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Berliner Infodienst Migration vom 26.11.2007

BIM 61/2007 - Berliner Infodienst Migration vom 26.11.2007

 

In dieser Ausgabe:

 

1. Berliner InterDialogPreis für Fadi Saad, Yasin Akkus und Venice Trommer

2. Freiburg: Polizeiakademie bietet "Islam-Unterricht" für Polizisten

3. Hamburg, 29.11.2007: „Minderjährige Flüchtlinge an den Grenzen der EU“

4. Tiergarten, 28.11.,19.30 Uhr: Veranstaltung über Migration und Integration

5. Evangelische Kirche beschließt Grundsätze für Flüchtlingsschutz in Europa

6. Israel: Geheimdienst will russische Zuwanderer aus Deutschland abwerben

7. Österreich: Asylgesetzbestimmung ist verfassungswidrig

8. Türkei: Neue Verfassung schränkt Frauenrechte ein

9. Schweiz: Neues Ausländer- und Asylgesetz ab Januar 2008

10. Buch-Tipp:„Junge Muslime in Deutschland“

11. Kino-Tipp: Hoppet - Der Sprung ins ungewisse Exil

12. TV-Tipps

 

... und am Ende: Impressum und Bezugsmöglichkeiten

 

1. Berliner InterDialogPreis für Fadi Saad, Yasin Akkus und Venice Trommer

 

Am 21. November 2007 war es soweit: zum zweiten Mal wurde der InterDialogPreis zur Förderung des interkulturellen Austauschs und Zusammenlebens in Berlin verlie-hen. Die Bekanntgabe und Auszeichnung der Preisträger/innen erfolgte im Rahmen einer öffentlichen Preisverleihung beim InterDialogFest in der Werkstatt der Kulturen in Berlin-Neukölln.

 

Der InterDialogPreis ist eine gemeinsame Initiative vom Antirassistisch-Interkulturel-len Informationszentrum ARiC Berlin e.V. und einem breiten Netzwerk von Organisa-tionen und Institutionen. Der Preis wurde im Rahmen der Berliner Tage des Interkul-turellen Dialogs 2007 ausgeschrieben. In diesem Jahr war die Ehrung mit 250 Euro pro Kategorie dotiert.

 

Den Preis in der Kategorie Erwachsene vergab die Jury in diesem Jahr an Fadi Saad für seine vielfältigen Tätigkeiten als Jugendberater in Kreuzberg und Neukölln und als Mitarbeiter im Quartiersmanagement Körnerpark. In der Kategorie Jugendliche hatte die Jury gleich zwei Preisträger auserkoren: Yasin Akkuş, Schüler in Kreuz-berg, wurde für seine engagierte Mitarbeit als Netzwerker und Multiplikator unter an-derem im Rahmen des Projekts „Peer Education und Politische Partizipation“ des

Landesjugendrings Berlin geehrt. Venice Trommer wurde ebenfalls für ihr Engage-ment in verschiedenen Projektzusammenhängen ausgezeichnet: unter anderem hat sie maßgeblich daran mitgewirkt, dass ihre Schule, die Otto-Nagel-Oberschule in Marzahn-Hellersdorf, heute den Titel „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“ tragen darf.

 

Weitere Informationen zum InterDialogPreis und zu den Berliner Tagen des Interkul-turellen Dialogs gibt es auf der Website von ARiC Berlin unter www.aric.de. An-sprechpartnerinnen sind Yvonne Hylla und Simone Wiegratz, aric@aric.de, Telefon:  030 308 79 90 oder 030 308 79 90 22.

 

2. Freiburg: Polizeiakademie bietet "Islam-Unterricht" für Polizisten

 

Seit Frühjahr bietet die Polizeiakademie Freiburg Seminare über den Islam an. Ziel ist, jeder der rund 300 Moscheen in Baden-Württemberg einen Ansprechpartner bei der Polizei zu vermitteln. Dazu müssen Barrieren und Berührungsängste abgebaut werden. Bei den 40-stündigen Schulungen an der Polizeiakademie Freiburg stehen zwei Dinge im Mittelpunkt: die Aufklärung über den Islam und die Kontaktaufnahme mit Muslimen aus der Umgebung. Ein reger Dialog soll Barrieren abbauen und ge-genseitiges Vertrauen fördern. In vier Tagen lernen die Polizisten viel über islami-sches Recht, die Stellung der Frau, das Alltagsleben und den Glauben im Islam.

 

Zum Abschluss des Seminars ist ein Besuch in der Moschee Pflicht. In Buggingen bekommen die Polizisten Einblicke in eine der größten Moscheen der Region. Die meisten von ihnen haben noch nie eine Moschee von innen gesehen. Auch mit Mus-limen hatten sie bis jetzt nur dienstlich zu tun. Der Türkisch-islamische Verein in Buggingen empfängt seit März dieses Jahres jede Woche eine Gruppe von Polizis-ten.

 

Dort werden die Besucher durch die Räume geführt und können beim Gebetsritual zusehen. Muslime erzählen selbst über ihre Religion und beantworten Fragen. Hier erfahren die Polizisten zum Beispiel, dass ein Muslim das Gebet abends nachholen kann, wenn er tagsüber keine Zeit hatte. Man knüpft persönliche Kontakte und redet über Familien, Beruf und Religion. "Eine gemeinsame Tasse Tee kann viel dazu bei-tragen, dass Vertrauen wächst und Vorurteile abgebaut werden", erklärt Landespoli-zeipräsident Erwin Hetger.

 

120 Moscheenvereine in Baden-Württemberg haben inzwischen Ansprechpartner bei der Polizei. Ziel ist es, die Vereine in die Kriminalprävention einzubinden, Parallelge-sellschaften zu verhindern und die Integration zu fördern. So soll gegenseitiges Ver-trauen und Verständnis aufgebaut werden. Landespolizeipräsident Erwin Hetger hofft, dass eine gute Zusammenarbeit zwischen Muslimen und der Polizei langfristig dem Terrorismus und Extremismus die Basis nehmen könnte. In einem nächsten Schritt sollen auch Jugendämter, Sportvereine oder Ausländerbehörden in diesen Dialog mit einbezogen werden.

 

aus: SWR.de vom 26.11.2007 (von Annette Rohrer und Anne Böttcher), Link: www. swr.de/islam/miteinander/-/id=1549992/nid=1549992/did=1573268/aj5uf3/index.html

 

3. Hamburg, 29.11.2007: „Minderjährige Flüchtlinge an den Grenzen der EU“

 

Die Zahl der minderjährigen unbegleiteten Flüchtlinge, sogenannter „MUF“, ist in Deutschland und insbesondere in Hamburg in den letzten Jahren rapide gesunken. Es gab hier Ende der 1990er Jahre 450 Plätze in Erstaufnahmeeinrichtungen für MUF, die immer belegt waren mit jungen Flüchtlingen, vor allem aus Afghanistan und Westafrika, aber auch aus anderen Ländern. Inzwischen bestehen noch 14 dieser Erstaufnahmeplätze. Kaum mehr als 25 MUF schafften es im letzten Jahr, in Ham-burg aufgenommen zu werden, während es früher bis zu 100 im Monat waren. Wo sind diese Jugendlichen geblieben? Abgesehen von der Praxis des „Ältermachens“ und Wegverteilens der jungen Flüchtlinge in andere Bundesländer durch die Ham-burger Ausländerbehörde, müssen wir diese Jugendlichen heute an den Grenzen der EU suchen.

