wendet und vor allem wichtige Informationen für die praktische Arbeit enthält.

Sie wird im Rahmen eines Fachgesprächs am Freitag, dem 02.02.2007, der Öffent-lichkeit vorgestellt. Die Senatorin Dr. Heidi Knake-Werner eröffnet das Fachgespräch um 10.00 Uhr im Dienstgebäude der Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und So-ziales in der Oranienstraße 106 in 10969 Berlin. Mit der Veranstaltung sollen neue Impulse für die Weiterentwicklung der interkulturellen Öffnung gegeben und die Zu-sammenarbeit der verschiedenen Akteure ausgebaut werden.

aus: Landespressedienst Berlin vom 26.01.2007

Weiterführende Informationen gibt es beim Kompetenzzentrum „Interkulturelle Öff-nung der Altenhilfe“ von Meltem Baskaya, Telefon 030 695 356-18, E-Mail: fia@awo-freidrichshain.de und von Ulrika Zabel, Telefon 030 254 503 12, E-Mail: altwerden-in-der-fremde@caritas-berlin.de

8. „Alt werden in der Migration“ - Schwerpunkt im Kulturmagazin „nah & fern“

Migranten, die in den 50er und 60er Jahren aus den Mittelmeerländern nach Deutschland kamen, sind inzwischen im Rentenalter. Wie gestaltet sich für diese Menschen (und ihre Kinder) das Altwerden in der Migration? Wie erleben Migranten ihr „drittes“ Lebensalter? Wie wird in den Bereichen Gesundheit und Pflege auf die Bedürfnisse von älteren Migranten eingegangen? Diesen und weiteren Fragen ist das Kulturmagazin nah & fern in seiner aktuellen Ausgabe nachgegangen.

Das dreimal jährlich im von Loeper Literaturverlag erscheinende Magazin nah & fern will einen Beitrag zum Prozess der Integration und der Partizipation von Flüchtlingen und MigrantInnen in unserer Gesellschaft leisten. Es ist in erster Linie ein Kulturma-gazin: Beiträge aus Politik, Wissenschaft, Kunst und Kultur stehen neben Analysen und Interviews, Meinungsbeiträgen und persönlichen Erfahrungen. Integration wird in „nah & fern“ als Prozess verstanden, zu dessen Gelingen Aufnahmegesellschaft und Zuwanderer gegenseitig beitragen.

Die aktuelle Ausgabe von nah & fern enthält darüber hinaus auch ein Interview mit der Bundestagsabgeordneten Lale Akgün (SPD) zu „Nach dem Integrationsgipfel - wie geht es weiter?“

Mehr zu nah & fern und Bestellhinweise gibt es unter www.nahundfern.info

9. Diskriminierung konkret - Umfrage des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma

Im Oktober 2006 veröffentlichte der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma eine Reprä-sentativumfrage zu Diskriminierungserfahrungen in verschiedenen Lebensbereichen.

An der Umfrage beteiligten sich 309 Personen, was angesichts der Zahl von 70.000 bis 80.000 Sinti und Roma dem Anspruch auf Repräsentativität mehr als genügt. (Bei einer vergleichbaren Erhebung unter der Mehrheitsgesellschaft müssten 300.000 Personen die Fragen beantworten. Bei Erhebungen werden in der Regel 1.200 bis 1.500 Personen befragt.) 76 Prozent der Befragten bejahten die Frage, ob sie bei der Arbeit, von Nachbarn, in Gaststätten oder an anderen Plätzen schon häufiger diskri-miniert wurden, 10,7 Prozent meinten, dass sie selten in diesen Bereichen diskrimi-niert wurden, und 13,2 Prozent verneinten eine solche Erfahrung der Diskriminierung.

Konkrete Diskriminierungen bei der Bewerbung um eine Arbeitsstelle wurden von 44 Prozent bejaht. 54 Prozent haben eine solche Erfahrung nicht gemacht. Bei der Be-werbung um eine Wohnung fühlten sich 54 Prozent diskriminiert, 43 Prozent nicht.

Auf die Frage, ob von der Polizei oder einer anderen Behörde die Minderheitenzuge-hörigkeit aufgenommen wurde, antworteten 45,9 Prozent mit „ja“, 31,7 Prozent mit „möglich - bin nicht sicher“, 18,8 Prozent mit „nein, noch nie“.

