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Berliner Infodienst Migration vom 03.09.2007

BIM 40/2007 - Berliner Infodienst Migration vom 03.09.2007

 

In dieser Ausgabe:

 

1. Zwangsheirat (I): Zum Urlaub in die Ehehölle

2. Zwangsheirat (II): Mütter drohen heiratsunwilligen Töchtern mit Selbstmord

3. Zwangsheirat (III): Homepage informiert auf deutsch, türkisch und albanisch

4. „Ehrenmord“: Bundesgerichtshof hebt Freispruch für Sürücü-Brüder auf

5. Türkische Verbände begrüßen Sürücü-Urteil

6. Necla Kelek: Der Fall Sürücü - mehr als ein Mord

7. Antidiskriminierung: Neuer Info-Brief des Forums gegen Rassismus

8. "Teilhaben - Teil werden!" - Interkulturelle Woche vom 23. bis zum 29.09 2007

9. Kampagne der Bundesregierung: Fähigkeiten der Migranten nutzen

10. NRW präsentiert "Route der Migration" im Internet

11. Berlin, 06.09.2007: FES-Veranstaltung zu Rechtsextremismus im Fußball

12. Dessau, 06.09.2007: Fachtagung zu Fremdenfeindlichkeit im Alltag

13. Lindau: exilio e.V. bietet Seminar für Ehrenamtliche in der Migrantenhilfe

14. Mainz, 16./17.11.2007: Studenten-Konferenz „Migration und Entwicklung“

15. Offenbach, 04.09.2007: Fachvortrag zur Bikulturellen Identität

16. EU: 2008 wird „Europäisches Jahr des interkulturellen Dialogs“

17. England: Neues Museum erinnert an die Sklaverei und ihre Folgen

18. Italien: Keine Autofensterputzer mehr in Florenz

19. Türkei: Abdullah Gül zum Präsidenten gewählt - Presseschau (I)

20. Türkei: Abdullah Gül zum Präsidenten gewählt - Presseschau (II)

21. Schweden: neuer Karikaturenstreit entbrannt

22. Flucht aus Afrika (I): Legale Einwanderung nach Europa ist fast unmöglich

23. Flucht aus Afrika (II): Aktuelles Dossier im euro|topics-Magazin

24. Buch-Tipp: “Die offene Gesellschaft - Zuwanderung und Integration“

25. Kino-Tipp: „Als der Wind den Sand berührte“ von Marion Hänsel

26. TV-Tipps

27. BIM zitiert - heute ein Zitat von George Tabori, Theatermacher

 


 

1. Zwangsheirat (I): Zum Urlaub in die Ehehölle

 

Eigentlich sollte Andreas Becker vom Berliner Hilfsverein "Hatun und Can" in den vergangenen Tagen einen wichtigen Anruf bekommen. Von einer 17-jährigen Kurdin aus Neukölln, deren Eltern für den Sommerurlaub eine Zwangsheirat in der Türkei angesetzt hatten. Bekannte waren auf das Mädchen aufmerksam geworden. Sie kontaktierten Hilfsorganisationen - doch zu spät. Das Mädchen ist inzwischen in der Türkei. Die Vorbereitung der Zwangsheirat läuft.

 

GroßbildansichtEs ist Sommer in Deutschland - und "unheimlich viel los", sagt Carola Müller von der deutsch-türkischen Frauenorganisation "Papatya". "Bei uns ist es voll, und auch die Frauenhäuser sind voll." Denn direkt vor und nach den großen Ferien brauchen be-sonders viele Mädchen und Frauen Rettung.

 

Es funktioniert immer nach dem gleichen Prinzip. Die Mädchen sind mit der Schule fertig, oder die Eltern sehen sie mit ihrem Freund - und plötzlich muss alles ganz schnell gehen. Es wird eine Zwangsehe arrangiert. Die betroffenen jungen Frauen ahnen: In diesen Sommerferien haben ihre Eltern ganz spezielle Pläne für sie. "Sie bekommen mit, dass Verlobungen geplant sind", sagt Müller. "Dann wollen sie eine Reise in die Heimat im letzten Moment verhindern. Oder sie wurden im Urlaub in der Türkei zwangsverlobt und wollen sich danach in Deutschland schützen." Immer öfter kommen Hochzeiten unter massivem Druck, mit Drohungen und körperlicher Gewalt zustande, berichten Helfer. 40 junge Migrantinnen haben in diesem Jahr schon in "Papatya"-Unterkünften Zuflucht vor den eigenen Familien gefunden.

 

Özlem* ist eine von ihnen. Gerade sei man dabei, alle ihre Spuren zu verwischen, sagt Müller. Deshalb könne sie nur so viel verraten: Özlem ist 20, kommt aus West-deutschland. Ihre Eltern wollten sie in der Türkei mit einem Mann verheiraten, den sie nicht kennt. Özlem gelang es nicht, die Familie umzustimmen. Der Druck auf sie wur-de immer größer, Angehörige bedrohten sie massiv. Schließlich gelang der jungen Frau die Flucht in eine andere Stadt. Bei "Papatya" hat sie vorübergehend eine Un-terkunft gefunden. Jetzt hat sie große Angst, dass ihre Familie sie doch findet.

 

Auch Becker von "Hatun und Can" berichtet von einer Serie von Hilferufen in jüngster Zeit. Mehrere Anrufe hätten ihn in den vergangenen Tagen erreicht. Mädchen und junge Frauen baten ihn, sich als deutscher Arzt auszugeben - damit er "den Eltern einen Brief schreibt, dass ihre Tochter operiert werden muss, am Blinddarm oder Ähnliches". Ein vorgetäuschter Krankenhausaufenthalt statt des Flugs in die Türkei: Das ist für viele die letzte Hoffnung.