 

Karl Kopp von Pro Asyl hat im Sommer 2007 zusammen mit vor Ort arbeitenden An-wältInnen und Asylinitiativen Haftanstalten auf griechischen Inseln besucht und mit den dort eingesperrten Flüchtlingen, darunter vielen Minderjährigen, vor allem aus Afghanistan, Gespräche geführt. Dabei kamen erschütternde Fakten über die Prakti-ken der griechischen Küstenwache – von der Zerstörung von Schlauchbooten bis zum Aussetzen auf unbewohnten Inseln – und die gravierende Missachtung von Menschen- und Kinderrechtskonventionen ans Licht. Pro Asyl hat deshalb die EU-Kommission aufgefordert, ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Griechenland einzuleiten und verlangt von der Bundesregierung, bis auf weiteres keine Flüchtlinge nach Griechenland zu überstellen.

 

Giota Masouridou wird über ihre Versuche als Rechtsanwältin berichten, jungen Flüchtlingen in Griechenland zu einem geschützten Aufenthalt zu verhelfen.

 

Conni Gunßer war Anfang Oktober auf einer internationalen Konferenz in Marokko, wo unter anderem über geplante Abschiebungen marokkanischer MUF aus Spanien in vier mit EU-Geldern zu errichtende Zentren in Marokko, über einen Report von Hu-man Rights Watch zur Situation west- und nordafrikanischer MUF auf den Kanari-schen Inseln und über MUF in der spanischen Enklave Melilla berichtet und über möglichen transnationalen Protest und Widerstand gegen solche Praktiken diskutiert wurde. AktivistInnen und Medien berichten von einem immer größer werdenden An-teil an Minderjährigen unter den TransitmigrantInnen, z.B. in Marokko, und den Bootsflüchtlingen auf dem Mittelmeer und dem Atlantik - und demzufolge auch unter den Tausenden von Toten auf den immer gefährlicher werdenden Routen Richtung Europa.

 

Die Veranstaltung „Minderjährigen Flüchtlingen an den Grenzen der EU - die Bei-spiele Griechenland und Spanien/Marokko“ - findet statt am kommenden Donners-tag, 29.11.2007, 19.30 Uhr in der Werkstatt 3, Nernstweg 32, Hamburg.

 

Weitere Informationen: www.fluechtlingsrat-hamburg.de

 

4. Tiergarten, 28.11.,19.30 Uhr: Veranstaltung über Migration und Integration

 

(BIM) Im Rahmen des Grundgesetzes jeder das Recht auf eine gleichberechtigte Achtung seiner kulturellen, weltanschaulichen und religiösen Identität. Wichtig für Zugewanderte ist das Signal „Ihr gehört dazu“ und für die Einheimischen das Signal „Sie gehören zu uns“.

 

Vor diesem Hintergrund wird Sebastian Edathy MdB, Vorsitzender des Innenaus-schusses des Deutschen Bundestages am kommenden Mittwoch, 26.11.2007, um 19.30 Uhr im BVV-Saal des Rathauses Tiergarten in einer öffentlichen Versammlung über das Zuwanderungsgesetz und seine Fortentwicklung sprechen.

 

Veranstalter sind die SPD-Abteilungen Bellevue, Moabit-Nord und die Arbeitsgemein-schaft Migration Mitte

 

5. Evangelische Kirche beschließt Grundsätze für Flüchtlingsschutz in Europa

 

Die 10. Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland hat auf Ihrer Tagung An-fang November 2007 in Dresden die folgenden Grundsätze zum europäischen Flüchtlingsschutz beschlossen:

 

> Die Synode betrachtet die Entwicklung an den südlichen Seeaußengrenzen der Europäischen Union im Mittelmeer mit großer Sorge. Viele Menschen, die vor Verfol-gung oder aus wirtschaftlicher Not fliehen, ertrinken bei dem Versuch, europäischen Boden zu erreichen. Diese dramatische Situation fordert ein gemeinsames Handeln aller EU-Staaten und darf nicht allein den Mittelmeer-Anrainerstaaten aufgebürdet werden.

 

> Die Synode betont die Pflicht zur Rettung Schiffbrüchiger nach internationalem Seerecht. Krimineller Menschenschmuggel ist strafrechtlich zu verfolgen. Humanitär motivierte Rettungsmaßnahmen dürfen nicht als Beihilfe zur Schlepperei oder illega-len Einreise strafrechtlich geahndet werden.

 

> Die Synode ist der Auffassung, dass eine Antwort der Europäischen Union auf die Migration nicht ausschließlich in der Abwehr illegaler Einwanderung durch den Aus-bau der technischen und polizeilichen Grenzsicherung liegen kann. Gleichzeitig ist sicher zu stellen, dass Personen, die in europäischen Hoheitsgewässern um Asyl nachsuchen, zum Zweck der Prüfung ihres Antrages die Einreise in einen EU-Staat gestattet und sicherer Aufenthalt gewährt werden. Den Geretteten muss ein faires Asylverfahren ermöglicht werden. Dabei ist auf eine gerechte Lastenteilung innerhalb der EU-Staaten zu achten. Ebenso wichtig wie ein effektiver Flüchtlingsschutz ist die Bekämpfung der Fluchtursachen in den Heimatländern.

 

> Die Synode unterstützt die von einigen EU-Mitgliedstaaten begonnen Neuansied-lungsprogramme (resettlement) für Flüchtlinge, die in Erstaufnahmeländern keinen ausreichenden Schutz erhalten können, und empfiehlt deren Ausbau. Solche Resett-lementprogramme eröffnen Flüchtlingen eine neue Lebensperspektive und sind Aus-druck von Solidarität gegenüber den Erstaufnahmestaaten.

 

> Die Synode bittet den Rat der EKD, auch weiterhin gegenüber der Bundesregie-rung und den EU-Institutionen für eine nachhaltige und humane Flüchtlings- und Mi-grationspolitik einzutreten. Sie unterstützt ausdrücklich die in diesem Bereich beste-hende enge Kooperation mit ökumenischen Institutionen, wie der Kommission der Kirchen für Migranten in Europa (CCME) und mit Partnerkirchen in den betreffenden Ländern.

 

aus: "epd Sozial" - Doku-Newsletter vom 26.11.2007

Link: www.ekd.de/synode2007/beschluesse/beschluss_fluechlingsschutz.html

 

6. Israel: Geheimdienst will russische Zuwanderer aus Deutschland abwerben

 

Die Geschichte klingt nach James Bond: Ein israelischer Geheimdienst will Mitarbei-ter nach Deutschland schicken, um russischstämmige jüdische Zuwanderer abzuwer-ben. Der Zentralrat der Juden in Deutschland ist empört, die Bundesregierung irritiert.

Die Geschichte begann im Juli dieses Jahres. Das israelische Kabinett beschloss, Vertreter der Regierungsorganisation „Nativ“ nach Deutschland zu entsenden, um „der gefährlichen Assimilation ehemaliger sowjetischer Juden in Deutschland“ entge-genzutreten. Der wachsenden Entfremdung russischsprachiger Juden von Israel und vom Judentum müsse endlich wirksam begegnet werden. „Nativ“ wurde in den 50er Jahren als separater Geheimdienst gegründet, um Kontakt zu jüdischen Aktivisten in der Sowjetunion aufzubauen und die Auswanderung nach Israel zu fördern. Nach 1989 hatte Nativ nichts Richtiges mehr zu tun – bis zu Beginn des Jahres Israels Mi-nister für strategische Angelegenheiten, Avigdor Lieberman, die Zuständigkeit über-nahm und sie mit der Operation Deutschland beauftragte. „In den nächsten Wochen“ sollen zwei Emissäre in Berlin ankommen, bestätigte die israelische Botschaft dem Tagesspiegel.

