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70 Jahre nach Beginn des Zweiten Weltkriegs

70 Jahre nach Beginn des Zweiten Weltkriegs:

Zahlreiche Aktivitäten der Friedens- und Gewerkschaftsbewegung zum Antikriegstag 2009 (1. September) - Pressemitteilungen des "Friedensratschlags" und der "Friedenskooperative"


"Der Welt den Frieden erklären"

  • Gewerkschaften und Friedensbewegung begehen Antikriegstag (1. September)
  • Afghanistankrieg im Mittelpunkt
  • Vor 70 Jahren begann Deutschland den Zweiten Weltkrieg
Pressemitteilung des Bundesausschusses Friedensratschlag

Kassel, Frankfurt, Hamburg, Berlin, 30. August 2009 - Zum bevorstehenden Antikriegstag ("Weltfriedenstag") und den Aktionen von Friedensbewegung und Gewerkschaften erklärte ein Sprecher des Bundesausschusses Friedensratschlag:

Mit über 200 Veranstaltungen in mehr als 150 Städten erinnern Friedensbewegung und Gewerkschaften in diesen Tagen an den Beginn des Zweiten Weltkriegs vor 70 Jahren. Die Formen des Gedenkens und Mahnens sind vielfältig: Sie reichen von Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen über Gedenken mit Kranzniederlegungen oder Mahnwachen bis zu Informationsständen und anderen Aktionen auf der Straße (einschließlich Demonstrationen und Kundgebungen). Die meisten Veranstaltungen finden direkt am 1. September statt.*

Am frühesten müssen die Friedensaktivisten und Gewerkschafter/innen in Kassel aus dem Bett: Die dortige Gedenk- und Mahnveranstaltung beginnt bereits um 5 Uhr 45 Uhr im Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus. Hintergrund: "Seit 5 Uhr 45 wird jetzt zurückgeschossen!", sagte Adolf Hitler am 1.9.1939 im Reichstag. Am Abend zuvor hatten SS-Leute in Zivil den Sender Gleiwitz "überfallen" und behauptet, es habe sich um einen Angriff von Polen gehandelt. Dies war der inszenierte propagandistische Anlass zur Auslösung des verheerendsten Krieges der Weltgeschichte.

Der Bundesausschuss Friedensratschlag, ein Bündnis zahlreicher Basisfriedensinitiativen im ganzen Land, begrüßt die Erklärung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) zum diesjährigen Antikriegstag. Entschiedener als in den Jahren davor wendet sich der DGB gegen die deutsche Beteiligung am Afghanistankrieg und fordert die "schnellstmögliche" Beendigung des Bundeswehreinsatzes. Damit stellt sich der DGB nicht nur bewusst an die Seite der Friedensbewegung, sondern verleiht auch der übergroßen Mehrheit der Bevölkerung eine wichtige Stimme, die nach zahlreichen Meinungsumfragen ebenfalls für den Abzug aus Afghanistan ist.

Begrüßt wird auch die klare Positionierung der Gewerkschaften gegen Rechts. "Alte und neue Nazis haben keinen Platz in unserem Land. Der DGB fordert mit allem Nachdruck ein Verbot der NPD", heißt es im DGB-Aufruf (pdf-Datei). Dies schließt aktives Engagement gegen rechtsradikale Aufmärsche ein, bei denen die Geschichte umgeschrieben und die deutsche Verantwortung für die 55 Millionen Kriegstoten geleugnet wird. Die Mahnung der Überlebenden der Konzentrationslager: "Nie wieder Krieg - nie wieder Faschismus!" ist heute Verpflichtung für jeden Demokraten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg haben sich die Menschen eine "neue Welt des Friedens und der Freiheit" erhofft. Eine solche Welt ist aber nur möglich, so heißt es in der Erklärung des "Friedensratschlags", "wenn der zunehmenden Militarisierung der internationalen Politik, dem skrupellosen Wettlauf um Ressourcen und der schamlosen Ausplünderung der Dritten Welt ein Riegel vorgeschoben wird." (Die Erklärung "Die Lehren für die Nachgeborenen" gibt es hier als pdf-Datei.) In der Erklärung findet sich die "Agenda" der Friedensbewegung in einem Satz zusammengefasst: "Frieden wird es nur geben, wenn wir die Soldaten aus Afghanistan zurückziehen, wenn wir keine Waffen mehr an Kriegsparteien exportieren, wenn wir dafür sorgen, dass die restlichen US-Atomwaffen aus Deutschland abgezogen werden, wenn wir aus der NATO austreten, wenn wir die Militarisierung der Europäischen Union nicht zulassen und wenn die deutsche Außenpolitik auf Militär und Gewalt gänzlich verzichtet."