 

Vor einigen Wochen holte eine Mitarbeiterin von "Hatun und Can" ein Mädchen aus München ab. Sie kam nur mit einer Plastiktüte in der Hand. Zuvor war eine E-Mail bei dem Verein eingegangen: "Ich kann nicht viel sagen. Nur so viel: Ich bin in akuter Le-bensgefahr!" Ihr drohte die Zwangsheirat. Der Hilfsverein lotste das Mädchen zu ei-nem Treffpunkt bei der Polizei.

 

>>> weiter geht es hier: www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,498806-2,00.html

 

aus: SPIEGEL ONLINE vom 09.08.2007 (von Anna Reimann)

Link: www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,498806,00.html


2. Zwangsheirat (II): Mütter drohen heiratsunwilligen Töchtern mit Selbstmord

 

Immer mehr Migrantinnen suchen Hilfe, weil sie zwangsverheiratet werden sollen. Oft wählen Mütter die Heiratskandidaten aus. "Väter üben körperliche Gewalt aus, Mütter psychische", sagt Myria Böhmecke, Expertin bei der Frauenrechtsorganisation "Terre des Femmes", im Interview mit SPIEGEL ONLINE.

 

SPIEGEL ONLINE: Frau Böhmecke, die Zahl der Mädchen, die sich an Sie wenden, weil sie von Zwangsheirat und Verschleppung ins Ausland bedroht sind, hat sich in den letzten zwei Jahren verdoppelt. Woran liegt das?

 

Böhmecke: Wir können nicht genau nachvollziehen, woran es liegt - es gibt erst seit kurzem Erhebungen über die Anzahl der Betroffenen. Wir führen den Anstieg auch darauf zurück, dass das Thema enttabuisiert ist. Endlich wird wahrgenommen, dass sehr viele Mädchen in Parallelgesellschaften leben und zwangsverheiratet werden. Früher wurde dieses Thema nicht ernst genommen - und somit auch nicht die Opfer.

 

SPIEGEL ONLINE: Auch wenn es keine genauen Zahlen gibt - haben Sie Anhalts-punkte für das Ausmaß von Zwangsehen in Deutschland?

 

Böhmecke: Verschiedene Städte haben in den vergangenen Jahren Umfragen ge-macht, die aber nicht repräsentativ sind - in Berlin geht eine Untersuchung im Jahr 2004 in 300 Fällen von Zwangsheiraten pro Jahr aus. Baden-Württemberg hatte 215 Fälle im Jahr 2005. In Hamburg waren es 2006 210 Fälle. Man muss davon ausge-hen, dass es wahrscheinlich mehr als 1000 Mädchen im Jahr in ganz Deutschland sind. Die Dunkelziffer könnte bei weitem höher sein.

 

SPIEGEL ONLINE: Wissen die Mädchen seit langem, dass sie verheiratet werden sollen - oder werden sie davon während des Urlaubs im Heimatland überrascht?

 

Böhmecke: Viele Eltern sagen ihren Töchtern schon, wenn sie in die Pubertät kom-men, dass sie irgendwann heiraten müssen. Manchmal werden die Mädchen im Hei-matland auch gegen ihren Willen verlobt - man sagt ihnen zwar, dass die Hochzeit erst mit 18 stattfinden wird. Aber wenn dann die nächste Reise - etwa in die Türkei ansteht - haben viele die Befürchtung, dass sie schnell verheiratet werden sollen, weil sie ja bereits verlobt sind. Häufig trifft es die Mädchen dann aber doch unerwar-tet - sie rechnen nicht damit, dass es schließlich so schnell geht. Viele sind dann so überrascht oder haben so große Angst vor den Konsequenzen, dass sie nicht Nein sagen können und sich sagen: "Dann heirate ich den Mann eben und kehre in den nächsten Monaten trotzdem nach Deutschland zurück!" Das geht aber fast nie.

 

SPIEGEL ONLINE: Wieso?

 

Böhmecke: Sobald das Mädchen verheiratet ist, werden ihm meistens Pass, Handy und sämtliches Bargeld abgenommen, und es gibt fast keine Möglichkeit mehr, Kon-takt nach Deutschland aufzunehmen oder gar zurückzukehren. Wenn das Mädchen eine doppelte Staatsbürgerschaft hat, wird sie in dem jeweiligen Land - etwa der Tür-kei oder Pakistan - als Türkin oder Pakistanerin behandelt. Ein Eingreifen der deut-schen Behörden ist dann nicht möglich. In Pakistan etwa ist Zwangsheirat nicht un-gewöhnlich. Die Betroffenen müssen damit rechnen, dass sie von der Polizei keine Unterstützung bekommen, sondern zu der Familie zurückgeschickt werden. Wenn das Mädchen nur die deutsche Staatsbürgerschaft hat, ist es leichter zu helfen. Das läuft dann über die deutsche Botschaft.

 

SPIEGEL ONLINE: Wird den Mädchen offen mit Gewalt gedroht, für den Fall, dass sie sich nicht verheiraten lassen wollen?

 

Böhmecke: Nicht immer. Oft haben die Mädchen aber nicht gelernt, Nein zu sagen, sie sind unterdrückt aufgewachsen - wussten, dass sie nicht mit Jungs sprechen dür-fen, nach der Schule direkt nach Hause müssen, keinen Schulabschluss machen dürfen. Viele haben auch bereits vorher massive Gewalt in ihren Familien erlebt. Wenn sie nicht Nein sagen, heißt es nicht, dass sie Ja sagen wollen.

SPIEGEL ONLINE: Was raten Sie einem Mädchen konkret, das befürchtet, in die Zwangsehe getrieben zu werden?