Der Zentralrat der Juden und die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland erfuhren von den Plänen aus der israelischen Presse. In einem Brief an Israels Pre-mierminister Ehud Olmert schrieben sie, die Nativ-Pläne seien ein „Zeichen des Misstrauen, das uns persönlich beleidigt“. Auch in Deutschland gehöre die Bindung zu Israel und die Vermittlung von jüdischen Werten zum Fundament jüdischer Exis-tenz. „Wenn man den Kabinettsbeschluss liest, hat man den Eindruck, die deutschen Juden müssten evakuiert werden“, sagte Stephan Kramer, der Generalsekretär des Zentralrats. „Das ist ein fatales Signal“. Kramer fürchtet außerdem, dass die Aktivitä-ten von Nativ den ohnehin fragilen Zusammenhalt der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland gefährden könnte. „Israel bildet sich ein, die Führung des Weltjuden-tums übernehmen zu können. Dagegen wehren sich die europäischen Gemeinden“, kommentiert ein Mitglied einer jüdischen Gemeinde, das nicht genannt werden will.

Als Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier kürzlich in Israel war, kamen die Nativ-Pläne zur Sprache. „Ob jemand in Deutschland oder Israel leben will, ist eine Entscheidung, die nur jeder selbst treffen kann“, sagte Steinmeier der israelischen Zeitung „Haaretz“. Er mahnte eine enge Zusammenarbeit zwischen der israelischen Regierung und dem Zentralrat an sowie die „völlige Transparenz“ der Nativ-Aktivitä-ten. Hohe Beamte, die in der Bundesregierung für die Beziehungen zur jüdischen Gemeinde zuständig sind, sind irritiert, dass Deutschland über die Pläne nicht offiziell informiert wurde. Von einem Land, zu dem man so freundliche Beziehungen pflege, habe man „ein anderes Benehmen“ erwartet. Rechtlich verhindern könne man die Aktion nicht.

Noch eine andere Sorge treiben Bundesregierung und jüdische Gemeinde um: dass Nativ, die laut „Jerusalem Post“ über ein jährliches Budget von zwei Millionen Dollar verfügt, in Deutschland Organisationen unterstützen könnte, die sich außerhalb der jüdischen Gemeinden um russischsprachige Juden kümmern und denen enge Kon-takte zum Kreml nachgesagt werden. Der Weltkongress der russischsprachigen Ju-den etwa wird genannt. Denn nur 90 000 der rund 220 000 eingewanderten russisch-stämmigen Juden sind in die Gemeinden eingetreten. Die Mehrheit der anderen darf nicht, weil sie nach dem hier geltenden strengen jüdischen Gesetz keine „echten“ Ju-den sind, da sie keine jüdische Mutter haben. „Um diese Gruppe haben wir uns bis-her nicht gekümmert“, gesteht Stephan Kramer vom Zentralrat. „Das muss sich än-dern.“

aus: DER TAGESSPIEGEL vom 25.11.2007 (von Claudia Keller)

Link: www.tagesspiegel.de/politik/div/Geheimdienst;art771,2426532

 

7. Österreich: Asylgesetzbestimmung ist verfassungswidrig

Der österreichische Verfassungsgerichtshof (VfGH) hat eine Bestimmung im Asylge-setz (Fremdenrechtspaket) aufgehoben (Az. G 179/07, 180/07). Die Regelung sah vor, dass die Ablehnung eines Asylantrages eine Ausweisung nach sich zieht. Wenn diese jedoch nicht vollzogen werden kann (z. B. aus gesundheitlichen Gründen), wird Aufschub gewährt, d. h. ein späterer Termin für die Ausweisung festgelegt. Wenn zu diesem neuen Zeitpunkt dieselben Gründe immer noch vorliegen bzw. neue Gründe einer Ausweisung entgegenstehen, verbietet es das Asylgesetz, die Ausweisung er-neut auszusetzen. Die Bestimmung sei verfassungswidrig, so das VfGH, und versto-ße gegen die Europäische Menschenrechtskonvention (EMRK).

aus: Newsletter „Migration und Bevölkerung“ von November 2007

Link: http://www.migration-info.de/

 

8. Türkei: Neue Verfassung schränkt Frauenrechte ein

 

Hülya Gülbahar, Vorsitzende der größten türkischen Frauenorganisation "Kader", staunte nicht schlecht, als sie in diesem Herbst von höchster Stelle gescholten wur-de. Im Beisein des Ministerpräsidenten Tayyip Erdogan hatte sie es gewagt, eine Frauenquote in der neuen Verfassung zu verlangen. "Sogar im Grundgesetz von Ru-anda gibt es eine Quotenregelung als Maßnahme der positiven Diskriminierung von Frauen", sagte sie zu Erdogan. Worauf dieser lächelnd antwortete: "Wenn du lieber in Ruanda leben willst – niemand hält dich davon ab."

Eines steht schon jetzt fest: Die Türkei wird im Jahre 2008 eine neue Verfassung be-kommen. Aber welchen Inhaltes? Darüber scheiden sich noch immer die Geister. Harte Kämpfe zwischen verschiedenen Gesellschaftsgruppen, nicht nur zwischen Ar-beiternehmern und Arbeitgebern, sondern auch Frauen und Männern sind zu erwar-ten. Dass die Republik ihr 1982 von den Militärs verabschiedetes Grundgesetz grundsätzlich erneuern muss, stellt niemand in Frage. Weil sich aber die politischen Parteien nicht über den Inhalt einigen können, ließ die regierende Partei für Gerech-tigkeit und Fortschritt (AKP) durch eine Expertenkommission hinter verschlossenen Türen einen Verfassungsentwurf schreiben.

Kaum waren Einzelheiten des Entwurfs im Frühherbst durchgesickert, geriet dieser auch schon ins Kreuzfeuer der Kritik. Die Hauptstreitpunkte sind: Wie werden der Laizismus, d.h. die Trennung von Religion und Politik, der Kemalismus und der Ein-heitsstaat in der Präambel formuliert? Wird beispielsweise das Tragen des Kopftu-ches für Beamtinnen und an den Universitäten freigegeben? Auf die voreilige Kritik ihrer Widersacher, dass sie den Laizismus und Kemalismus aus der Präambel strei-chen und aus dem Einheitsstaat eine "föderative Vielvölkerrepublik" machen wolle, antwortete die AKP mit einem prompten Rückzug ihres Entwurfes. Diese Kritik, hieß es aus den Regierungskreisen, sei völlig unberechtigt.

"Wir werden die bestehende Präambel nicht verändern", erklärte schließlich Vizechef der AKP, Dengir Mir Mehmet Firat, und unterstrich, dass es im neuen Grundgesetz auch keine "Freiheit für das Kopftuch" geben würde. Ob und in welcher Form die neue türkische Verfassung, die mit einer Zweidrittelmehrheit vom Parlament bestätigt werden muss, mit der "Kopftuchfrage" umgeht, bleibt vorerst unklar.

Aber wofür die Kader-Vorsitzende Gülbahar vom Ministerpräsidenten Erdogan ge-scholten wurde, nämlich die Frauenquote, gewann inzwischen für die Frauenorga-nisationen eine größere Dringlichkeit als die leidige Kopftuchfrage. Frauenaktivistin-nen sind der Meinung, dass der Verfassungsentwurf der Regierung die Rechte der Frauen nicht erweitert, sondern gar fundamental beschneidet.

Die Debatte dreht sich um die Änderung des Paragraphen 10 der bestehenden Ver-fassung - "Die Gleichheit vor dem Gesetz". Darin heißt es: "Alle sind, ungeachtet ihrer Sprache, ihrer Rasse, ihres Geschlechtes, ihrer politischen Gedanken, Weltan-schauung, Religion, Ordenszugehörigkeit und anderer Eigenschaften vor dem Ge-setz völlig gleich. Frauen und Männer genießen dieselben Rechte. Der Staat ist ver-pflichtet, für die Umsetzung dieser Gleichheit zu sorgen." Der Satz zur Gleichheit von Männern und Frauen war erst im Jahre 2004 dank eines zähen Ringens der Frauen-organisationen in der Verfassung aufgenommen worden. Ein Satz, der den Geist der Verfassung - zumindest im Sinne der Frauen - demokratisiert hat.