Zum Bereich Schule sahen 30 Prozent eine ausreichende Förderung ihrer Kinder bzw. Enkel als gegeben, 40 Prozent verneinten diese Frage, 20 Prozent antworteten mit „ich weiß nicht“, die restlichen Personen beantworteten diese Frage nicht.

Weitere Daten aus der Erhebung finden sich auf der Internetseite des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma unter: www.sintiundroma.de

aus: Europa:Mobil von Januar 2007

Link zu Europa:Mobil: www.iq-consult.de/cms/index._cGlkPTM5NQ_.html

10. Mord an Hrant Dink: Täter sind für türkische Medien Vaterlandsverräter

Obwohl die wenigsten türkischen Medienvertreter Hrant Dinks politische Überzeu-gungen teilten, waren sie sich zumindest in der Verurteilung des Mordes an dem re-nommierten Journalisten einig.


"Die feindliche Kugel ist nach hinten losgegangen: Die Türkei ist geeint" – so titelte das türkische Massenblatt Hürriyet am Tag, nachdem 100.000 Trauernde dem am vergangenen Freitag ermordeten armenischen Journalisten Hrant Dink in Istanbul das letzte Geleit gegeben hatten. Und in der Zeitung Milliyet bemerkte der Kommen-tator Fikret Bilar mit Genugtuung: "Das türkische Volk hat einmal mehr bewiesen, dass es Morde, blutige Politik, Frontenbildung und Waffen ablehnt."

Diese beiden Aussagen treffen den Grundtenor der türkischen Presse bezüglich des Mordes an Hrant Dink – ein Grundtenor, den bereits Premierminister Tayyıp Erdoğan in einer ersten Stellungnahme vorgegeben hatte, als er sagte, die tödlichen Kugeln hätten die Türkei als Ganzes getroffen. Hrant Dink, der wegen seiner Äußerungen über den Völkermord an den Armeniern vor Gericht gezerrt und von den großen türkischen Medien als "Vaterlandsverräter" gebrandmarkt worden war, dient densel-ben Medien nun nach seinem gewaltsamen Tod dazu, ebendiese Einheit des Vater-landes neuerlich zu beschwören.

Jenseits dieser Hauptmaxime und der allseits verkündeten, allgemeinen Verurteilung von Gewalt war der Berichterstattung über den Mord und den Reaktionen hierauf je-doch deutlich anzumerken, wes Geistes Kind der jeweilige Schreiber ist und welche Haltung er gegenüber Hrant Dink bzw. gegenüber dem Minderheitenproblem in der Türkei einnimmt.

In der linken Tageszeitung Birgün, für die Hrant Dink schrieb, empört sich Melih Pek-demir: "Ihr sagt, diese Kugel sei gegen die Meinungsfreiheit abgefeuert worden. Tat-sächlich ist diese Kugel gegen unser Hirn, das diese Gedanken hervorbringt, gefeu-ert worden. Euren Gedanken stößt nie etwas zu" – wobei er nicht spezifiziert, an wen er sich damit genau wendet.

Von Ismet Berkan, dem Chefredakteur der linksliberalen Zeitung Radikal, wird ange-nommen, dass er, wie auch Nobelpreisträger Orhan Pamuk, ganz oben auf den kur-sierenden Todeslisten steht. Nachdem mehrere Kolumnisten die Regierung angegrif-fen hatten, weil sie Hrant Dink - der bekanntermaßen Drohbriefe erhielt - nicht gegen seinen Willen geschützt hatte, haben sowohl Berkan wie auch Pamuk nun Body-guards zur Seite gestellt bekommen. In einem Artikel sinniert Berkan über diesen unangeforderten Schutz und über die Frage, ob er das Land verlassen soll, ehe ihn dasselbe Schicksal ereilt wie Hrant Dink. Er kommt jedoch letztlich zu dem Schluss, in seinem Land zu bleiben.

Das Massenblatt Hürriyet gibt sich liberal: Während Chefredakteur Ertuğrul Özkök den Spieß umdreht und den Mörder des Journalisten als "Vaterlandsverräter" be-zeichnet, darf der nationalistische Kolumnist Emin Çölaşan in derselben Ausgabe seiner Lieblingsthese von einer Verschwörung ausländischer Mächte frönen und zwei Tage darauf fordern, ob des Falls Hrant Dink doch nicht die zahlreichen anderen Op-fer politischer Morde zu vergessen.