 

Böhmecke: Auf keinen Fall sollte das Mädchen mit in den Urlaub reisen, wenn be-reits von einer Ehe die Rede war oder das Mädchen gar verlobt ist. Viele nehmen per E-Mail anonym Kontakt mit uns auf - wir geben dann Tipps und arrangieren ein per-sönliches Telefongespräch. Wir weisen auf spezialisierte Einrichtungen wie die Mäd-chenschutzeinrichtung "Papatya" hin. Und wenn sich das Mädchen tatsächlich ent-schließt, ihre Familie zu verlassen, suchen wir in ganz Deutschland nach einer geeig-neten Schutzeinrichtung für sie.

 

SPIEGEL ONLINE: In welche Länder werden die Mädchen am häufigsten ver-schleppt?

 

Böhmecke: Meistens in die Türkei, einfach weil die größte Gruppe der Migranten in Deutschland von dort stammt. Aber auch in den Libanon, nach Syrien, ins Kosovo, in den Irak und nach Iran.

 

SPIEGEL ONLINE: In welchem Alter sind die betroffenen Mädchen?

 

Böhmecke: Potentiell gefährdet sind Mädchen ab der Pubertät - weil ab dann für die Familie die "Gefahr" außerehelichen Geschlechtsverkehrs besteht. Die meisten sind minderjährig, häufig 16 bis 18 Jahre.

 

SPIEGEL ONLINE: Werden die meisten Mädchen, die zwangsverheiratet sind, in der Ehe selber Opfer von körperlicher Gewalt?

 

Böhmecke: Man muss davon ausgehen, dass Gewalt in einer Ehe, die nicht freiwillig geschlossen wurde, sehr viel häufiger vorkommt. Es gibt eine nicht repräsentative Umfrage unter Männern, die eine Zwangsehe eingegangen sind. Alle Befragten ha-ben geantwortet, dass sie ihre Frau schlagen und vergewaltigen.

 

SPIEGEL ONLINE: Sind es meist die Väter und Brüder, die das Mädchen zur Hoch-zeit zwingen? Welche Rolle spielen die Mütter?

 

Böhmecke: Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Mütter eine sehr große Rolle spielen. Die Mütter schauen sich nach Heiratskandidaten um. Väter und Brüder üben körperliche Gewalt aus, die Mütter dafür psychische. Sie sagen etwa: "Wenn du nicht heiratest, bringe ich mich um", oder: "Dann können wir uns nicht mehr in der Öffent-lichkeit zeigen, weil unsere Ehre verletzt ist." Die Mütter haben, wenn die körperliche Gewalt nichts nützt, die psychische in petto. Und die ist oft sehr wirkungsvoll.

 

SPIEGEL ONLINE: Haben Sie die Erfahrung gemacht, dass die Mädchen komplett mit ihrer Familie brechen müssen, oder gelingt es oft auch, die Eltern davon zu über-zeugen, ihre Tochter nicht gegen ihren Willen zu verheiraten?

 

Böhmecke: Nein, dazu ist es meistens schon zu spät, wenn wir von den Fällen hö-ren. Die Mädchen befinden sich schon in einer starken Bedrohungssituation. Man muss sehr vorsichtig sein, und Kontakt zu den Eltern herzustellen, ist meistens keine gute Idee. Wenn sie beschlossen haben, ihre Tochter zwangszuverheiraten, werden sie meistens nicht davon abrücken, nur weil sich eine Hilfsorganisation einschaltet und sagt: "Das dürfen Sie nicht!"

 

aus: SPIEGEL ONLINE vom 10.08.2007 (Interview von Anna Reimann)

Link: www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,499121,00.html

 

3. Zwangsheirat (III): Infos im Internet auf deutsch, türkisch und albanisch

 

(BIM) Das Berliner Mädchenzentrum Szenenwechsel hat in Zusammenarbeit mit der Neuköllner Arbeitsgruppe "Migration und Menschenrechte" eine Homepage zum Thema Zwangsheirat erstellt. Neben Hintergrundinformationen und Gesetzestexten enthält sie Erfahrungsberichte, Literaturtipps, Veranstaltungshinweise und vieles andere mehr. Alle Informationen gibt es Wahlweise auf deutsch, türkisch und arabisch.

 

Die Homepage findet sich unter: www.zwangsheirat.de/index.html

 

4. „Ehrenmord“: Bundesgerichtshof hebt Freispruch für Sürücü-Brüder auf


Der so genannte Ehrenmord-Prozess um den Tod der 23-jährigen Deutsch-Türkin Hatun Sürücü in Berlin wird neu aufgerollt. Der 5. Strafsenat des Bundesgerichtshofs in Leipzig hob am Dienstag die Freisprüche für ihre beiden älteren Brüder auf und wies den Fall zur Neuverhandlung an das Berliner Landgericht zurück. Der BGH folg-te damit dem Revisionsantrag von Bundesanwalt Hartmut Schneider. Er hatte bean-tragt, die Freisprüche wegen fehlerhafter oder lückenhafter Beweiswürdigung aufzu-heben. Die aus einer streng religiösen muslimischen Familie stammende Hatun war im Februar 2005 wegen ihres westlichen Lebensstils erschossen worden.

 

Das Berliner Landgericht hatte 2006 nur ihren jüngsten Bruder nach einem Geständ-nis rechtskräftig zu einer Jugendstrafe von neun Jahren und drei Monaten Haft verur-teilt. Zwei mitangeklagte Brüder im Alter von heute 26 und 28 Jahren waren aus Mangel an Beweisen freigesprochen worden. Nach Überzeugung der Berliner Staats-anwaltschaft hatte der 28-Jährige die Mordwaffe besorgt und der 26-Jährige bei der Ermordung der Schwester im Berliner Ortsteil Tempelhof Schmiere gestanden.