Diese Ergänzung wird nun aber im neuen Entwurf gestrichen und durch folgende Formulierung ersetzt: "Alle sind….vor dem Gesetz völlig gleich. Maßnahmen zum Schutze besonders schutzbedürftiger Gruppen wie der Frauen, Kinder, Alten und Behinderten dürfen nicht zum Nachteil des Gleichheitsprinzips ausgelegt werden."
Dass die Gleichheit von Mann und Frau, die nach einem Jahrzehnte währenden Kampf im Grundgesetz explizit verankert worden war, nun abgeschafft und die Frau neben "Kindern, Behinderten und Senioren" zu einer "schutzbedürftigen Gruppe" de-gradiert werden soll, ist für türkische Frauenorganisationen und Feministinnen unak-zeptabel.

86 verschiedene Vereine jeglicher politischer Couleur, von kurdisch bis türkisch so-wie säkular bis islamisch, kamen im Oktober in Istanbul zusammen und gründeten die "Anayasa Kadin Platformu" (Frauenplattform für eine neue Verfassung). Nach langen Sitzungen einigten sie sich auf eine Umformulierung des Gleichheitsparagra-phen. Die Frauen, unter ihnen viele Juristinnen, beschlossen, ihre Forderungen in ei-nem Dossier zusammenzufassen und Ministerpräsidenten Erdogan bis Ende Novem-ber zu unterbreiten. Darin soll die Regierung auch an die internationalen Abkommen erinnert werden, die die Türkei bereits unterzeichnet hat - darunter die entsprechen-den Resolutionen der UN und der EU über den Schutz der Frauenrechte.

In der Türkei mit ihren 80 Millionen Einwohnern, von denen die Hälfte weiblich ist, sit-zen nur 48 Frauen in einem Parlament mit insgesamt 550 Sitzen. Doch zumindest in der Expertenkommission, die im Auftrag der Regierung den Verfassungsentwurf schrieb, saß zumindest eine Frau.

aus: qantara.de vom 23.11.2007 (Dilek Zaptcioglu)

Link: www.qantara.de/webcom/show_article.php/_c-468/_nr-839/i.html

 

9. Schweiz: Neues Ausländer- und Asylgesetz ab Januar 2008

 

Teile des überarbeiteten Schweizer Asylgesetzes und das neue Ausländergesetz tre-ten am 1. Januar 2008 in Kraft. Mit den neuen Regelungen soll die Integration geför-dert und dem Missbrauch der Asyl- und Ausländergesetze stärker vorgebeugt wer-den. Der Schweizer Bundesrat hat am 24. Oktober beschlossen, dass das revidierte Asylgesetz (AsylG) und das neue Ausländergesetz (AuG) ab 1. Januar 2008 gelten sollen. Teile des überarbeiteten Asylgesetzes traten bereits zum 1. Januar 2007 in Kraft.

 

Asylgesetz: Die Vorschriften sehen u. a. vor, dass Asylanträge von Personen, die über einen so genannten sicheren Drittstaat eingereist sind, grundsätzlich abgelehnt werden und somit zu einer Ausweisung führen. Auch die Anträge von Personen, die nahe Familienangehörige in anderen Staaten haben, sollen unbearbeitet bleiben. Die Antragsteller sollen in diese Länder weiterreisen. Darüber hinaus sehen die Neurege-lungen die Ausdehnung des Sozialhilfestopps auf alle abgelehnten Asylbewerber vor. Selbst diejenigen, die die Ablehnung ihres Gesuches mit rechtlichen Mitteln anfech-ten, sollen keine Sozialhilfe mehr bekommen. In der Zeit des schwebenden Verfah-rens erhalten sie dann nur noch eine Nothilfe, vorrangig „in Form von Sachleistungen oder täglichen Geldleistungen“. Voraussetzung für den Erhalt der Nothilfe ist die Be-reitschaft der Betroffenen, aktiv an der Klärung des schwebenden Verfahrens mitzu-wirken.

 

Ausländergesetz: Mit dem neuen Gesetz soll ein System der „gelenkten Zuwande-rung“ umgesetzt werden. In der Praxis bedeutet das stärkere Einwanderungsbe-schränkungen. Danach können Nicht-EU-Bürger nur bei guter beruflicher Qualifika-tion eine Arbeit in der Schweiz aufnehmen. Schweizer, dauerhaft in der Schweiz le-bende Ausländer oder Staatsbürger der EU- und EFTA-Staaten haben im Einzelfall jedoch Vorrang. Auch müssen noch Plätze der jährlichen Kontingente von derzeit 4.000 Jahres- und 7.000 Kurzaufenthaltsbewilligungen für Nicht-EU-Bürger frei sein. Daher werden nur in geringem Umfang hoch qualifizierte bzw. spezialisierte Arbeits-kräfte aus Nicht-EU-Staaten in der Schweiz arbeiten können.

 

Gleichzeitig enthält das Ausländergesetz Bestimmungen, die zu einer besseren sozi-alen und wirtschaftlichen Integration von Ausländern beitragen sollen. Ausländer, die sich regulär in der Schweiz aufhalten, sollen ab 1. Januar 2008 ihren Wohn- und Ar-beitsort frei wählen dürfen. Der Familiennachzug wird mit dem neuen Gesetz erleich-tert. Aufenthaltsbewilligungen, insbesondere im Bereich des Familiennachzugs, sind an die Bedingung gebunden, dass Sprach- und Integrationskurse besucht werden.

 

Die Integrationsbereitschaft von Ausländern soll durch positive Anreize erhöht wer-den. Wer sich aktiv um Integration bemüht, soll statt nach 10 schon nach 5 Jahren, Familienangehörige sogar nach 3 Jahren eine unbefristete Niederlassungsbewilli-gung erhalten. Die Neueinführung des Straftatbestands „Täuschung der Behörden“ (z. B. durch Scheinehen) und die generelle Androhung höherer Strafen bis hin zum Widerruf der Aufenthaltsbewilligung sollen den Missbrauch der Regelungen des Aus-ländergesetzes verhindern. Gegen Menschenhändler und Schlepper soll härter vor-gegangen werden.

 

Kritik an dem Gesetzespaket äußerten nicht nur zahlreiche Parteien, Verbände und Organisationen, sondern auch das UN-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) sowie der für Migrationsfragen zuständige EU-Kommissar Franco Frattini. Während das UNHCR das Asylgesetz als eines der härtesten in Europa kritisierte, bewertete es Frattini sogar als mit EU-Standards unvereinbar (vgl. MuB 8/06). Die Schweizer Bun-desregierung betonte, dass die bereits ergriffenen Maßnahmen zu weniger unbe-gründeten Asylanträgen geführt hätten.

 

Weitere Informationen: www.ejpd.admin.ch

 

aus: Newsletter „Migration und Bevölkerung“ von November 2007

Link: http://www.migration-info.de/

 

10. Buch-Tipp:„Junge Muslime in Deutschland“

 

Vor 40 Jahren begann die Einwanderung von Muslimen aus islamischen Ländern nach Deutschland. Längst sind diese Muslime – viele von ihnen stammen aus der Türkei - unübersehbarer Teil der Gesellschaft geworden. Wie die private Lebenslage dieser Menschen aussieht, was sie denken, was für Probleme sie haben - darüber weiß die Mehrheitsgesellschaft nur wenig.