Der Aufruf aus der Friedensbewegung schließt mit den Worten: "70 Jahre nach Beginn des von Deutschland ausgehenden Zweiten Weltkrieges erklären wir der Welt nicht mehr den Krieg, sondern den Frieden."

Für den Bundesausschuss Friedensratschlag:
Peter Strutynski (Sprecher)

* Ein großer Teil der Veranstaltungen kann dem Veranstaltungskalender der Friedenskooperative entnommen werden (siehe PM weiter unten).
Weitere Veranstaltungen finden sich auf den regionalen Websites des DGB bzw. von Einzelgewerkschaften.

** Zur weiteren Lektüre empfehlen wir die friedenspolitische Website der AG Friedensforschung, z.B. mit einem umfangreichen Afghanistan-Dossier
oder mit dem Dossier zum Antikriegstag.


PM: 200 Veranstaltungen zum Antikriegstag / Weltfriedenstag

An die Presse
Freitag, 28. August 2009

(Bonn) Mit mehr als 200 Veranstaltungen erinnern Gewerkschaften und Friedensgruppen an den Überfall Nazideutschlands auf Polen am 1. September vor 70 Jahren, mit dem ein verbrecherischer Vernichtungskrieg ohne Beispiel begann, dem mehr als 60 Millionen Menschen zum Opfer fielen. Eine Terminübersicht mit Suchfunktionen veröffentlicht das Netzwerk Friedenskooperative unter www.friedenskooperative.de/akt09terndx.htm.

Die Veranstalter wenden sich gegen die heutigen Kriegseinsätze der Bundeswehr und reklamieren entschiedenes Engagement der deutschen Politik für politische Konfliktlösungen und zivile Konfliktbearbeitung. In einem gemeinsamen bundesweit verbreiteten Flyer begründen Friedensorganisationen ihre Forderung nach einem Abzug der Truppen aus Afghanistan und rufen auf, die Haltung der Bundestagskandidaten zum Krieg am Hindukusch auch bei der eigenen Wahlentscheidung zu berücksichtigen.

"Nie wieder Krieg – nie wieder Faschismus!", hieß es nach der Befreiung vom Hitlerfaschismus durch den Sieg der Alliierten im Mai 1945. "An diese zentralen Lehren müssen Parteien und Bundesregerierung dringend erinnert werden. Kriegseinsätze in aller Welt und eklatante Defizite im Vorgehen gegen neonazistische Umtriebe sind das Gegenteil", erklärt der Geschäftsführer der Friedenskooperative Manfred Stenner.

Gegen die mancherorts versuchte Vereinnahmung des Antikriegstags durch Neonazis wehren sich die Friedensgruppen vehement, so am 5. September in Dortmund mit Protestaktionen gegen deren "Nationalen Antikriegstag".

Den Kriegseinsatz in Afghanistan sehen die Gruppen der Friedensbewegung nach acht Jahren mit bisher mehr als 50.000 Todesopfern als völlig gescheitert und fordern einen generellen Paradigmenwechsel im Umgang mit Krisen und Konflikten. Allein mit großem zivilem Engagement in enger Zusammenarbeit mit der örtlichen Bevölkerung seien Fortschritte für Frieden und Entwicklung denkbar.

Die Antikriegstagsaktionen wenden sich u.a. auch gegen den Irakkrieg und fordern Engagement für eine politische Lösung im Schlüsselkonflikt Israel/Palästina. Und nicht erst seit der Vision Präsident Obamas für eine atomwaffenfreie Welt wird von der Bundesregierung der Abzug der letzten verbliebenen Atombomben aus dem Fliegerhorst Büchel in der Eifel verlangt. Den deutschen Verzicht auf diese "nukleare Teilhabe" will die Friedensbewegung mit einer groß angelegten Kampagne bis zur Überprüfungskonferenz des Atomwaffensperrvertrages im Mai nächsten Jahres erreichen.

gez. Manfred Stenner
Geschäftsführer des Netzwerks Friedenskooperative


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