 

Vor dem Berliner Landgericht hatte der damals 18 Jahre alte jüngste Bruder die allei-nige Verantwortung für den Mord übernommen. Seine frühere Freundin hatte hinge-gen unter Berufung auf intime Geständnisse des 18-Jährigen von einem Mordkom-plott berichtet, an dem auch die älteren Brüder beteiligt gewesen seien. Den Berliner Strafrichtern reichten die Aussagen der damals 16 Jahre alten Schülerin aber nicht für einen Schuldspruch aus. Sachbeweise fehlten, befanden sie.

 

Aus Sicht der Bundesanwaltschaft sind Rolle und Glaubwürdigkeit der Kronzeugin nicht ausreichend ausgeleuchtet worden. Die Berliner Richter seien davon ausge-gangen, dass der jüngste Bruder seine Freundin mit Lügengeschichten habe be-schwichtigen wollen. Doch es sei viel wahrscheinlicher, dass er im Vertrauen auf die Verschwiegenheit seiner Freundin die Wahrheit gesagt habe, argumentierte Schnei-der. Warum hätte der junge Mann komplizierte Lügen erfinden sollen - zumal das Mädchen ihm nahezu hörig gewesen sei, fragte der Bundesanwalt. Die Verteidiger der beiden älteren Brüder widersprachen der These von einem Mordkomplott. Der jüngste Bruder habe zu seinem besten Freund gesagt, «wegen der Tat werden mich alle hassen». Ihm habe der damals 18-Jährige mehr vertraut als einem Mädchen, das er nur zwei Wochen gekannt habe. Die Verteidiger beantragten, die Revision abzuweisen. Hatun hinterließ bei ihrem Tod einen fünfjährigen Jungen.

 

aus: NETZEITUNG.DE vom 28.08.2007

Link: www.netzeitung.de/deutschland/723191.html

 

5. Türkische Verbände begrüßen Sürücü-Urteil

 

Nicht nur die Politik, auch türkische Organisationen begrüßen, dass der Mord an Ha-tun Sürücü neu verhandelt wird. Der Bundesgerichtshof (BGH) hatte am Dienstag, wie berichtet, die Freisprüche der Brüder Mutlu und Alpaslan Sürücü aufgehoben. „Es muss jetzt intensiv geprüft werden, ob die Brüder mit dem Mord etwas zu tun ha-ben“, sagte Tacittin Yatkin, Präsident der Türkischen Gemeinde zu Berlin. „Dieses Verbrechen muss mit härtesten Mitteln bestraft werden. So etwas darf nicht mehr passieren. “ In dem eher konservativ ausgerichteten Dachverband sind 49 Vereine mit 49 000 Mitgliedern organisiert.

Der liberal eingestellte Türkische Bund mit 7000 Mitgliedern hofft, dass „mögliche Zu-sammenhänge“ der Brüder mit dem Mord an Hatun wegen ihres westlichen Lebens-stils überprüft werden. Safter Çinar, Sprecher des Türkischen Bundes, erinnerte an die heftige Kritik an den Freisprüchen nach dem Sürücü-Prozess, bei dem der jüngs-te Bruder Ayhan Sürücü zu einer Haftstrafe von fast zehn Jahren verurteilt wurde. „Ich will niemanden vorverurteilen. Aber jetzt kann das Gericht erneut und genauer Zusammenhänge überprüfen.“

Auch die Islamische Föderation, die für 4000 muslimische Grundschüler den Religi-onsunterricht erteilt, begrüßt das Urteil des BGH. „Das Urteil im Sürücü- Prozess hat viele Fragen aufgeworfen, die jetzt geklärt werden können“, sagte Burhan Kesici, Vi-zepräsident der Föderation. Der Religionsgemeinschaft gehören zwölf Moscheege-meinden an.

Für Andreas Becker vom Verein „Hatun und Can“, der sich nach dem Mord an Hatun Sürücü gegründet hat und Migrantinnen in Not hilft, ist das BGH-Urteil „richtungswei-send. Diese Taten sind keine Einzeltaten. Daran sind mehrere beteiligt“, sagte er. Solche Vermutungen sind von Vertretern der türkischen Organisationen offiziell nicht zu hören. Was sie aber auch bezweifeln, ist das Erscheinen der Sürücü-Brüder bei einer neuen Verhandlung. „Sollten sie nicht freiwillig kommen, müssen sie mit inter-nationalem Haftbefehl gesucht werden“, sagte Tacittin Yatkin von der Türkischen Ge-meinde. „Ich bin mir sicher, dass die Türkei Amtshilfe leisten wird.“

Die Sürücü-Brüder halten sich zurzeit in der Türkei auf. Mutlu Sürücü wolle freiwillig vor Gericht erscheinen, sagte sein Anwalt Heinz Möller. Rechtlich gesehen müsste die Türkei einem Auslieferungsersuchen deutscher Behörden zustimmen. Bei Alpas-lan Sürücü, der laut seinem Anwalt Matthias Kock sein Erscheinen auch zugesichert hat, liegt eine andere rechtliche Situation zugrunde: Er ist Türke. „Türkische Staats-bürger werden normalerweise nicht ausgeliefert“, sagte eine Sprecherin der türki-schen Botschaft. Allerdings könne er von türkischen Behörden befragt werden - und auch in der Türkei eine mögliche Strafe verbüßen.