 

Aufgeregte Diskussionen in der Öffentlichkeit bezüglich des Islam entzünden sich meist an Erscheinungen, wie Zwangsheirat, Kopftuch und so genannten Ehrenmor-den. Oder man ereifert sich heftig über den Bau einer Moschee. Wie zuletzt über die für Köln-Ehrenfeld geplante der DITIB. Niemand bestreitet, dass solche Diskussionen notwendig sind. Traurig ist nur, dass sie meist allzu schnell in schädlichem Alarmis-mus münden oder gar in Fremdenfeindlichkeit abgleiten. Die sich sowohl an traditio-nellen Ansichten, als auch am Koran orientierenden Lebenswerte muslimischer Fa-milien können mit der aus deren Sicht sicherlich allzu freizügigen Lebensart der christlich-säkularen Mehrheitskultur kollidieren. So müssen auf beiden Seiten fast zwangsläufig Vorurteile entstehen.

 

In der deutschen Mehrheitsgesellschaft ist das Interesse am Islam gestiegen. Der Grund dafür ist jedoch eher unerfreulich: die Terroranschläge des „11. September“.

So mancher als Muslim erkennbarer Mensch fühlt sich seither manchmal etwas miss-trauisch beäugt. Und denken nicht einige sogar, dass „islamisch“ gleich „islamistisch“ ist? Dass diverse Diskussionen innerhalb der deutschen Gesellschaft zwischen Mus-limen und Nichtmuslimen in Gang gekommen sind, ist gar keine negative Entwick-lung. Nur muss die Diskussion auch aufs richtige Gleis gelenkt werden.

 

Denn mitunter geriet bisher der Islam dabei nur in die Kritik, unter ständigen Erklä-rungsdruck und so immer öfters in die Defensive. Zusätzlich malten Politiker und Presse das Problem von den Parallelgesellschaften an die Wand. Sahen da ange-sichts solcher Szenarien nicht so manche bereits Krawalle jugendlicher Muslime a´ la französischer Banlieues auch in deutschen Städten voraus? Mutmaßungen und Vor-urteile sind das Eine. Wer sich ernsthaft für das Leben junger Muslime interessiert, muss schon tiefer in die Materie eindringen.

 

Dr. Hans-Jürgen von Wensierski, Professor für Erziehungswissenschaft und Claudia Lübcke, Diplompädagogin (beide Universität Rostock), haben sich dieser Mühe un-terzogen. Die dabei gewonnenen Ergebnisse liegen nun vor. Neben deren Beiträgen sind die Arbeiten von weiteren 20 Autorinnen und Autoren unter dem Titel „Junge Muslime in Deutschland“ versammelt und veröffentlicht worden. Als Basis für den Sammelband diente ein seit Oktober 2006 an der Universität Rostock laufendes For-schungsprojekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) zum Thema „Junge Muslime“.

 „Junge Muslime in Deutschland“ enthält die Befunde von 80 narrativen Interviews und 4 Gruppendiskussionen mit jungen Muslimen zwischen 20 und 30 Jahren, wel-che in Deutschland geboren bzw. seit der Kindheit dort aufgewachsen sind. Deren Familien stammen aus der Türkei, verschiedenen arabischen Staaten und dem Iran. Das Buch sollte unbedingt das Interesse von Pädagogen, Politikern, Journalisten und anderen Menschen finden, denen Vorurteile, Allgemeinplätze und Vermutungen über eine nicht geringe Anzahl junger Muslime in der Gesellschaft – die im Buch „als selbstverständlicher Teil einer pluralistischen Jugendpopulation in Deutschland“ be-trachtet werden - einfach nicht mehr ausreichen und sich deshalb selbst eine Mei-nung bilden möchten. Ein Buch, das in die Zeit passt!

 

aus: Istanbul Post 32/2007 (von Claus Stille)

Link: www.istanbulpost.net/07/09/01/stille.htm

 

Das Buch „Junge Muslime in Deutschland - Lebenslagen, Aufwachsprozesse und Jugendkulturen“, herausgegeben von Hans-Jürgen von Wensierski und Claudia Lübcke (ISBN 978-3-86649-056-7) ist in diesem Jahr im Verlag Barbara Budrich in Opladen erschienen. Es kostet 29,90 Euro und kann portofrei über die "vorwärts:

buchhandlung + antiqua-riat" im Willy-Brandt-Haus, Stresemannstraße 28, 10963 Berlin (www.vorwaerts-ba.de), Telefon: 030 25 299 871, Fax: 030 25 299 872, E-Mail: info@vorwaerts-buchhandlung.de bezogen werden.

 

11. Kino-Tipp: Hoppet - Der Sprung ins ungewisse Exil

 

Obwohl Bürgerkriege und daraus resultierende Migrationsbewegungen mit all ihren sozialen und politischen Dimensionen beinahe eine Alltäglichkeit in den Nachrichten darstellen, sind es die Einzelschicksale, die berühren. Von einem solchen, dem des zwölfjährigen Azad und seiner Familie, erzählt der Kinderfilm Hoppet des norwegi-schen Regisseurs Petter Næss und ist es auch ein fiktives, so transportiert die Ge-schichte doch in bemerkenswert einfühlsamer Weise die Nöte, Ängste, Sehnsüchte, Verzweiflungen und auch die kleinen und ganz großen Glücksmomente gerade im Leben von betroffenen Kindern.

Azad (Ali Abdulsalam), ein zwölfjähriger, sportlicher Junge mit einigem Talent für ho-he Sprünge, und sein zwei Jahre älterer Bruder Tigris (Ronas Gemici) erleben eine Kindheit unter der gewaltigen Bedrückung des Bürgerkriegs, der in ihrer Heimat im Mittleren Osten herrscht, und sie müssen auf vieles verzichten, was für Gleichaltrige in friedlicheren Regionen selbstverständlich ist. Vor allem, um den beiden Söhnen ein geschützteres Heranwachsen zu sichern, entscheidet sich die Familie dafür, aus-ser Landes nach Deutschland zu flüchten, um dort vorerst bei Verwandten Unter-schlupf zu finden. Ihr Plan sieht vor, dass zunächst dringend die Kinder reisen, wäh-rend die Eltern so bald wie möglich folgen sollen, und damit beginnt für Azad und Tigris die schwierigste und aufregendste Zeit ihres jungen Lebens.

Tapfer brechen die Brüder auf, doch ihre von zwielichtigen Schleppern organisierte Reise führt sie nicht wie vorgesehen nach Deutschland, wo sie empfangen werden sollen, sondern völlig unvermittelt nach Schweden. In Stockholm aber erhalten die Jungs unerwartet hilfreiche Unterstützung, und hier kann Azad endlich sein außer-gewöhnliches Hochsprungtalent entfalten, das ihm neben der Anerkennung und För-derung bald auch die Chance bringt, nach Berlin zu fahren. Und dort sind nicht nur Meisterschaften zu bestehen, denn Azad beschließt, sich auf die Suche nach seinen Eltern zu begeben, die mittlerweile in Deutschland angekommen sein müssten...

Es sind nicht wenige Auszeichnungen, die Hoppet, was auf Deutsch ebenso mit "Sprung" wie mit "Hoffnung" übersetzt werden kann, auf internationalen Kinderfilm-festivals bereits gewonnen hat. Für Regisseur Petter Næss, der diesen Film mit einer Crew aus versierten Schauspielern, Amateuren und absoluten Laien gedreht hat, war das Motiv der völligen Verlassenheit der Kinder entscheidend bei der Wahl des Dreh-buchs von Moni Nilsson, eine Empfindung, die auch ihm nicht – wie wohl kaum ei-nem Menschen – fremd ist. "Für mich handelt Hoppet von der Fähigkeit des Men-schen, Kraft in seinem Inneren zu finden und Probleme zu überwinden, von denen er nie dachte, dass er mit ihnen konfrontiert werden würde", beschreibt der Filmema-cher das essentielle Thema seines Films.