Während Ahmed Şahin in der seriösen islamischen Tageszeitung Zaman unter Be-zug auf Begebenheiten aus der Zeit des Propheten Mohammed darlegt, dass ein Muslim niemanden aufgrund seiner Rasse diskriminieren darf, geschweige denn ermorden, zeigt sich die extremnationalistische islamistische Zeitung Vakit selbst-bewußt: So hält Vakit-Kolumnist Serdar Arseven die sich konkretisierende These, dass hinter dem Mord an Hrant Dink die extremen Nationalisten von der "Großen Einheitspartei" (BBP) stehen, für einen Versuch, diese Partei, die einen "besonders dynamischen Teil der Jugend" anziehe, zu zerstören.

Dieses Mal sollten die Hintermänner des Attentats gefunden werden, so lautet eine weit verbreitete Forderung in der türkischen Presse nach dem Mord an Dink – Aus-druck des Verdachts, dahinter steckten Nationalisten, Islamisten oder der "tiefe Staat", wie in der Türkei mafiöse, politische Seilschaften genannt werden. Inzwischen neigen die Massenmedien aber auch vermehrt zu einer anderen These.

So schreibt beispielsweise Ertuğrul Özkök von der Hürriyet: "Die Psychopathen aus den Vorstädten entwickeln sich langsam zur gefährlichsten Terrorkette dieser Gesell-schaft. Das ist keine politische, sondern eine soziale und kulturelle Angelegenheit – hierfür brauchen wir Psychologen."

aus: Qantara.de vom 26.01.2007 (von Antje Bauer)

11. Mord an Hrant Dink: Armenier gehen auf Türken zu

Eröffnet das Entsetzen über den Mord an Hrant Dink die Chance für eine Versöh-nung von Türken und Armeniern? Der armenische Vizeaußenminister Arman Kirako-sian wartete nach einem Beileidsbesuch bei Dinks Familie in Istanbul mit einem über-raschenden Angebot auf. Armenien sei ohne Vorbedingungen zur Aufnahme diplo-matischer Beziehungen mit der Türkei bereit, sagte er. Der türkische Premier Recep Tayyip Erdogan sagte eine ernsthafte Prüfung des Vorschlags zu. Auch innenpoli-tisch werden jetzt von ihm Konsequenzen aus dem Mord an Dink gefordert. So schloss sich der mächtige Wirtschaftsverband Tüsiad dem Ruf nach einer Abschaf-fung des „Türkentum“-Paragrafen 301 an.

Obwohl sie eine 300 Kilometer lange gemeinsame Grenze haben, gibt es zwischen den Nachbarn Türkei und Armenien nicht einmal einen Grenzübergang. Das Verhält-nis wird durch den Streit um den türkischen Völkermord an den Armeniern 1915 so-wie den Karabachkonflikt belastet, in dem die Türkei auf der Seite Aserbaidschans steht. Die Türkei befürchtet wegen der Ereignisse im Ersten Weltkrieg Gebiets- und Entschädigungsforderungen. Dies macht Kirakosians Zusicherung, Eriwan wolle diplomatische Beziehungen zu Ankara ohne Vorbedingungen, aus türkischer Sicht bedeutsam.

In der Vergangenheit scheiterten alle Schlichtungsversuche. Nach dem Mord an Dink aber habe es eine rege „Begräbnis-Diplomatie“ gegeben, schreibt die Zeitung „Sa-bah“. Kirakosian habe sich in Istanbul mit dem Kaukasus-Abteilungsleiter des türki-schen Außenministeriums getroffen. Demnach bewertete Ankara die armenischen Vorschläge als „vorsichtig positiv“. Auf Kirakosians Initiative angesprochen, ver-sprach der Premier eine rasche Reaktion seiner Regierung.

In einer Rede wandte Erdogan sich gegen einen „rassistischen Nationalismus“ in der Türkei. Damit spielte er auf den Chef der rechtsgerichteten Partei MHP, Develt Bah-celi, an, der den Teilnehmern der Trauerkundgebung für Dink einen „Kreuzzug“ ge-gen türkische Nationalisten vorgeworfen hatte. Nach der Bombendrohung einer rechtsextremen Terrorgruppe auf Dinks Zeitung „Agos“ erhielt das Redaktionsgebäu-de in Istanbul Polizeischutz.

aus: Der Tagesspiegel vom 26.01.2007 (von Susanne Güsten)