 

aus: DER TAGESSPIEGEL vom 30.08.2007 (von Sabine Beikler)

Link: www.tagesspiegel.de/berlin/Fall-Sueruecue;art270,2368871

 

6. Necla Kelek: Der Fall Sürücü - mehr als ein Mord

 
Der Prozess gegen die drei Brüder Sürücü wegen gemeinschaftlichen Mordes an ih-rer Schwester Hatun, der mit einer Verurteilung und zwei Freisprüchen endete, wird neu verhandelt. So hat es der Bundesgerichtshof beschlossen. Das ist ein positives Signal, ganz unabhängig davon, wie das Urteil der Richter in der neuerlichen Ver-handlung vor dem Berliner Landgericht ausfallen wird.

 

Im ersten Sürücü-Prozess zielte die Strategie der Verteidiger zum einen darauf, alles zu tun, den jüngsten Bruder die Tat gestehen zu lassen und die anderen Familienmit-glieder als unwissend und unbeteiligt darzustellen. Dieser Verteidigungsstrategie hat-ten weder die Ankläger noch die Richter viel entgegenzusetzen. Gleichzeitig setzte man alles daran, die wichtigste Zeugin der Anklage, die türkische Freundin des ge-ständigen Bruders Ayhan, zu verunsichern. In mehrstündigen, auch für Beobachter quälenden Verhören, versuchten die Verteidiger die Aussagen des damals achtzehn-jährigen Mädchens zu erschüttern. Inhaltlich gelang es ihnen nicht, denn Melek, mit schusssicherer Weste im Gerichtssaal, blieb bei ihrer Aussage: Ayhan habe ihr ge-standen, die Tat mit den Brüdern vorbereitet zu haben und sei, als er die Schwester getötet hatte, dafür vom Bruder gelobt worden.

 

Ein ausreichender Beweis war ihre Aussage für das Gericht nicht. Und dass der Mör-der kurz nach der Tat - er schoss seiner Schwester dreimal aus nächster Nähe in den Kopf - einem seiner Brüder eine SMS schrieb, „Ich bin am Kotti, wo bist du?“, schien den Richtern kein Indiz für eine Verabredung. Der Bundesgerichtshof nun wertet Meleks Aussage und die SMS anders.

 

Für mich waren beim ersten Prozess in Berlin, den ich im Gerichtssaal verfolgt habe, mehrere Dinge auffällig. Ohne die mutige Aussage von Melek wäre dieser Mord un-aufgeklärt geblieben. Sie musste dafür ihr gesamtes bisheriges Leben aufgeben, braucht seitdem Polizeischutz und trägt nun einen fremden Namen. Trotzdem ließ sie sich nicht einschüchtern. Hatuns Eltern aber und die Geschwister fanden nicht ein persönliches Wort des Bedauerns, der Trauer um Hatun. Im Gegenteil, die Schwes-tern feierten den Freispruch der älteren Brüder.

 

Obwohl über diesen „Ehrenmord“ heftig und kontrovers öffentlich gestritten worden war, vermieden es nicht nur Verteidiger, sondern auch Ankläger und Richter, dem Fall eine gesellschaftliche Dimension zu geben. Doch die hatte er längst. Noch nie war die Differenz zwischen archaischer, religiös determinierter Kultur und einer auf-geklärten Gesellschaft so überdeutlich sichtbar geworden wie durch diese Tat. Je-dem war klar, dass mehr als ein Mord verhandelt wurde: Die drei Schüsse entlarvten das wohlmeinende Wegschauen angesichts gegengesellschaftlicher Strukturen als tödliche Toleranz.

 

Lange wurden solche Verbrechen eher als Familientragödie oder Eifersuchtsdrama verhandelt, oder man gestand den Angeklagten zu, ihr anderer Kulturkreis würde sol-che Taten rechtfertigen. Gerade erst hat das höchste italienische Gericht ein solches Urteil gefällt: Die Richter in Rom befanden, dass ein Vater seine Tochter im Namen des Islams prügeln darf, wenn die sich nicht so verhält, wie es die islamischen Sitten verlangen. Das Mädchen war der Familie zu „westlich-europäisch“, hatte einen Freund und war dafür wochenlang von Vater und Brüdern grausam misshandelt wor-den. Wer das duldet, relativiert die Menschenrechte.

 

Wohin solche archaischen Traditionen führen, zeigt sich nicht nur in der Türkei, wo im letzten Jahr allein in Istanbul fünfundvierzig sogenannte „Ehrenmorde“ verzeichnet wurden, sondern auch im Fall einer seit Jahrzehnten in München lebenden türki-schen Familie. Um zu verhindern, dass ihre Tochter bei ihrem deutschen Freund lebt, entführten und bedrohten sie den jungen Mann. Sie wollten die Tochter in die Türkei schaffen und dort verheiraten, alles war vorbereitet. Die als integriert geltende Fami-lie ruinierte sich durch diesen Rückfall in archaische Traditionen ihr Lebenswerk. Das deutsche Gericht verhängte gegen Sohn, Vater und Mutter hohe Gefängnisstrafen ohne Bewährung.

 

Im Berliner Sürücü-Prozess war unübersehbar: Der Familie der Ermordeten, die als Nebenkläger mit zwei Anwälten auftrat, ging es nicht um Hatun, sondern um die Brü-der und die Rettung der „Ehre der Familie“. Sie verteidigten ihre kurdisch-islamischen Tradition mitten in Deutschland, so wie die Kurden das seit Jahrhunderten auch in der Türkei tun, wenn der Staat versucht, sich einzumischen. Die Verhandlung be-schränkte sich auf die Klärung des Tathergangs. Der von der Familie engagierte „Wali“, ein in der muslimischen Community Berlins bekannter arabischer Friedens-richter, saß im Zuschauerraum, hatte die Prozessakten unter dem Arm und schien nach meinem Eindruck bereits vorher zu wissen, wer wie aussagen würde. Er organi-sierte dann auch die Presseauftritte für die Familie. Es sah aus, als würde die Familie wie in Ostanatolien über einen solchen Vermittler mit der Öffentlichkeit verhandeln wollen. Dem Gericht blieben diese Dinge verborgen, es fragte nicht danach, was sich hinter der Tat verbarg, und so kam es schließlich zu einer nach meiner Ansicht fal-schen Wertung der Fakten.