Zweifellos ist es riskant, eine Flucht aus einem Bürgerkriegsgebiet in ein ungewisses Schicksal als spannendes Abenteuer für Kinder und andere Leute zu inszenieren, zumal der kleine Held der Geschichte ein ganz besonderes Talent besitzt und nicht zuletzt deshalb im überwiegend freundlichen Exil eine privilegierte Position erhält - das mutet für sich betrachtet eher phantastisch als realistisch an. Doch gelingt es Hoppet in herausragender Weise, seine unterschiedlichen Dimensionen und Stim-mungen feinfühlig miteinander zu verknüpfen und trotz der ernsten Schwere des Themas als ein häufig fröhlicher und mitunter gar humoriger Film zu erscheinen, der es dennoch vermag, sein Publikum für die Schwierigkeiten seiner Protagonisten zu sensibilisieren. Gilt die alte Regel noch, dass ein guter Film Pulsfrequenz, Tränen-drüse und Lachmuskeln gleichermaßen bemüht, so ist Hoppet für diese Kategorie mit Sicherheit ein würdiger Kandidat.

Hoppet (Schweden, Norwegen, Deutschland 2007), Regie: Petter Næss, FSK: 6, Ki-nostart: 29.11.2007

 

aus: www.kino-zeit.de (von Marie Anderson)

Link: http://www.kino-zeit.de/filme/artikel/8296_hoppet.html

 

13. TV-Tipps

 

>>> Mo, 26.11.2007, WDR, 23.15 Uhr: Meine Heimat - Euer Krieg


Der Film "Meine Heimat - Eurer Krieg" berichtet darüber, wie sich die Zeit des Um-bruchs auf das Leben arabischer Frauen auswirkt und wie irakische Frauen zu den ersten Opfern verweigerter Demokratie wurden. Layla Hasan (Name geändert ), 40, lebt mit ihrem Ehemann Yasir und ihrem Sohn Amro im Stadtviertel Adhamiya, der Hochburg des sunnitischen Widerstands gegen die US-Streitkräfte in Bagdad. Layla ist eine irakische Frau aus dem Mittelstand, beeindruckend und intelligent. Sie be-herrscht vier Sprachen und hat keine andere Wahl, als Übersetzerin für Saddam Husseins Regime zu arbeiten, als dieses bei einer so genannten "Friedenskonferenz" wenige Wochen vor Kriegsbeginn eines ihrer letzten Propagandaspektakel insze-niert. Mit dem Eintreffen der US-Streitkräfte hofft Layla, dass die Amerikaner endlich den Weg in die Freiheit ebnen. Doch nun stellt der Krieg sie und ihre engsten familiä-ren und privaten Beziehungen auf eine harte Zerreißprobe.

 

In dem Film von Kylie Grey, den sie vor, während und nach der US-Invasion drehte, lernen wir Laylas schüchternen Sohn kennen, den sie verdächtigt, sich am Wider-stand gegen die US-Amerikaner zu beteiligen, und ihren gleichmütigen, aber arbeits-wütigen Ehemann. Wir erleben, wie ihre einst radikale Schwester, die in dem Maße, wie das Chaos von Bagdad ihre Unsicherheit steigert, zunehmend konservativer und religiöser wird. Layla selbst gerät im Verlauf des Krieges immer mehr in die persönlic-he Isolation und träumt davon, in ein anderes Land zu fliehen.

 

Die Bilder der turbulenten Jahre in Bagdad, die Invasion, die Plünderungen, die Ge-fangennahme Saddam Husseins, der Skandal um das Gefängnis Abu Ghraib und die Enthauptungen von Ausländern durch militante Islamisten sind den Fernsehzuschau-ern rund um den Globus vertraut. In diesem Film sehen wir diese Ereignisse aus ei-ner gänzlich anderen Perspektive: von innen, aus der Warte einer sunnitischen Fami-lie, die sie selbst erlebt hat. Layla und ihre Familie liefern einen aufschlussreichen Einblick darin, wie der Krieg und der Regimewechsel auf unterschiedliche Weise en-ge Beziehungen belasten, dem Extremismus einen Nährboden bieten und das Schicksal einer Familie ändern.

 

>>> Di, 27.11.2007, arte, 03.00 Uhr: 1917 - Die russische Revolution

 

Dokumentarfilm Frankreich 2007

 

Bei der Oktoberrevolution im Jahr 1917 kam es in Russland zum Ausbruch einer ungeheuren Menge angestauten Unmutes, latenter Krisen und schwelender Kon-flikte. Das Ereignis hinterließ tiefe Spuren, die noch heute in vielen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens sichtbar sind, unter anderem in den Bereichen Politik, Kunst, Musik, Architektur und Wissenschaft, aber auch im Militärwesen und in den Geheimdiensten. ARTE zeigt diese Sendung innerhalb des Programmschwerpunkts "Russische Revolutionen".

 

Wegen ideologischer Kämpfe während des Kalten Krieges und wegen unterschiedli-cher nationaler Interessen wurde der wahre Ablauf der Oktoberrevolution jahrzehn-telang verborgen gehalten. Dokumente wurden versteckt oder vernichtet, russische Familien wagten nicht einmal untereinander, über die Geschehnisse von 1917 zu sprechen, Filmarchive wurden in Sondermagazinen deponiert oder verbrannt und die Revolutionsgeschichtsschreibung wurde in den Dienst politischer Ziele gestellt.

 

Der Dokumentarfilm legt Material vor, das zu einem neuen Verständnis der Revolu-tion beiträgt. So macht eine bisher unveröffentlichte Korrespondenz deutlich, welche Rolle hohe Offiziere der Zarenarmee damals spielten. Als klar wurde, dass die Machtübernahme der Bolschewiken nicht mehr zu verhindern war, leisteten sie ihnen Hilfestellung. Ferner beleuchtet der Film die zeitgeschichtlichen Hintergründe des da-maligen Alltags. Auszüge aus sowjetischen Spielfilmen veranschaulichen die Ge-schehnisse und verdeutlichen, wie nach der Revolution versucht wurde, die Men-schen durch Manipulation und Mythenbildung auf Lenins Kurs einzuschwören. Thema des Films ist jedoch nicht nur das geschichtliche Ereignis. Es geht auch um das Wesen des Menschen und darum, wie er reagiert, wenn er mit einer Krisensitua-tion und tief greifenden Umbrüchen konfrontiert ist. Diese Fragestellung verleiht dem Dokumentarfilm eine universelle Dimension.

 

Aufnahmen aus russischen, amerikanischen und europäischen Archiven belegen, dass erstaunlicherweise viele wichtige Etappen der Revolution im Film festgehalten wurden. Auch Tagebuchaufzeichnungen, Kunstwerke und Fotografien bringen dem Zuschauer das Revolutionsgeschehen näher. Historiker und Kulturwissenschaftler wie Jutta Scherrer aus Deutschland, Marc Ferro, Hélène Carrère d'Encausse, Jean Jacques Marie und Jacques Francois Rolland aus Frankreich, Boris Kolonitsky aus Russland sowie Jana Hawlett aus Großbritannien kommentieren die Ereignisse.

Musik aus der Zeit der russischen Revolution sowie speziell für den Film komponierte experimentelle Musik verleihen der Dokumentarfilm eine hohe Einprägsamkeit.