Link: www.tagesspiegel.de/politik/archiv/26.01.2007/3043517.asp

12. Berlin: Studie „Islamisches Gemeindeleben in Berlin“

Islamisches Leben in Berlin hat sich in den vergangenen Jahren zunehmend diversi-fiziert, professionalisiert und emanzipiert. Dieses Fazit hat Berlins Beauftragter für In-tegration und Migration, Günter Piening, anlässlich der Vorstellung einer umfangrei-chen Studie über die Entwicklung der inzwischen nach den beiden christlichen Groß-kirchen drittgrößten Glaubensgemeinschaft in der Stadt gezogen. „Die hier aufge-wachsenen jungen Muslime der dritten Einwanderergeneration treten aus dem Schatten der Hinterhofmoscheen ihrer Großeltern und fordern selbstbewusst die Gleichberechtigung ihrer Religion ein“, so Piening.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedener Universitäten und For-schungseinrichtungen haben mit dieser Untersuchung zum ersten Mal seit Jahren ei-nen Überblick über das breite Spektrum und den Facettenreichtum islamischen Le-bens vorgelegt. Die beiden Koordinatorinnen Riem Spielhaus und Alexa Färber von der Humboldt-Universität zu Berlin stellen fest: „Islamisches Gemeindeleben in Berlin erklärt sich aus wissenschaftlicher Sicht aus dem Zusammenhang von Migration, Re-ligion und Repräsentation. Es zeichnet sich durch die Pluralisierung von Migrations-hintergründen und eine wachsende Vielfalt religiöser Praxis aus. Schließlich ist die Entwicklung islamischer Gemeinden in ihrer jetzigen Form vor dem Hintergrund des allgemeinen städtischen Wandels in Berlin zu verstehen, der in ähnlicher Weise auch für andere Akteure in der Stadt gilt.“

Auf 112 Seiten gibt die Studie interessierten Bürgerinnen und Bürgern und auch Mul-tiplikator/innen vielfältige Hintergrundinformationen und teils kontroverse Standpunk-te von Vertreterinnen und Vertretern aus Gemeinden, Politik und Zivilgesellschaft. Das Heft erweitert und ergänzt damit das Angebot an Informationen über den Islam und seine Entwicklung in der Einwanderergesellschaft. Die umfassende fotografische Dokumentation islamischen Lebens im Heft soll, so Piening, ebenfalls die Bandbreite des Islam in Berlin vorstellen und neugierig machen auf Moscheen, Gebetsräume und Gemeinden in der Nachbarschaft.

Die Studie „Islamisches Gemeindeleben in Berlin“, herausgegeben von Riem Spiel-haus und Alexa Färber gibt es als Broschüre zum Preis von 3,00 Euro (bei Versand zzgl. Portokosten) beim Beauftragten des Senats von Berlin für Integration und Mi-gration, Potsdamer Straße 65, 10785 Berlin, Telefon: 030 90 17 23 57, E-Mail: Integrationsbeauftragter@auslb.verwalt-berlin.de

Die Broschüre steht auch als Download auf der Internetseite des Integrationsbeauf-tragten unter: www.berlin.de/lb/intmig/publikationen/religion/index.html

13. Frankfurt: „HAUS-HALT-HILFE“ - Dokumentarfilm bei „HessenFilm Tour“

Sie betreuen Kinder, machen sauber, bügeln und pflegen Gärten. Als Putzfrauen, Hausangestellte und Au-Pair-Mädchen leisten sie Arbeit, die, verborgen in privaten Haushalten, oft nicht angemessen gewürdigt wird. Während Arbeit gebende Familien

sich von der Hausarbeit entlasten können, trennt diese Tätigkeit die Haushaltshilfen häufig von ihren eigenen Familien, oft ist sie zugleich ihre einzige Einnahmequelle.

Vor diesem global- und migrationspolitischen Hintergrund nähert sich der Film dem Lebensumfeld, den Erfahrungen und Gefühlen von sechs Frauen aus Deutschland, den Philippinen, Peru und Polen sowie einem philippinischen Mann. Ihre persönli-chen Entwicklungen und Entscheidungen, die sich zwischen Selbstbewusstsein, Aus-geliefertsein, Humor und Trennungsschmerz bewegen, zeichnen ein facettenreiches Bild vom Mikrokosmos Privathaushalt.

HAUS-HALT-HILFE, ein Dokumentarfilm von Petra Valentin, Deutschland 2006, wird noch bis zum 20.03.2007 im Rahmen von „HessenFilm Tour“ gezeigt. Im Mittel-punkt von „HessenFilmTour“, einer Initiative des Film- und Kinobüro Hessen stehen dokumentarische Filme, die nur selten im Kino zu sehen sind. Die Filme gehen daher auf Tournee durch hessische Kinos und können so einem größeren Publikum zu-gänglich gemacht werden. In der Regel sind die Filmemacher zu Filmgesprächen an-wesend.