 

Bereits in seinem Geständnis hatte Ayhan verlesen lassen, dass er Hatuns Sohn Can vor dem schlechten Einfluss seiner Mutter bewahren wollte. Er wollte den Fünf-jährigen in seine Familie zurückholen, damit der muslimisch erzogen werden könne. Die Schwester Arzu versuchte später, zum Glück vergeblich, das Sorgerecht zu be-kommen. Der Junge lebt nach einer Entscheidung des Familiengerichts endgültig bei einer Pflegefamilie. Vielleicht musste Hatun nicht nur sterben, weil sie „wie eine Deut-sche“ lebte, auch ihr Sohn sollte davor bewahrt werden, ein „Ungläubiger“ zu werden. Das Gericht hätte gerade an dieser Aussage ansetzen können, um aus dem Weltbild dieser Familie mögliche Motive zu ermitteln und zu erfahren, welchen Einfluss der als strenggläubiger Muslim auftretende Bruder Mutlu hatte.

 

Wann es zur Neuverhandlung kommt, ist ungewiss, denn die beiden Brüder sind seit Monaten in der Türkei. Melek aber, die einen hohen Preis für unsere Freiheit zahlt, wird hoffentlich wieder aussagen. Sie lebt an einem unbekannten Ort. Ihr Beispiel könnte viele bedrängte Mädchen ermutigen. Genauso wie die Erfahrung, dass vor deutschen Gerichten die individuellen Rechte der Bürger verteidigt, nicht aber die archaischen Kollektivrechte der Scharia bestätigt werden.

 

Die Soziologin Necla Kelek veröffentlichte zuletzt das Buch „Die verlorenen Söhne“.

 

aus: FAZ vom 30.08.2007, Link: www.faz.net/s/RubCF3AEB154CE64960822FA5429

A182360/Doc~EC593A240751A4E54B33F98E198354327~ATpl~Ecommon~Scontent.html

7. Antidiskriminierung: Neuer Info-Brief des Forums gegen Rassismus

 

Die Arbeitsgruppe Gleichbehandlung des Forums gegen Rassismus hat im Juli 2007 ihren neunten Info-Brief herausgegeben. Im thematischen Fokus befinden sich die-ses Mal der Aufbau von Antidiskriminierungseinrichtungen sowie die Untersuchung von Maßnahmen zur Verbreitung des Antidiskriminierungsgedankens. Außerdem wird die Wirkung der „Anti-Rassismus-Richtlinie“(2000/43/EG) genauer beleuchtet.

 

Im ersten Teil werden die Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADB), die im Zuge des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes im August 2006 ihre Arbeit aufgenom-men hat, sowie die Europäische Agentur für Grundrechte (FRA) beschrieben.

Im zweiten Teil gehen Nicole Bosch und Mark Peucker vom Europäischen Forum für Migrationsstudien (efms) auf die Informationslage zum Thema Diskriminierung ein und können dabei auf fünf Jahre Berichterstattung für das EUMC zurückblicken.

Dabei ist die statistische Basis eher durchwachsen: Die Datenlage zur statistischen Ungleichheit zwischen Inländern und Ausländern – „leider kaum über MigrantInnen“ – ist in Deutschland sehr gut. Dagegen lägen nur „wenige verlässliche Informationen zu direkter Diskriminierung und individuellen Diskriminierungserfahrungen“ vor. Sta-tistiken zu Diskriminierungsbeschwerden seien in Deutschland „kaum vorhanden“. Lediglich in einigen wenigen Städten haben sich Beratungsstellen etabliert, die Be-schwerden registrieren und dokumentieren. Noch schlechter sei es um eine Informa-tionsquelle bestellt, „die wichtige qualitative Erkenntnisse über Mechanismen von Diskriminierung liefern“, nämlich Gerichtsverfahren. Die Autoren vom efms sehen die Gründe dafür „offensichtlich in der schwachen Antidiskriminierungsgesetzgebung in Deutschland“, die Klagen gegen Diskriminierung, „insbesondere im Bereich des Zivil-rechts bisher nicht sehr aussichtsreich machte“.

Im dritten Teil wird die Antidiskriminierungsarbeit der Schweizer thematisiert, sowie zwei „good practice“- Projekte.

 

Den Info-Brief gibt es unter: www.migration-online.de/data/infobrief09.pdf

 

aus: "Forum Migration“ von September 2007

 

8. "Teilhaben - Teil werden!" - Interkulturelle Woche vom 23. bis zum 29.09 2007

(BIM) "Teilhaben - Teil werden!" - so lautet das Motto der bundesweiten Interkulturel-len Woche/ Woche der ausländischen Mitbürger 2007, die vom 23. bis 29. Septem-ber stattfindet. Die "Woche" bettet sich damit in das Europäische Jahr der Chancen-gleichheit ein und thematisiert Möglichkeiten und Begrenzungen der Partizipation von Migrantinnen, Migranten und Flüchtlingen:  Welche Erfahrungen gibt es aus Schule, Ausbildung und Beruf? Welche Maßnahmen wirken Diskriminierung entgegen? Wie können sich Religionsgemeinschaften in die Gesellschaft einbringen? Wie steht es um das Ein-bürgerungsrecht und um den Familiennachzug? Und: Welche Perspek-tive haben Menschen ohne Papiere?

 

Eröffnet wird die diesjährige Interkulturelle Woche bereits am 21.09.2007 mit einem Ökumenischen Gottesdienst in Frankfurt am Main.