 

>>> Di, 27.11.2007, Phoenix, 18.30 Uhr: Afghanistan - Von Herat nach Kabul

 

Drei Jahre nach Ende der Taliban-Herrschaft reiste ein Fernsehteam quer durch Af-ghanistan. Der Film beginnt im Westen in der Wüstenoase Herat, die schon in der Antike ein wichtiger Umschlagplatz war. Von dort geht es in Richtung Zentralafgha-nistan. Internationale Hilfe erreicht diese Region kaum, und doch haben die Bewoh-ner weder ihre Hoffnung noch ihre Gastfreundlichkeit verloren.

 

Alexander der Große ließ es sich in Herat noch einmal gut gehen, bevor er mit sei-nem Heer über das staubige Tiefland Richtung Süden zog. Der Schriftsteller Robert Byron bezeichnete Herat als die vergessene Hauptstadt der "orientalischen Medici". Unter den Timuriden, mit deren Herrschaft die Stadt am häufigsten in Verbindung ge-bracht wird, erreichte Herat im 15. Jahrhundert seine kulturelle Blüte.

 

In Zentralafghanistan begegnet das Team Menschen, die mit ihrer bloßen Hände Ar-beit und gestützt nur auf die Solidarität untereinander versuchen, ihren Kindern wie-der eine Zukunft zu bauen. Was vielen ihren Lebensmut erhält, ist die Religion, vor allem die spirituelle Seite des Islam, der Sufismus. In der kleinen Stadt Shisht, wo einst berühmte Sufi-Meister lehrten, wird das Team eingeladen, sich während der Mittagshitze in der Moschee auszuruhen und dem Gesang eines jungen Sufis zu lau-schen. In Kabul, wo die Reise endet, besucht es das Museum, wo erstmals seit Kriegsende wieder Skulpturen ausgestellt sind - restaurierte Buddhafiguren, die nach den Zerstörungen durch die Taliban wieder zusammen gesetzt werden konnten.

 

>>> Di, 27.11.2007, NDR, 23.00 Uhr: Die Juden - Geschichte eines Volkes

 

Exodus (1/5)

 

Die erste Folge führt zurück zu den Ursprüngen des jüdischen Volkes in Ägypten und schildert den Mythos vom Exodus, dem Weg ins "Gelobte Land".

 

Die erste jüdische Nation entsteht, die zunächst von Richtern, dann von legendären Königen wie David und Salomon regiert wird. Die Dokumentation zeigt, wie die Juden vom Babylonischen Exil aus zurück in ihre Heimat kehren und den Wiederaufbau Je-rusalems zu einem reichen und prächtigen Zentrum. Doch die Unabhängigkeit dauert nur kurze Zeit. Wieder wird das Land von mächtigeren Völkern erobert. Auf Alexan-der den Großen und seine Erben folgen die Römer. Dem von den Römern eingesetz-ten König Herodes gelingt es, das Land zu einen. Er errichtet einen Tempel, dessen Pracht in aller Welt gerühmt wird.

 

Die fünfteilige Dokumentationsreihe von Nina Koshofer folgt den Spuren historischer Figuren, die Zeugen wichtiger Ereignisse der jüdischen Geschichte waren - von der Antike bis in die Gegenwart.

 

>>> Mi, 28.11.2007, BR, 06.30 Uhr: Osmanen, Türken, Europäer

 

Die Geburt des Osmanischen Reiches (2)

 

Szenen aus einem türkischen Spielfilm und Aufnahmen von historischen Schauplät-zen zeigen die Eroberung des byzantinischen Konstantinopel durch den osmani-schen Sultan Mehmet 1453. Das byzantinische Reich existierte über 1000 Jahre.

Prachtvolle Mosaiken von Kaiserin und Kaiser erinnern in der Krönungskirche Hagia Sophia an diese Zeit. Staatsreligion war das Christentum.

 

Die erste Hauptstadt der Osmanen war Bursa, im Westen der heutigen Türkei. In zahlreichen Grabhäusern sind die ersten Sultane, Prinzen und Emire begraben. Da-runter ist auch das Grab des Staatsbegründers Osman. Viele Menschen kommen täglich hierher - Bursa ist zu einem Wallfahrtsort geworden. Alles erinnert an die Os-manen und ihren Lebenswandel. Sie waren Vieh züchtende Nomaden. Aleviten und Sunniten waren die beiden großen Religionsgemeinschaften im Osmanischen Reich.

 

>>> Mi, 28.11.2007, arte, 22.30 Uhr: Inguelezi - Sprachlos nach England

 

Spielfilm Frankreich 2003

Der Tod ihres Mannes wirft Geneviève vollkommen aus der Bahn. Um allein zu sein, flüchtet sie von der Beerdigungsfeier und rast im Auto durch die Nacht. Dann wird sie Zeugin eines Unfalls: ein Lastwagen mit illegalen Flüchtlingen brennt vollständig aus. Nach der Weiterfahrt merkt sie, dass sich einer der Flüchtlinge in ihrem Kofferraum versteckt hat. Ein junger Mann, der nicht viel spricht, ein illegaler Flüchtling namens Kader, für den das verheißene Land "Inguelezi" heißt - England. Geneviève ent-schließt sich, ihm zur Flucht zu verhelfen. Die Reise mit Kader wird für Geneviève ei-ne Reise zurück ins Leben...

 

"Inguelezi" von François Dupeyron ist ein eindringliches Drama über zwei Menschen, die einander ohne die dramatischen Umstände, die sie zusammen geführt haben, nie begegnet wären: Kader, der kurdische Flüchtling, und Geneviève, die trauernde Wit-we. Khaleds existentielle Not trifft dabei auf die seelische Not Genevièves. Und ob-wohl Geneviève diejenige ist, die dem Flüchtling Khaled hilft, so rettet auch er ihr in gewisser Weise das Leben: Ohne ihn hätte sie den Weg zurück in ihr Leben, zurück zu ihrer Tochter nicht gefunden...

 

"Inguelezi" ist ein Film, der fast ohne Dialoge auskommt - auskommen muss, denn Kader und Geneviève verstehen die Sprache des anderen nicht. Doch François Du-peyron findet feinfühlige Bilder jenseits der Worte, in denen sowohl ihre Fremdheit als auch ihre allmähliche Verbundenheit zum Ausdruck kommt. In der Rolle der Ge-neviève brilliert die Französin Marie Payen, von der Dupeyron sagt, er habe sie auf-grund ihrer Zerbrechlichkeit und Sensibilität besetzt. Dupeyron selbst wurde mit sei-ner Verfilmung des Romans "Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran", die 2004 den Golden Globe als bester fremdsprachiger Film gewann, auch über die Grenzen Frankreichs hinaus bekannt. Für "Inguelezi" hat Dupeyron selbst das Drehbuch ge-schrieben. Seit 2004 ist es bei "Actes du Sud" auch als Buch erhältlich.

 

> Do, 29.11.2007, SWR, 00.30 Uhr: Nix deutsch - Eine Schule kämpft für Integration

 

Erster Schultag am Slomanstieg, Hamburg Veddel. In diesem Stadtteil leben über-wiegend Ausländer. 77 Erstklässler gibt es in diesem Herbst, drei aus deutschen Familien. Jedes Jahr das Gleiche: Einheimische Familien ziehen weg, wenn ihre Kinder schulpflichtig werden. Direktorin Hiltrud Kneuer spricht zur Einführung laut und deut-ich, denn Kinder und Eltern verstehen nur bruchstückhaft Deutsch. In den ersten Wochen und Monaten wird man sich im Unterricht mit Händen und Füßen verständigen müssen. In den höheren Klassen wappnen sich Lehrerinnen und Lehrer der Ganztagsschule wieder auf endlose Diskussionen über Schwimmunterricht, Klassen-reisen, Rind- und Hammelfleisch - ob geschächtet oder nicht. Mancher Pädagoge ist schon Experte im Koranauslegen.