Die nächste Vorführung von HAUS-HALT-HILFE ist am Donnerstag, 01.02.2007, im Dominikanerkloster in Frankfurt am Main. Alle Infos dazu und die nächsten Termine gibt es unter: www.haus-halt-hilfe.de.vu

14. Köln: „kein mensch ist illegal“ - Plakatwettbewerb und Ausstellung

Die Kölner Kampagne "kein mensch ist illegal" hat einen Plakatwettbewerb veranstal-tet, an dem bundesweit eine überwältigende Anzahl von 111 Bewerbern mit insge-samt 199 Entwürfen teilgenommen hat.

Die Präsentation der Plakate und Prämierung der überragenden Beiträge findet statt am Sonntag, den 4. Februar 2007, um 14 Uhr in der
Fachhochschule Köln, Ubierring 40, Köln Südstadt. Dort werden auch alle übrigen Plakate vom 5. bis zum 9. Februar 2007 zu sehen sein.

Ziel des Wettbewerbs war es, die Situation der Menschen ohne Papiere in dieser Ge-sellschaft sichtbar zu machen, die persönlich unsichtbar bleiben, um ihr Leben in Deutschland nicht zu gefährden. Sichtbar soll aber auch werden, dass es möglich ist, zu helfen und sich für Illegalisierte einzusetzen.
Die Entwürfe zeugen von einer starken Auseinandersetzung der Teilnehmer mit dem Thema Leben in der Illegalität: Konfrontativ, direkt, durch die Blume, als Wortspiel oder Sinnestäuschung veranlassen sie den Betrachter zum Hingucken, zum Wahr-nehmen der Menschen ohne Papiere.

15. München: Studie "Datenerfassung für die Integrationsberichterstattung"

Das Statistisches Amt und die Stelle für interkulturelle Arbeit der Landeshauptstadt München haben ein Gutachten zu "Menschen mit Migrationshintergrund. Datener-fassung für die Integrationsberichterstattung" herausgegeben. Die Autorinnen, Heike Diefenbach und Anja Weiß geben in dem Gutachten einen sehr guten Überblick wie die Erfassung des Migrationshintergrundes u.a. in ein- oder mehrthemigen Bevölke-rungsbefragungen, im Rahmen des Bildungsmonitoring und in anderen Staaten ge-löst wurde und zeigt die Problematik der Konzeptualisierung und Messung von "Mi-grationshintergrund" und dessen Abgrenzung von "Intergration" auf. Es kommt zum Schluss zu Vorschlägen und zusammenfassenden Empfehlungen.

Das Gutachten zu "Menschen mit Migrationshintergrund. Datenerfassung für die In-tegrationsberichterstattung" gibt es bei: www.muenchen.de/interkult unter "Aktuelles"
und unter "Publikationen". Oder auf den Internetseiten des Statistischen Amtes der Landeshauptstadt München unter www.muenchen.de/statamt

16. Buch-Tipp: Der Tod in den Weltkulturen und Weltreligionen

Unverrückbar und unveränderlich – so scheint uns der Tod. An dieser Tatsache ist auch nichts zu deuteln. Aber wie die Menschen den Tod begehen, wie gestorben wird, das ist ein kulturelles Phänomen und somit vielfältig. Reliquien in Rußland, der Tod der Zeit in Indien, die Rechtfertigung im alten Ägypten, Selbstmord in Japan, die Armut an Jenseitsvorstellungen im Judentum – kaum eine Kultur, kaum eine Religion ist ausgelassen worden in dem Buch von Constantin von Barloewen herausgegebe-nen Buch. Die Autoren sind handverlesen, die Texte spannend und lesbar, wissen-schaftlich auf dem neuesten Stand.

Das Buch „Der Tod in den Weltkulturen und Weltreligionen von Constantin von Bar-loewen (ISBN: 3-458-34312-1) ist im Insel Verlag erschienen. Es umfasst 653 Seiten, kostet 14,40 Euro und kann portofrei bezogen werden über die "vorwärts:buchhand-lung + antiquariat" im Willy-Brandt-Haus, Stresemannstraße 28, 10963 Berlin, Tele-fon: 030/25299-871, Fax: 030/25299-872, E-Mail: info@vorwaerts-buchhandlung.de


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