 

Mehr Informationen gibt es unter: www.interkulturellewoche.de

 

9. Kampagne der Bundesregierung: Fähigkeiten der Migranten nutzen

 

Die Bundesregierung wirbt mit einer Kampagne dafür, dass Unternehmen, Verbände und die öffentliche Hand mehr Migranten einstellen. In Zuwanderern stecke ein gros-ses wirtschaftliches Potenzial, betonte die Integrationsbeauftragte Maria Böhmer, die gestern die vier Millionen Euro teure Kampagne "Vielfalt als Chance" vorstellte. An-gesichts des Fachkräftemangels und der Globalisierung könnten Firmen von Zuwan-derern profitieren, sagte Böhmer.

 

Dabei wies sie auf eine vor kurzem veröffentliche Studie des Instituts für Arbeits-markt- und Berufsforschung hin, wonach eine Region mit vielen Zuwanderern wirt-schaftlich erfolgreicher ist als eine Gegend, in der weniger Zuwanderer leben. Zudem seien Unternehmen, die auf eine multikulturelle Belegschaft setzten, an der Börse er-folgreicher, sagte Böhmer. "Menschen mit Migrationshintergrund sprechen meist mehrere Sprachen und kennen sich in unterschiedlichen kulturellen Gepflogenheiten aus", sagte Böhmer. Zudem würden Zuwanderer als Konsumenten immer wichtiger. Nach Böhmers Angaben haben die 2,5 Millionen türkischen Familien in Deutschland eine Kaufkraft von 17 Milliarden Euro.

 

Die Kampagne umfasst Plakataktionen, Workshops und Konferenzen. Ein Wettbe-werb konzentriert sich auf die Ausbildung. Bis zum 14. Dezember können sich Fir-men, Verbände und Verwaltungen bewerben, die Zuwanderer bei der Ausbildung un-terstützen.

 

aus: Berliner Zeitung vom 24.08.2007 (von Sigrid Averesch)

 

10. NRW präsentiert "Route der Migration" im Internet

Das Land NRW hat ein neues Internet-Projekt zur Einwanderungsgeschichte vorge-stellt. Die "Route der Migration" zeichnet wichtige Ereignisse der Einwanderungs-His-torie nach. So sind im Netz jetzt Informationen über den Hindu-Tempel in Hamm und das Multikulti-Viertel Eigelstein in Köln nachzulesen. Auch der Brandanschlag von Solingen wird dargestellt. Ziel des Online-Projekts sei langfristig ein Migrations-Muse-um in Nordrhein-Westfalen, sagte der Integrationsbeauftragte Thomas Kufen. 22,4 Prozent der Einwohner in NRW haben eine persönliche Zuwanderungsgeschichte.

Die „Route der Migration“ ist zu finden unter: www.migrationsroute.nrw.de

aus: Rheinische Post vom 28.08.2007

 

11. Berlin, 06.09.2007: FES-Veranstaltung zu Rechtsextremismus im Fußball

 

Noch immer erinnern sich viele Menschen in Deutschland an die Fußball-Weltmeis-terschaft im vergangenen Sommer: gute Stimmung, herrliches Wetter, unbeschwer-tes Feiern von Menschen verschiedener Herkunft. Es war ein wahres „Sommermär-chen“ wie der Dokumentarfilm über die WM betitelt ist.

 

Im Jahr danach sind im deutschen Fußball zahlreiche unerfreuliche Dinge gesche-hen. Schon wenige Wochen nach der WM häuften sich berichte über rassistische Vorfälle im deutschen Fußball insbesondere der unteren Ligen. Beleidigungen dun-kelhäutiger Spieler, antisemitische Parolen und Gewalt auf den Zuschauerrängen sind nur einige Stichworte der fußballdeutschen „Herbstdepression“ nach der Eupho-rie der sommerlichen WM.

 

Verantwortiche in Vereinen, Verbänden, Politik und Öffentlichkeit haben auf die neu ins Bewusstsein gerückte Herausforderung durch rechtsextreme Vorfälle in deut-schen Stadien reagiert. In einem wahren „Winteraktionismus“ sind Gegenmaßnah-men entwickelt worden, wobei das Problem nach wie vor ungelöst ist.

 

Die Stiftung SPI und die Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) laden ein Jahr nach Beginn der jüngsten öffentlichen Debatte zur Diskussion ein über den derzeitigen Stand der Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus in deutschen Stadien.

 

Die Veranstaltung findet statt am Donnerstag, 06.09.2007, 18.00 Uhr im Forum Berlin der Friedrich-Ebert-Stiftung, Hiroshimastraße 17, 10785 Berlin-Tiergarten. Anmeldun-gen bitte an Marion Loyda, Telefon 030 26935-827, E-Mail: forum.ml@fes.de

 

12. Dessau, 06.09.2007: Fachtagung zu Fremdenfeindlichkeit im Alltag

 

„Die dealen mit Drogen und nehmen uns unsere Arbeitsplätze weg“ - zwei der gän-gigsten Vorurteile gegen Menschen mit Migrationshintergrund. Spricht man häufig mit Einheimischen über dieses Thema, kommt allerdings noch viel mehr zu Tage: Aus-länder bekommen mehr Geld vom Staat als Deutsche, Ausländer spannen den Deut-schen in der Disco die Freundin aus, Ausländer unterdrücken ihre Frauen - die Res-sentiments gegen „die Fremden“ nehmen gar kein Ende.

 

Wo also beginnt und wo endet Fremdenfeindlichkeit? Warum machen viele Deutsche es Migranten mit ihrem Fremdenunfreundlichen Verhalten schwer in der neuen Hei-mat? Und was kann man dagegen tun? Reichen unsere Integrationsstrategien aus, um Migranten und Deutsche wirklich zu integrieren? Oder brauchen wir gelegentlich auch eine größere Portion Zivilcourage?

