Vermummte Gestalten in dicken Anoraks, die Mützen tief ins Gesicht gezogen, streifen durch die Hafenstadt Calais. Es sind Flüchtlinge aus den Krisengebieten der Welt: Afghanen, Iraker, Eritreer, Sudanesen, Palästinenser. In Calais gehören die Migranten seit Jahren schon zum Stadtbild, aber für den französischen Staat sind sie offenbar unsichtbar.
Im Dezember 2002 ließ der damalige Innenminister und heutige Staatspräsident Nicolas Sarkozy das Flüchtlingslager des Roten Kreuzes in Sangatte bei Calais auflösen. Aber die Flüchtlinge strömen weiterhin zum Ärmelkanal. Sie wollen nach Großbritannien und sind fest entschlossen, auch noch die letzte Hürde und scharf bewachte Grenze zu überwinden. Für die rund 700 Männer, Frauen und Kinder gibt es in Calais keine Unterkünfte, keine Duschen, keine Toiletten, kaum Suppenküchen. Die Regierung und die Bürgermeisterin unterbinden alles, was noch mehr Flüchtlinge anziehen könnte. Deshalb ziehen sich die Migranten in Dünen und Wäldchen zurück, wo sie den Schleppern ausgeliefert sind. Nacht für Nacht versuchen sie, sich in einen der Lkws zu schmuggeln, die nach Großbritannien unterwegs sind.