 

Die Autorin Rita Knobel-Ulrich und Kameramann Thomas Nickel haben den Schulall-tag auf der Veddel dokumentiert. Sie treffen auf geduldige und engagierte Lehrerin-nen und Lehrer, die sich abmühen, ausländische Eltern davon zu überzeugen, dass ihre Kinder sich deutschen Verhältnissen anpassen müssen, um auf Dauer hier leben zu können. Und wenn der Familienpatriarch eben nicht in die Schule kommt, gehen sie auf Hausbesuch - einmal, zweimal, immer wieder Überzeugungskämpfe. Viele Mädchen zum Beispiel wollen Schwimmen lernen, aber die Väter erlauben es nicht. In diesem Schuljahr hat Direktorin Hiltrud Kneuer einen neuen Höhepunkt erlebt. Ein türkischer Vater verbietet seiner Tochter nicht nur das Schwimmen, sondern auch das Betreten der Schwimmhalle, denn sie könnte ja nackte Haut sehen. Und deshalb soll die Schulleiterin dafür sorgen, dass die 14-Jährige parallel beaufsichtigt wird. Die Verhandlungen mit dem Vater gehen weiter, immer mit Schulleiterin, Klassenlehrer und Dolmetscher. Deutschland, so findet der Gemeindevorsteher der Moschee in Veddel, sei ein prima Land. Hier könne man seine Religion besser ausleben als in der Türkei. Und dass deutsche Lehrpläne und Verordnungen im Sinne des Islams verhandelbar sind, hält er für sein gutes Recht.

 

>>> Do, 29.11.2007, WDR, 07.20 Uhr: Halbzeit für ein Desaster

 

"Die Milleniumskampagne der Vereinten Nationen"

 

Es ist die größte Aktion in der Geschichte der Vereinten Nationen: bis zum Jahre 2015 sollen weltweit die Zahl der Armen halbiert und sieben weitere Entwicklungs-ziele erreicht werden. Der Startschuss fiel im Jahr 2000 in New York. 189 Staats-chefs verpflichteten sich damals, die vereinbarten Millenniums-Entwicklungsziele um-zusetzen. Die bisherige Bilanz fällt ernüchternd aus. Vor allem in Afrika wird kaum ein Land auch nur eines der Ziele erreichen. Am Beispiel Ruandas sucht der Film nach den Gründen: Bis heute leben über die Hälfte aller Menschen in Ruanda von 80 Cent am Tag. Sie haben kein sauberes Trinkwasser, ihre Kinder sind unterernährt, Ausbildung oder Arbeit gibt es für sie nicht. Um gerade mal vier Prozent hat sich die Armut in den ersten sieben Jahren der Millenniumskampagne reduziert. Angestrebt waren 25 Prozent. Trotz Selbstverpflichtung können die Ziele nicht umgesetzt wer-den.

 

>>> Do, 29.11.2007, WDR, 09.20 Uhr: Behörden im Kampf gegen Scheinehen

 

Passt das zusammen: eine schwer kranke Rentnerin mit einem jugendlich wirkenden LKW-Fahrer, Anfang 40, aus dem Kosovo? Und ist es wirklich die Liebe, die ein an-deres Ehepaar - sie Türkin ohne Aufenthaltsrecht, er arbeitsloser Motorrad-Freak - zusammen gebracht hat? Und wenn ja, warum leben sie dann in zwei getrennten Wohnungen, am jeweils anderen Ende der Stadt? Tagtäglich stehen Mitarbeiter der Ausländerbehörden vor diesen Fragen und vor solchen Paaren - in ihren Behörden-büros, aber auch vor Ort, wenn Liebesehen von Scheinehen unterschieden werden müssen. Das Ziel dabei, illegale Einwanderungsversuche aufzudecken und mögli-chen finanziellen Schaden der Bundesrepublik Deutschland zu begrenzen.

 

Beate Schönberg, Sachbearbeiterin in der größten Ausländerbehörde Deutschlands, ist eine der Spezialistinnen, die Scheinehen aufdecken sollen. "Meistens habe ich ein gutes Näschen für Betrug", meint sie selbstsicher. "Wenn ich am Anfang den Ein-druck habe, dieses Paar macht mir was vor, dann kommt in 90 Prozent der Fälle am Ende raus, dass es sich um eine Scheinehe handelt." Schließlich kann die beamtete Berliner Liebes-Testerin auf 20 Jahre Berufserfahrung zurückblicken. Doch bei rund einer Million binationaler Ehen in Deutschland und überdurchschnittlich vielen in Ber-lin, können die Beamten nur Stichproben machen. Auch bereiten sich viele der "Schein-Ehepaare" mit Unterstützung ihrer Rechtsanwälte genauestens auf die Be-fragungen in der Behörde vor.Beate Schönberg weiß: "Wenn wir zehn Prozent der Scheinehen rauskriegen, sind wir gut ... und die kriegen wir, glaube ich, nicht raus." Die Beamtin vergibt, was für viele Migranten existentiell ist: dauerhafte Aufenthalts-genehmigungen. Für manch einen, der lediglich "Duldungspapiere" besitzt und daher nur übergangsweise in Deutschland bleiben darf, ist die Heirat mit einer/einem Deut-schen, die letzte Chance, um hier bleiben zu dürfen.

 

Stets gilt es zu entscheiden: Lieben sie sich oder lieben sie sich nicht? Bereits beim Eintreten der Paare in ihr Büro macht sich Beate Schönbergeinen ersten Eindruck. Wie geht das Paar miteinander um, berühren sie sich mal, scherzen oder streiten sie miteinander? Doch ein Bauchgefühl allein reicht nicht aus, denn sie muss einen Ver-dacht akribisch beweisen können. Zunächst werden die Eheleute verhört, getrennt voneinander: "Was haben Sie gestern gemeinsam gefrühstückt? Was haben Sie Ih-rer Frau zum Geburtstag geschenkt? Wie ist der Mädchenname Ihrer Frau?" Das, was dabei herauskommt, ist schwer zu beurteilen: Zu wenig Übereinstimmung ist genauso verdächtig wie völlige Übereinstimmung. Denn Partner aus so genannten "Cash-Ehen", also aus Ehen, die nur geschlossen wurden, um Aufenthaltsberechti-gungen gegen Bargeld zu tauschen, treten oft abgebrüht und bestens vorbereitet auf, während echte Liebende auf manches Detail nicht achten oder sich einfach schlecht erinnern können. Wenn Frau Schönberg noch Zweifel hat, holt sie sich Hilfe bei der Polizei. Polizeibeamte der "Arbeitsgruppe Ausländer", besuchen die Paare in ihren Wohnungen und suchen nach Beweisen, die eine mögliche Scheinehe gerichtsfest machen.

 

>>> Do, 29.11.2007, arte, 11.05 Uhr: Heimat Afghanistan

 

Reise durch ein geschundenes Land

 

Für Kathy Gannon ist ihr Gastland zur zweiten Heimat geworden. Sie spürt die ver-schiedenen Pulsschläge im Leben Afghanistans. Im Sommer 2007 macht sie sich auf die Reise, um Afghanen zu begegnen, die ihr Land zutiefst als Heimat empfinden.

Sie unterscheiden sich aber ethnisch, religiös und ideologisch, oft auf extreme Wei-se. Kathy Gannon trifft Terror-Opfer, Hintermänner von Selbstmord-Attentaten, un-zufriedene Polizisten, radikal-islamische Wortführer. Die Kernaussage der Reporte-rin: Was die NATO auch macht, sie muss zunächst das Land und seine Menschen verstehen!

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