 

Diesen Fragen sollen im Rahmen einer Fachtagung diskutiert und aus der Perspekti-ve von Wissenschaft, Politik, Migranten-Organisationen, Schule und Jugendarbeit beleuchtet werden.

 

Veranstalter sind Netzwerk für Demokratie und Toleranz in Sachsen-Anhalt, Bündnis für Zuwanderung und Integration, Deutscher Gewerkschaftsbund Sachsen-Anhalt, Runder Tisch gegen Ausländerfeindlichkeit Sachsen-Anhalt und Multikulturelles Zen-trum Dessau e.V.

 

Die als Lehrerfortbildung anerkannte Fachtagung findet statt an diesem Donnerstag, 06.09.2007 im Bauhaus, Gropiusallee 38 in Dessau-Roßlau. Anmeldungen bitte um-gehend an: Landeszentrale für politische Bildung, Referat III, Schleinufer 12, 39104 Magdeburg, Telefon: 0391 567-6459, Email: netzwerk@lpb.stk.sachsen-anhalt.de

 

13. Lindau: exilio e.V. bietet Seminar für Ehrenamtliche in der Migrantenhilfe

 

Der in Lindau am Bodensee ansässige gemeinnützige Verein exilio e.V. engagiert sich seit 12 Jahren in der Betreuung und Unterstützung von Flüchtlingen, Migranten und Folterüberlebenden. In dieser Zeit konnte der Verein sein Betreuungsangebot stetig erweitern und Erfahrungen in unterschiedlichsten Arbeitsbereichen sammeln. Diese Erfahrungen sollen nun in Rahmen eines Seminars in Lindau weitergegeben und diskutiert werden.

 

Das Seminar richtet sich an Ehrenamtliche oder Einsteiger in der Flüchtlings- und Mi-grantenarbeit richten und wird an einem Wochenende im November, voraussichtlich 11./12. bzw. 17./18. November, stattfinden. Der Teilnehmerbetrag soll so niedrig wie möglich gehalten werden. Ziel des Seminars soll es einerseits sein, eine Übersicht über die Arbeit in den einzelnen Bereichen und den spezifischen Vorgehensweisen zu geben. Zum anderen soll ein Rahmen zum Austausch von Kenntnissen, Erfahrun-gen und Problemlösungsansätzen hergestellt werden. Daher ist eine Aufteilung des Seminars in Plenumsveranstaltungen und Workshops geplant.

 

Weitere Informationen über: exilio - Hilfe für Migranten, Flüchtlinge und Folterüberle-bende e.V., Reutiner Straße 5, 88131 Lindau, Telefon: 08382 - 409453, Fax: 08382 -409454, info@exilio.de, www.exilio.de

 

14. Mainz, 16./17.11.2007: Studenten-Konferenz „Migration und Entwicklung“

 

In der Migrationsdebatte findet ein Perspektivenwechsel statt. Migration wurde bisher oft nur in eine Richtung diskutiert. Positive Effekte für Industrie- und Entwicklungslän-der wurden in dieser Diskussion häufig vernachlässigt und erst seit kurzer Zeit auf internationalem Parkett intensiver untersucht. Chancen und Grenzen des Entwick-lungspotentials moderner Migration sollen daher auf der Studenten-Konferenz „Mi-gration und Entwicklung“ am 16. und 17. November in Mainz im Mittelpunkt stehen.

 

Die AG „Migration und Entwicklung“ des Fachbereichs Internationale Politik der Jo-hannes Gutenberg-Universität Mainz ruft einen Call for Papers aus. Es können Expo-sés eingereicht werden zu folgenden Themen: Kompetenztransfer (Braingain), Kapi-taltransfer (Remittances), Transnationale Netzwerke, Policies.

 

Die Studenten-Konferenz richtet sich an Studierende aller Fachrichtungen, die sich in einer akademischen Arbeit (Haus-, Abschluss- oder Doktorarbeit) mit der Problematik rund um den Zusammenhang von Migration und Entwicklung beschäftigt haben. Die Einsender der interessantesten Exposés dürfen in 20-minütigen Vorträgen ihre inno-vativen Ideen und Forschungsprojekte präsentieren. Im Anschluss an die Konferenz wird es eine begleitende Publikation mit auserwählten Beiträgen geben.

 

Bewerbungen (Maximal 8000 Zeichen, ca. 2 DINA4 Seiten, mit Leerzeichen) bitte bis 14. September 2007 per E-Mail an migrationundentwicklung@uni-mainz.de unter vollständiger Angabe der Kontaktdaten. Für Vortragende können Reise- und Über-nachtungskosten ggf. erstattet werden. Anmeldungen bitte bis 15.10.2007 per E-Mail an migrationundentwicklung@uni-mainz.de

 

Weitere Kontaktdaten: AG Migration und Entwicklung, Institut für Politikwissenschaft; FB 02 Internationale Politik, Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Colonel-Klein-mann-Weg 2, 55099 Mainz, www.politik.uni-mainz.de/cms/migrationundentwicklung

 

15. Offenbach, 04.09.2007: Fachvortrag zur Bikulturellen Identität

 

(BIM) Über 40 Prozent der Offenbacher Kinder und Jugendlichen haben keinen deut-schen Pass und sind mit unterschiedlichen kulturellen Kontexten konfrontiert. Was bedeutet dies für Identitätsentwicklungsprozesse in Kindheit und Jugend? Bikulturelle Identität - was verbirgt sich dahinter? Welche Rahmenbedingungen brauchen Kinder und Jugendliche für gelungene bikulturelle Identitätsentwicklungsprozesse? Wo lie-gen die Stolpersteine?

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