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Illegaler Rapper Afro Hesse

Illegaler Rapper Afro Hesse

Der Unsichtbare

Afro Hesse lebt seit fünf Jahren illegal in Deutschland. Der Algerier rappt über die Straße und sein Leben als Unsichtbarer. Nun erscheint sein Debütalbum.

VON THOMAS WINKLER

Immer in Tarnung: Afro Hesse. Foto: screenshot .myspace.com/liquormusicberlin

Die Geschichte, die heute erzählt werden soll, ist eine absurde Geschichte. Sie handelt von einem, der gehört werden will, aber es nicht wagen darf, gesehen zu werden. Von einem, der lautstark seine Stimme erhebt, dem aber nicht erlaubt ist, seine Stimme abzugeben. Es ist die Geschichte eines Menschen, der hier lebt, in Deutschland, mitten unter uns, der aber trotzdem nicht existiert. Dies ist die Geschichte eines Menschen, der nicht Mensch sein darf.


Dies ist die Geschichte von Afro Hesse. Die Geschichte von einem, der in Algerien geboren wurde, mit der Familie nach Deutschland floh, in Darmstadt aufwuchs, mit 14 anfing, Musik zu machen, zu rappen, Konzerte zu veranstalten, ein Leben zu leben. Er ist, wie es so heißt, integriert. Dann, vor bald fünf Jahren, endet dieses Leben. Die Aufenthaltsgenehmigung läuft aus, die Duldung wird nicht mehr verlängert, Afro soll abgeschoben werden in ein Land, das lange schon nicht mehr seine Heimat ist. Panisch flüchtet er nach Frankreich. Vor einem Jahr kommt er zurück nach Deutschland. Heute ist Afro Hesse 27 Jahre alt und lebt illegal in diesem Land, ohne Papiere, ohne Arbeit, ohne Geld, "als säße man im Rollstuhl, und keiner schiebt ihn".

Aus diesem Leben, das keines ist, erzählt Afro Hesse in den Raps seines Albums "Mehr als Musik". Erzählt vom Leben auf der Straße, vom Leben im Exil, ohne Geld und Perspektive, ohne Rechte und ohne Papiere, erzählt aus einer Parallelwelt: "Du fährst nicht schwarz, denn das ist tödlich/ Du bekommst kein Hartz und hast jeden Euro nötig." Die deutschen Behörden mögen sagen, dass es ihn gar nicht gibt, aber dieses Album steht im Laden, ist zu kaufen, ist der Beweis, dass es Afro Hesse gibt. "Ich bin ein Street Rapper", sagt er, "der ehrlichste Rapper Deutschlands. Bei mir ist nichts gelogen, alles ist wahr und ehrlich. Alle anderen sind Lügner."

Beim konspirativen Treffen trägt er die international abgesicherten Insignien des Hiphop, Jogginghosen, weite Wattejacke und Turnschuhe. Für die Fotos zieht er die Baseballmütze tief ins Gesicht, man soll ihn nicht erkennen. Grau ist seine Kleidung, als wollte er sich tarnen. Und alles ist etwas abgerissen, ein wenig ärmlich. Die Zähne stehen kreuz und quer im Mund und sind braun geworden.

Schlimmer, erzählt er, sind die immer wiederkehrenden Gedanken. Das ständige Misstrauen. Was wäre, wenn? Was ist, wenn der Journalist gar kein Journalist ist? Wenn gleich die Handschellen klicken? Wenn ich morgen schon in Algerien bin? Abgeschoben in ein Land, dessen Sprache er nur so lala spricht. Weg ins Ungewisse, vorbei das bisschen Leben, das noch geblieben war. Alltag, sagt er, sind solche Gedanken.

Nicht nur für ihn. Afro weiß, dass er nicht der einzige Illegale ist. "Wir sind unter euch", sagt Afro, "aber wir sind unsichtbar." Und versucht das auch zu bleiben. Afro versucht sich nun an der Quadratur des Kreises: Als Unsichtbarer eine Karriere anzustreben in einer öffentlichen Branche, zu deren Geschäftsprinzipien der Verkauf von Images gehört, ohne Gesicht berühmt werden in einem visuellen Geschäft.

Trotzdem haben bekannte deutsche Rapper wie Eko Fresh, Sentino oder Megaloh, wie es in der Szene üblich ist, ein paar Zeilen zu seinem Album beigesteuert, haben ihren Respekt gezollt. Eine kleine Plattenfirma, die "Mehr als Musik" herausbringt, hat er auch gefunden. Die Platte wird von einem renommierten Vertrieb in die Läden gebracht. Ein weiteres Album, eine Kooperation mit dem Rockmusiker Joachim Deutschland, ist schon fast fertig aufgenommen. Ein Bankkonto hat er trotzdem nicht, selbstverständlich nicht, wie denn auch. Aber das ist auch nicht nötig, denn dass er demnächst Bushido Konkurrenz machen könnte an der Spitze der deutschen Charts, das mag er nicht einmal hoffen. "Ich weiß doch, wie das Geschäft läuft."

Ab und an bekommt Afro mal einen Job als Tagelöhner. Schleppt da Kisten, schraubt dort was zusammen. Legal ist es nicht, unterbezahlt sowieso, aber er ist dankbar für das bisschen Geld, das ihn über die nächsten Tage bringt und ihm "ein Gefühl von Freiheit" gibt. Unlängst war er engagiert bei der "Mercedes Fashion Week". Irgendwann stand er, einen Moment nur, neben Naomi Campbell. Das Supermodel mit dem weltweit bekannten Gesicht neben dem Illegalen, der unsichtbar bleiben muss. "Krass" war das, sagt Afro, und dass er sich manchmal fühlt wie ein Alien, ein Außerirdischer.

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